Anschlag in London Was wir wissen - und was nicht

Mindestens vier Tote und zahlreiche Verletzte: Der Anschlag in London erschüttert Europa. Am Tag danach sind noch zahlreiche Fragen offen. Ein Überblick über gesicherte Informationen und Vermutungen.

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Die Polizei sperrte am Mittwoch die Straßen um den Tatort. Quelle: AP

Dieser Artikel gibt die Lage bis zum Donnerstagmittag wieder. Einen aktuellen Überblick über die Ereignisse finden Sie hier.

Der 22. März 2017 wurde für London binnen Sekunden zum Albtraum. Um 14.40 Uhr Ortszeit wurde Realität, was die Bürger der britischen Hauptstadt schon lange gefürchtet hatten. Zwei Attacken im Herzen des Londoner Regierungsviertels kosteten vier Menschen das Leben, darunter der mutmaßlichen Attentäter. Rund 40 Menschen wurden verletzt. Das war ein "kranker und verkommener Anschlag", erklärte die britische Premierministerin Theresa May noch am Abend.

"Wir stehen an der Seite Großbritanniens"
Königin Elizabeth II.Die britische Königin Elizabeth II. hat den Opfern des Terroranschlags von London ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Meine Gedanken, Gebete und mein tiefstes Mitgefühl sind bei all denen, die von der gestrigen furchtbaren Gewalt betroffen sind“, erklärte die 90-jährige Monarchin in einer am Donnerstag vom britischen Königshaus verbreiteten Mitteilung. „Ich weiß, ich spreche im Namen aller, wenn ich meinen tiefen Dank und meine Bewunderung für die Mitglieder der Polizei ausdrücke und für all diejenigen, die so selbstlos daran arbeiten, andere zu schützen“, hieß es weiter. Quelle: dpa
Barack Obama zu Terroranschlag in London Quelle: REUTERS
Theresa MayDie britische Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag „krank und verkommen“. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May am Abend. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“ Quelle: AP
Angela MerkelKanzlerin Angela Merkel hat bestürzt auf die mutmaßlichen Terroranschläge reagiert und den Briten Solidarität im Anti-Terror-Kampf zugesagt. „Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“, erklärte Merkel am Mittwoch in Berlin. Quelle: AP
Frank-Walter SteinmeierDer neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Opfern der mutmaßlichen Terroranschläge von London sein Mitgefühl ausgesprochen. „Die Nachrichten über den mörderischen Angriff in London erschüttern mich“, schrieb das deutsche Staatsoberhaupt in einer am Mittwoch in Berlin verbreiteten Erklärung. „In diesen Stunden sind wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden.“ Er sei in Gedanken bei den Opfern und Verletzten von London „und bei denen, die um einen nahen Menschen trauern oder fürchten. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl.“ Quelle: dpa
Sigmar GabrielBundesaußenminister Sigmar Gabriel hat den mutmaßlichen Terroranschlag in London als Angriff auf das „Herz der Demokratie“ bezeichnet. „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieses Attentat unter anderem in der Nähe des britischen Parlaments ausgeführt wurde“, sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Athen. Es sei ein „Anschlag gegen uns alle“. Auch Tsipras versicherte den Briten seine Solidarität. Quelle: AP
Steffen SeibertDer deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt per Twitter: "Unsere Gedanken sind bei unseren britischen Freunden." Er hoffe, dass alle Verletzten wieder völlig gesund würden. Quelle: dpa

Und so viel ist gewiss: "Die Folgen dieses Tages werden noch lange nachwirken", schildert WirtschaftsWoche-Korrespondentin Yvonne Esterházy ihre Eindrücke aus London. Die Unsicherheit ist groß - und viele Frage sind noch offen. Die aktuellen Entwicklungen können Sie in diesem Text verfolgen.

Ein Überblick über gesicherte Informationen und Vermutungen:

Was wir sicher wissen

- Der Täter: Scotland Yard geht von einem Einzeltäter aus, der „vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde“. Die Polizei meint nach Angaben eines Sprechers zu wissen, wer der Angreifer war, machte aber bislang keine Angaben zur Identität. Für den Anschlag benutzte er ein Auto, bewaffnet war er laut Scotland Yard mit „zwei langen Messern“.

- Die Tat: Die Polizei nahm Ermittlungen wegen Terrorverdachts auf. Nach Angaben der Polizei raste der Täter mit einem Auto in Passanten auf der Westminster-Brücke. Er sprang aus dem Wagen, nachdem er mit dem grauen Hyundai i40 in den Zaun des Parlamentsgebäudes gekracht war, drang auf das Gelände des Parlaments vor und stach einen unbewaffneten Polizisten nieder. Anschließend wurde er von einem anderen Beamten erschossen.

- Die Opfer: Es gab mindestens vier Tote, darunter ist der Attentäter. Die Todesopfer sind zwei Passanten sowie der niedergestochene Polizist - ein 48-jähriger Beamter, laut Scotland Yard „Ehemann und Vater“. Rund 40 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, einige trugen „katastrophale Verletzungen“ davon. Die Verletzten, darunter auch Schüler, seien „verschiedener Nationalität“. Nach offiziellen Angaben sind mindestens drei französische Schüler unter den Verletzten und zwei rumänische Staatsbürger. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten.

Pressestimmen zu den Anschlägen von London

Was wir nicht (genau) wissen

- Hintergrund der Tat: Der Angriff wird von der Polizei als Terrorattacke behandelt. Nach Einschätzungen von Terrorismus-Experten deutet alles auf einen islamistischen Hintergrund hin. Die Polizei spricht bislang davon, dass der Täter vom „internationalen Terrorismus inspiriert wurde“.

- Identität des Täters: Die Polizei hat bisher keinen Namen genannt, auch wenn sie nach Angaben eines Sprechers zu wissen meint, wer der Täter ist. Auch zur Nationalität des Attentäters machte sie bislang keine Angaben. Fraglich ist, ob der Mann den Behörden bereits einschlägig bekannt war.

- Mögliche Mittäter: Scotland Yard vermutet, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt hat, schließt aber Mitwisser oder Mittäter nicht aus. Im Fokus der Ermittlungen stehen laut dem Sprecher „Motivation, Vorbereitungen und seine Komplizen“. Am Donnerstag hat die Polizei jedoch sieben Verdächtige bei Razzien festgenommen. Die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit der Attacke vom Vortag, teilte die Londoner Polizei mit.

- Verbindung: Ob der Attentäter eine Verbindung zu internationalen Terrororganisationen wie den Islamischer Staat (IS) hatte, ist völlig offen. „War er nur inspiriert oder gab es eine engere Verbindung?“, fragt der Terrorismusexperte Peter Neumann. Hierüber könne nur ein „Statement“ des IS Auskunft geben oder ein „Video“ - falls ein solches im Internet auftaucht.

- Vorgehen der Polizei: Zu ihrer Ermittlungsarbeit macht die Polizei aus taktischen Gründen keine Angaben zu dem Täter. Sie ermittelt aber mit Hochdruck. Bei den Razzien am Donnerstagmorgen seien sechs Adressen durchsucht worden. Medien hatten zuvor von einer Durchsuchung eines Gebäudes in Birmingham berichtet. Weitere Einzelheiten waren nicht bekannt.

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