Anschlag in Ankara Türkei macht Kurden verantwortlich

Die Regierung in Ankara ist sich sicher: Türkische und syrische Kurden sollen hinter dem Anschlag auf Militärbusse in Ankara stecken. Es gebe klare Beweise, dass der Attentäter der syrischen Kurdenmiliz YPG angehöre.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ahmet Davutoglu macht PKK und YPG verantwortlich. Quelle: AP

Die Türkei hat kurdische Kämpfer für den Autobomben-Anschlag mit 28 Toten in Ankara verantwortlich gemacht und Vergeltung für die Tat angekündigt. Es gebe klare Beweise, dass der Attentäter der syrischen Kurdenmiliz YPG angehöre, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Donnerstag. Als Nato-Mitglied erwarte die Türkei die Kooperation ihrer Verbündeten im Kampf gegen die Gruppe. Die YPG wird von den USA unterstützt. Stunden nach dem Selbstmordanschlag bombardierten türkische Kampfjets Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei PKK im Nordirak, die mit der YPG verbündet ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag und versicherte die Türkei der Solidarität Deutschlands im Kampf gegen den Terrorismus.

Ein Selbstmordattentäter hatte den Sprengsatz in seinem Auto am Mittwochabend im Regierungsviertel von Ankara neben mehreren Armee-Bussen gezündet, die an einer Ampel warteten. Nach ersten Erkenntnissen steckten die YPG und die PKK hinter der Tat, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. 14 Menschen seien festgenommen worden. Davutoglu kündigte an, sein Land werde die YPG im Norden Syriens weiter beschießen. Die Verantwortlichen für den Anschlag würden den Preis für die Tat bezahlen. Der politische Arm der YPG bestritt jedoch eine Verwicklung in den Anschlag. Auch ein hochrangiges PKK-Mitglied erklärte, er wisse nicht, wer das Attentat verübt habe.

So viel Geld bekommen Flüchtlinge in den europäischen Ländern

Die syrische Kurdenmiliz hatte im Windschatten der russischen Bombardements in und um Aleppo zuletzt große Geländegewinne im Norden des Bürgerkriegslandes erzielt. Dies verärgert die Türkei, die mit dem Erstarken der Kurden in Syrien und dem Nordirak auch die Bestrebungen zur Gründung eines Kurdenstaates wachsen sieht. Der Waffenstillstand zwischen der türkischen Regierung und der PKK war im Sommer gescheitert, seither liefern sich beide Seiten wieder heftige Gefechte.

Russland lehnt Kurdenstaat in Syrien ab

Russland sprach sich gegen einen unabhängigen syrischen Kurdenstaat aus. Die Regierung in Moskau sei für ein ungeteiltes Syrien, zitierte die Nachrichtenagentur RIA die Sprecherin des russischen Außenministeriums. Zugleich warnte das Land vor einem Einmarsch in Syrien. Jegliche Überschreitung der Grenze durch eine ausländische Macht wäre illegal, erklärte das Außenministerium. Die Türkei hatte sich wie auch Saudi-Arabien zur Entsendung von Bodentruppen nach Syrien bereiterklärt, will dies aber nicht ohne die Nato-Verbündeten tun. Die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei sind seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch das türkische Militär im November frostig.

In Syrien sind die Regierungstruppen unterdessen weiter auf dem Vormarsch. Die Armee habe nach heftigen Kämpfen mit den Rebellen die strategisch wichtige Stadt Kansaba im Norden der am Mittelmeer gelegenen Provinz Latakia erobert, teilte das Militär mit. Mit seinen Bombardements hat Russland den syrischen Regierungstruppen wieder die Oberhand in dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg mit mehr als 250.000 Toten verschafft.

Die syrischen Rebellen schleusten nach eigenen Angaben mindestens 2000 zusätzliche Kämpfer aus der Provinz Idlib über türkisches Territorium in die Stadt Asas. Sie sollten die Aufständischen dort im Kampf gegen die Kurdenmilizen nördlich von Aleppo verstärken, hieß es in Rebellenkreisen. In türkischen Sicherheitskreisen war lediglich von 400 bis 500 Kämpfern die Rede. Die Aufständischen können ihre Einheiten in Asas nur noch über die Türkei versorgen, seit syrische Truppen die Route durch das Land abgeschnitten haben.

Die Vereinten Nationen bereiten für die kommenden Tage den ersten Abwurf von Hilfsgütern über der Stadt Deir al-Sor vor, die von der Extremistenmiliz IS belagert wird. Details nannte der Vorsitzende der zuständigen UN-Arbeitsgruppe, Jan Egeland, dazu allerdings nicht. In den vergangenen 24 Stunden brachten nach seinen Worten 114 Lastwagen im Auftrag der UN Lebensmittel und Medikamente für 80.000 Menschen in fünf belagerte Gebiete.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%