Nach dem Verfassungsreferendum ist ein EU-Beitritt der Türkei für den italienischen Außenminister Angelino Alfano vorerst kein Thema mehr. „Der Beitritt der Türkei zur Europäischen Union ist derzeit vom Tisch“, sagte er am Dienstag in einem Interview der Zeitung „Corriere della Sera“. Eine Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei würde ihm zufolge einen Beitritt in noch weitere Ferne rücken.
Die Türkei spiele allerdings wegen ihrer Lage zwischen Osten und Westen eine wichtige Rolle, etwa in der Nato, und solle nicht isoliert werden. „Wir brauchen Realismus“, sagte Alfano.
Eine knappe Mehrheit der türkischen Wähler hatte bei dem Referendum am Sonntag für eine Verfassungsreform gestimmt. Das damit angenommene neue Präsidialsystem verleiht dem Staatsoberhaupt deutlich mehr Macht. Die Opposition, die eine Ein-Mann-Herrschaft des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan befürchtet, fordert wegen Unregelmäßigkeiten eine Annullierung der Abstimmung. Am Montag beschloss die türkische Regierung eine erneute Verlängerung des Ausnahmezustands nach dem Putschversuch im Juli 2016.