Wie rette ich mein Erspartes?
Grund zu Panik besteht zunächst nicht. Auch die betroffenen Zyprer können im Grunde nichts tun, solange die Bankschalter geschlossen bleiben und das Online-Banking gekappt ist. Das Geld für die geplante Zwangsabgabe ist per Erlass bereits eingefroren. Vermögende, die außerhalb Zypern wegen der nun wieder aufflackernden Euro-Krise Angst um ihre Ersparnisse haben, können lediglich tun, was die WirtschaftsWoche schon seit Krisenbeginn empfiehlt: Das Vermögen auf Gold, Sachwerte wie Immobilien oder Kunst sowie Aktien solider, möglichst dividendenstarker Unternehmen verteilen. Auch ein Vermögenstransfer in ein Nicht-Euro-Land ist im Rahmen der Gesetze denkbar, aber auch nicht ohne Risiko. Dann sollten Sparer unbedingt die Wechselkurse im Blick behalten. Letztlich bietet keine Anlageform garantierte Sicherheit vor dem Zugriff des Staates, Kapitalerträge sind im Regelfall zu versteuern, wenn auch unterschiedlich in Art und Höhe. Wer seine Ersparnisse auf verschiedene Anlageformen verteilt, mindert die Risiken und erhöht die Chance, in einem ähnlichen Fall wie dem Zyperns glimpflich davon zu kommen.
Was für ein Zypern-Hilfspaket spricht
Eine Staatspleite in Zypern wäre der Beweis, dass die Euro-Länder doch nicht bereit sind, ein Land um jeden Preis zu retten. Die Politiker könnten befürchten, dass dann die Risikoaufschläge für Peripherie-Staatsanleihen wieder hochschnellen, auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass die Krise wieder hochkocht.
Verweigern die Euro-Länder Zypern die Hilfe, wäre dies eine Aufkündigung der Solidarität. Das Misstrauen zwischen der Peripherie und den Kernländern dürfte sich vertiefen. Zur Erinnerung: Zypern hat sich ungeachtet seiner desolaten Staatsfinanzen an dem Hilfsprogramm für Griechenland beteiligt und garantiert für die EFSF-Kredite an Irland und Portugal. Und auch Irland hat sich erfolgreich geweigert, seine Steuersätze für Unternehmen anzuheben.
Vor allem aber dürfte es der EU nicht gefallen, wenn der russische Einfluss in Zypern noch größer würde. Russland hat ein großes wirtschaftliches und politisches Interesse an der Insel und würde wohl dem zyprischen Staat finanziell zur Seite springen. Schon 2012 hat der russische Staat Zypern mit einem Kredit über 2,5 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet. Viele russische Bürger leben auf Zypern und zahlreiche russische Unternehmen haben in dem Land investiert. Darüber hinaus ist Zypern eine Drehscheibe für russisches Kapital. Ein Großteil der aus Russland nach Zypern transferierten Gelder fließt dorthin zurück. Ein gutes Viertel der in Russland getätigten Auslandsinvestitionen stammt aus Zypern.
Zypern könnte Russland, das Gefahr läuft, seinen syrischen Flottenstützpunkt zu verlieren, einen Hafen für seine Marine anbieten. Und noch etwas dürfte die EU fürchten: Russland hat ein Auge auf die vor der Küste Zyperns entdeckten Erdgasvorkommen geworfen. An deren Förderung möchte sich der russische Gasprom-Konzern beteiligen. Viele in Zypern knüpfen ihre Hoffnung auf Rettung an diese Gasvorkommen. Bei nur 0,9 Millionen Einwohnern könnten die zu erwartenden Gaseinnahmen die Situation des Landes massiv verbessern.
Kommt es nun zum Banken-Run in Südeuropa?
An den Geldautomaten auf Zypern kam es nur Stunden nach der Entscheidung von EU und IWF, die Sparer mit 5,8 Milliarden an dem Rettungspaket zu beteiligen, zu langen Schlangen. Schnell noch wollten die Bürger ihr Geld vom Konto holen, bevor sich der Staat alles einheimst. Das alarmiert die Sparer in den übrigen südeuropäischen Krisenstaaten Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. Wenn sich bei Sparern die Erkenntnis durchsetzt, dass ihre Bankeinlagen in den Euro-Ländern, die Hilfe aus dem Rettungsfonds beziehen, nicht mehr vor dem Zugriff des Staates sicher sind, könnte es zum Sturm auf die Banken kommen. Das befürchtet etwa Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Auch Commerzbank-Analyst Michael Leister hält einen Ansturm auf die Banken für möglich, weil in Zypern schließlich erstmals auch die Kleinsparer zur Kasse gebeten werden. In Fall des Schuldenschnitts für Griechenland waren hingegen vor allem Banken und institutionelle Investoren zur Kasse gebeten worden.
Offenbar treibt daher viele Sparer wegen der Zypern-Rettung die Sorge um, dass die staatlich garantierte Einlagensicherung ihrer Kontoguthaben nicht viel wert ist. Strenggenommen wurde die Einlagensicherung jedoch gar nicht angetastet, weil kein Schadenfall eingetreten ist. Erst wenn eine Bank letztlich zahlungsunfähig ist, greift die Garantie bis zu einer Höhe von 100.000 Euro. Dass der Staat nur ein Art Sondersteuer auf die Guthaben erhebt, berührt diese Sicherungsnetz daher nicht, sondern ist Beleg für den Erfindungsreichtum von Regierungen, sobald die Einnahmen gesteigert werden müssen. Insofern ist eigentlich zweitrangig, ob die Einlagensicherung nun erodiert: Solange der Staat den ersten Zugriff auf private Ersparnisse hat, nützt sie ohnehin nicht viel. Zumindest in Krisensituationen wird der Staat einen Weg finden, an das Geld der Sparer heranzukommen – gleichgültig ob in Zypern, Italien, Spanien oder der Schweiz.
Panik ist jedenfalls ein schlechter Ratgeber. Deutsche Sparer müssten sich "keine Sorgen machen", versicherte denn Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon im "Handelsblatt". Die Lage in Zypern habe nichts mit der Lage in Deutschland zu tun. Die Situation zeige, "dass es sehr gut ist, keine einheitliche europäische Einlagensicherung zu haben", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.