Andreas Dombret "Steuerzahler sollten nicht für Banken haften"

Seite 2/2

"Wir brauchen Brücken"

Also machen Sie sich keine Sorgen um deutsche Banken?

Ihr größtes Problem ist die mangelnde Profitabilität. Nur wenn sie ausreichend verdienen, können sie in guten Zeiten Reserven aufbauen, mit denen sie in schlechteren Jahren Schwankungen ausgleichen.

Wie gefährlich sind die Niedrigzinsen für die Banken?

Wir haben das gemeinsam mit der BaFin im Herbst 2015 eingehend untersucht. Da rechneten die Institute damit, dass sie bei unveränderten Zinsen in den kommenden vier Jahren 25 Prozent ihrer Ertragskraft verlieren. Nun sind die Zinsen weiter gefallen. Wir werden die Umfrage deshalb wiederholen.

Früher wollte er Pfarrer werden, heute ist er Vorstandsmitglied der Bundesbank. Andreas Dombret spricht im Interview darüber, warum er das Leben als Investmentbanker nicht vermisst - und was er Absolventen rät.
von Saskia Littmann, Cornelius Welp

Leitzinsen können Banken nicht ändern. Was sollten sie tun?

Viele deutsche Institute sind zu abhängig von Zinserträgen. So schwierig das ist – sie sollten ihr Geschäftsmodell mittelfristig besser ausbalancieren. Dazu sollten sie auch höhere Gebühren und Beiträge für ihre Dienstleistungen prüfen. Schnelle Effekte lassen sich über Einsparungen erzielen. Da ist allerdings bei deutschen Banken und Sparkassen schon viel geschehen. Angesichts des veränderten Kundenverhaltens sollte aber das Filialnetz ständig auf dem Prüfstand stehen.

Legen Banken selbst riskanter an, um mehr zu verdienen?

Bisher nur sehr eingeschränkt. Ein solches Verhalten wird allerdings umso wahrscheinlicher, je länger die aktuelle Niedrigzinsphase dauert.

Viele Banken finanzieren mehr Immobilien, die Preise steigen. Wie gefährlich ist das?

Wir sehen in einigen Regionen und bei einigen Instituten sehr starkes Kreditwachstum, das die Stabilität bislang aber nicht bedroht. Ich sehe keine Blase, aber erste Wolken am Horizont.

Sind Zusammenschlüsse zwischen Banken sinnvoll?

Wir begrüßen alle Schritte, die zu Effizienzgewinnen führen. Die Zinssituation wird sich nicht kurzfristig ändern, es darf deshalb keine Tabus geben.

Sollten Deutsche und Londoner Börse fusionieren?

Als Aufseher machen wir keine Industriepolitik. Rein ökonomisch hat der Brexit die Logik sogar verstärkt. Wir brauchen Brücken zwischen Großbritannien und dem Rest Europas.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%