Dutzende Tote Verheerender Anschlag bei Sportveranstaltung in Pakistan

Der Täter hatte sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug neben dem Sportplatz im Distrikt Lakki Marwat zur Explosion gebracht. Mit katastrophalen Folgen: Bei dem Selbstmordanschlag in Pakistans unruhiger Nordwest-Grenzprovinz kamen am Neujahrstag mindestens 95 Menschen ums Leben, darunter viele Kinder.

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HB ISLAMABAD/WASHINGTON/BERLIN. Der verheerende Selbstmordanschlag mit mindestens 95 Toten auf einem Sportplatz in Pakistan hat international Abscheu und Empörung ausgelöst. Die USA, die EU und Berlin verurteilten den Terrorakt am Rande eines Volleyball-Spiels in der unruhigen Nordwest-Grenzprovinz. Polizei und Militär fahndeten am Samstag nach den Hintermännern des Attentats. Die Sicherheitskräfte machten radikal-islamische Extremisten für den Anschlag verantwortlich. "Wir rechnen mit einigen Festnahmen im Laufe des Tages", sagte ein Polizeisprecher im Distrikt Lakki Marwat, der an die Taliban-Hochburg Süd-Waziristan grenzt.

Das Attentat am Neujahrstag war das schwerste in Pakistan seit gut zwei Monaten und eines der blutigsten der vergangenen Jahre. Der Täter hatte sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug während der Sportveranstaltung zur Explosion gebracht. Dutzende Menschen wurden verletzt.

US-Außenministerin Hillary Clinton versicherte in einer Erklärung, Washington werde weiter an der Seite Pakistans stehen. Die USA unterstützten die Pakistaner bei ihren Anstrengungen im Kampf gegen den gewalttätigen Extremismus und bei der Stärkung der Demokratie. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich schockiert: "Dieser schändliche Angriff ist ein weiteres Beispiel für die abscheuliche Gewalt, unter der Pakistan und seine Bevölkerung leiden." Zugleich bekräftigte die EU ihre Unterstützung der Regierung und der Bevölkerung Pakistans. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte, solche Terrorakte zeigten, wie notwendig regionale Zusammenarbeit und ein entschlossenes Vorgehen gegen Terrorismus seien.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat. Nach Angaben von Sicherheitskräften hatte es aber in den vergangenen Tagen Drohungen gegen die Zivilbevölkerung gegeben. Nach Medienberichten sind unter den Toten auch zahlreiche Kinder. Die Zahl der Verletzten wurde am Samstag mit "mehreren Dutzend" angegeben.

Polizeisprecher Mohammad Ayub Khan sagte, die Terroristen seien mit zwei Fahrzeugen in das Dorf Sha Hassan Khel gekommen. Ein blauer Lieferwagen sei auf den gut besuchten Sportplatz gefahren und dort explodiert. Hunderte Menschen drängten sich zu dem Zeitpunkt am Spielfeldrand. Durch die Wucht der Explosion wurden mehrere umstehende Gebäude schwer beschädigt, drei Ladengeschäfte wurden zerstört. Der zweite Wagen habe unmittelbar danach das Dorf wieder verlassen.

In dem pakistanischen Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan führt das pakistanische Militär seit Mitte Oktober ein Großoffensive gegen Taliban-Kämpfer und El-Kaida-Terroristen. Dabei wurden nach Angaben der Armee bislang mehr als 600 Extremisten getötet. Im Gegenzug verüben Aufständische landesweit immer wieder blutige Anschläge gegen Einrichtungen der Sicherheitskräfte und zivile Ziele, bei denen in den vergangen zwei Monaten mehr als 500 Menschen ums Leben kamen.

Erst vor zwei Wochen starben bei einem Selbstmordanschlag auf einen Regionalpolitiker in der ostpakistanischen Stadt Dera Ghazi Khan etwa 30 Menschen. In der Metropole Lahore wurden Anfang Dezember mindestens 30 Menschen getötet und 100 weitere verletzt, als in einer belebten Einkaufsstraße zwei Sprengsätze explodierten. Wenige Tage zuvor starben 40 Menschen bei einem Anschlag auf eine Moschee der Streitkräfte in Rawalpindi. Der bislang blutigste Anschlag mit mehr als 100 Toten ereignete sich Ende Oktober auf einem Basar in Peshawar, der Hauptstadt der Nordwest-Grenzprovinz.

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