Ausland: Welche Staaten wackeln

Versicherungsprämie
In der Kasse vieler Staaten herrscht Ebbe, die Schulden türmen sich dafür umso höher. Wie schlecht es um die Finanzen bestellt ist, lässt sich auch an den Risikoprämien für Schuldner ablesen. Diese sogenannten Credit Default Swaps (CDS) zeigen an, welche "Versicherungsprämie" Investoren zahlen müssen, um sich vor Zahlungsausfällen zu schützen.

Beispiel: Liegt die Risikoprämie bei fünf Prozent, bedeutet dies, dass Käufer von Staatsanleihen pro Jahr fünf Prozent der Summe zahlen müssen, die sie versichern wollen. Je mehr Investoren einen Versicherungsschutz haben wollen, umso teurer werden die CDS-Prämien.

Eine hohe Risikoprämie heißt zwar noch nicht, dass ein Staat unmittelbar vor der Insolvenz steht. Prinzipiell gilt aber: Je höher die Prämie, desto größer das Risiko, dass ein Staat seine Gläubiger nicht mehr auszahlen kann.

Auch das Urteil der Rating-Agenturen wie z.B. S&P, Moody's oder Fitch kann einen Hinweis darauf geben, wie es um die Bonität einzelner Staaten bestellt ist. Das Rating AAA (englisch: triple A) steht dabei für höchste Bonität, C für eine sehr schlechte.

Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen, welche Staaten besonders gefährdet sind und wie es um die großen Industrienationen bestellt ist.

Bild: dpa

Griechenland
Griechenland stand bereits ganz kurz vor der Pleite. Gerüchte um einen Austritt aus der Eurozone und eine Rückkehr zur Drachme machten die Runde. Mit dem jüngsten Rettungspaket hat sich die Lage etwas entschärft und auch die CDS-Risikoprämie sank von ihrem bisherigen Rekordhoch von mehr als 25%.

CDS-Risikoprämie: 16,57 Prozent
Rating (S&P): CCC

Bild: dpa

Venezuela
Venezuela ist einer der größten Ölexporteure der Welt. Mit den Einnahmen finanziert das Land unter Präsident Hugo Chavez (Foto) fast die Hälfte seines Staatsetats. Trotzdem ist der Schuldenberg hoch, die Inflationsrate auch. Venezuela verzeichnete im vergangenen Jahr mit rund 25 Prozent eine der höchsten Inflationsraten der Welt.

CDS-Risikoprämie: 10,89 Prozent
Rating (S&P): BB-

Bild: REUTERS

Pakistan
Pakistan gilt nicht gerade als Hort der Stabilität. Immer wieder erschüttern Terror und Gewalt das Land, der Konflikt mit dem Nachbarland Indien um die Provinz Kaschmir ist nach wie vor ungelöst. Hinzu kommen Spannungen mit den USA. Nach der Tötung von Osama bin Laden durch US-Spezialkräfte forderte US-Präsident Obama die Regierung in Islamabad auf, die Helfer des Topterroristen beim Namen zu nennen. Für die Risikoprämie ging es in den vergangenen zwei Monaten deutlich aufwärts.

CDS-Risikoprämie: 10,60 Prozent
Rating (S&P): B-

Bild: dpa

Portugal
Portugal hat sich lange gewehrt, Hilfe anzunehmen. Doch letztlich musste sich das Land nach Griechenland und Irland auch unter den Rettungsschirm flüchten. EU und IWF verlangen im Gegenzug für das 78 Milliarden Euro schwere Hilfspaket ein Anpassungsprogramm, das unter anderem Reformen am Arbeitsmarkt vorsieht.

CDS-Risikoprämie: 8,66 Prozent
Rating (S&P): BBB-

Bild: dpa

Argentinien
Für argentinische Staatsanleihen zahlen Anleger enorm hohe Risikoprämien. Das Land war schon einmal praktisch pleite. Im Jahr 2001 stellte Argentinien die Zahlung seiner Auslandsschulden ein. Die lagen damals bei 170 Mrd. Dollar. Die Folge: Der Peso verlor an Wert, Kapital floss ins Ausland ab, die Wirtschaft schrumpfte. Jahre später ist das Misstrauen der Anleger gegenüber dem Land unter Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner (Foto) immer noch groß.

CDS-Risikoprämie: 7,66 Prozent

Rating (S&P): B

Bild: REUTERS

Irland
Schuld an an der irischen Misere sind die maroden Banken. In der EU werden neue Finanzierungslücken bei den irischen Banken befürchtet. Demnach sei offen, ob das insgesamt 85 Milliarden schwere Hilfspaket von EU, Euro-Ländern und Internationalem Währungsfonds (IWF) für Irland ausreiche.

CDS-Risikoprämie: 7,51 Prozent

Rating (S&P): BBB+

Bild: dpa

Ukraine
Die Ukraine war von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders stark betroffen. Der Internationale Währungsfonds hatte das Land mit einem Kredit von über 16 Milliarden Dollar vor dem Kollaps gerettet. Die Risikoprämie ist letzthin weiter gestiegen.

CDS-Risikoprämie: 5,35 Prozent

Rating (S&P): B+

Bild: dapd

Ägypten
Nach dem Sturz des langjährigen Staatspräsidenten Husni Mubarak haben die Menschen in Ägypten zwar in einem Volksentscheid über Änderungen an der Verfassung entschieden. Doch das Land kommt nicht so schnell zur Ruhe. Ägypten kann allerdings auf milliardenschwere Unterstützung der Weltgemeinschaft bauen. Bis 2013 soll das Land zusammen mit Tunesien Finanzhilfen von 20 Milliarden Dollar erhalten.

CDS-Risikoprämie: 3,65 Prozent
Rating (S&P): BB

Bild: dapd

Dubai
Das Emirat versetzte die Finanzwelt in Angst und Schrecken, weil der Staatskonzern Dubai World einen Teil seiner Schulden nicht bezahlen konnte. Der Nachbar Abu Dhabi musste mit einer Finanzspritze aushelfen. Zum Dank taufte man das höchste Gebäude der Welt (Foto), das jüngst fertiggestellt wurde, auf den Namen Burdsch Chalifa - nach dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher von Abu Dhabi, Scheich Chalifa bin Sayed al-Nahajan. Insgesamt steht Dubai mit rund 100 Milliarden Dollar in den Miesen.

CDS-Risikoprämie: 3,60 Prozent

Rating (S&P): k.A.

Bild: dapd

Spanien
Spanien kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise. S&P senkte das Rating der Staatsanleihen. Namhafte Experten meinen gar, von der Krise der spanischen Wirtschaft und Finanzen gehe eine viel größere Gefahr für die Stabilität der Euro-Zone aus als von Griechenland. "Der eigentliche Brandherd ist nicht Griechenland, sondern Spanien", schrieb Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman in einem Blog für die New York Times. Entsprechend ist auch die Risikoprämie deutlich gestiegen, vor zwei Monate lag sie noch bei 2,88 Prozent.

CDS-Risikoprämie: 3,53 Prozent

Rating (S&P): AA

Bild: dpa

Italien
Die italienische Gesamtverschuldung ist hoch und kaum noch zu bewältigen. Risiken sind das schwache Wachstum des Mittelmeerlandes und ein möglicher politischer Stillstand, der Reformen der Regierung unter Silvio Berlusconi bremsen könnte. Vor zwei Monaten lag die Risikoprämie noch bei 1,77 Prozent.

CDS-Risikoprämie: 3,44 Prozent

Rating (S&P): A+

Bild: dpa

Island
Island war eines der ersten Opfer der Finanzkrise. Die drei großen Banken des Landes - Glitnir, Kaupthing und Landsbanki - hatten sich mit ihrer riskanten Expansion übernommen. Nur die Verstaatlichung bewahrte die hochverschuldeten Institute im Oktober 2008 vor dem Zusammenbruch. Das hat wiederum den isländischen Staat an den Rand der Pleite gebracht. Der Internationale Währungsfonds musste mit einem Kredit von mehr als zwei Milliarden Dollar aushelfen. Gelöst sind die Probleme aber noch nicht.

CDS-Risikoprämie: 2,97 Prozent

Rating (S&P): BBB-

Bild: dapd

Lettland
Die drei baltischen Staaten waren von der Finanzkrise besonders stark betroffen. Im Jahr 2009 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt in Lettland um 18 Prozent. Inzwischen geht es wieder aufwärts. Und auch die Ratingagenturen sind optimistischer.

CDS-Risikoprämie: 2,65 Prozent

Rating (S&P): BB+

Bild: REUTERS

Russland
Im Zuge der Wirtschaftskrise 1998/99, auch bekannt als Rubelkrise, stand Russland schon einmal kurz vor der Pleite. Erst in den vergangenen Jahren konnte sich Russland, getragen von Rohstoffexporten, aus der Klemme befreien. Die Staatsverschuldung gilt im Verhältnis zum BIP als niedrig - Investoren und Rating-Agenturen trauen dem aber nicht so recht.

CDS-Risikoprämie: 1,80 Prozent

Rating (S&P): BBB

Bild: AP

Frankreich
Auch in Frankreich herrscht haushaltspolitisch ein Notstand. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, die Risikoprämie ist immens gestiegen - vor zwei Monaten lag sie noch bei 0,8 Prozent.

CDS-Risikoprämie: 1,59 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: dpa

Brasilien
Der Rohstoffboom schiebt die Wirtschaft am Zuckerhut an. So kommt ein milliardenschwerer Haushaltsüberschuss zustande. Die wachsende Inflation und die Aufwertung der brasilianischen Währung bereiten allerdings Sorgen: Die Zentralbank dürfte die Zinsen weiter erhöhen, was die Wirtschaft bremsen könnte. Zuletzt fiel das Wirtschaftswachstum schwächer aus als in anderen Schwellenländern.

Risikoprämie: 1,58 Prozent

Rating (S&P): BBB-

Bild: dpa

China
China ist Exportweltmeister und eine riesige Volkswirtschaft. Insgesamt ist das Land gut abgesichert - solange Amerika nicht ins Wanken gerät. China hält geschätzte zwei Drittel seiner 2,5 Billionen Dollar an Währungsreserven in vom Dollar dominierten Anteilen. Das Risiko steigt - und damit auch die Risikoprämie. Vor zwei Monaten lag sie noch bei 0,78 Prozent.

CDS-Risikoprämie: 1,14 Prozent

Rating (S&P): AA-

Bild: dpa

Japan
Die Staatsverschuldung Japans wird auf weit mehr als 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Hinzu kommen die Folgen des schweren Erdbebens und die nach wie vor kritische Lage im Atomkraftwerk Fukushima. Die Risikoprämien für japanische Staatsanleihen ziehen bereits an. Gleichzeitig belastet der starke Yen die Exportwirtschaft. Die Notenbank versucht alles, um die eigene Währung abzuwerten - ohne Erfolg. Die Rating-Agenturen bleiben bislang aber noch gelassen.

CDS-Risikoprämie: 0,94 Prozent

Rating (S&P): AA-

Bild: REUTERS

Großbritannien
Großbritannien bekam die Finanz- und Wirtschaftskrise mit am heftigsten zu spüren. Der Staatshaushalt ist durch die Rettung des maroden Finanzsystems der Insel schwer in Schieflage geraten: Die Regierung steht wegen der hohen Verschuldung massiv unter Druck. Bisher bleibt die Kreditwürdigkeit unberührt.

CDS-Risikoprämie: 0,80 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: REUTERS

Deutschland
Staatshilfen und Banken-Rettungen haben Deutschland tiefer in die Schulden rutschen lassen. Anleger und Rating-Agenturen schenken der Bundesrepublik aber weiterhin ihr Vertrauen - auch wenn die Zahl auf der Schuldenuhr stetig steigt. Denn immerhin kann sich Deutschland auf seine Exportwirtschaft verlassen.

CDS-Risikoprämie: 0,80 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: dpa

Finnland
Finnland steht trotz der weltweiten Wirtschaftskrise und der Probleme in der Eurozone gut da. Den Anstieg der Staatsschulden versuchen die Finnen durch eine höhere Mehrwertsteuer abzufedern. Von der Rating-Agentur Standard and Poor's erhält das Land die Bestnote. Gleichzeitig wächst in dem Land der Widerstand gegen Hilfen für hochverschuldete Eurostaaten.

CDS-Risikoprämie: 0,62 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: AP

USA
Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten steigt und steigt. Immerhin, die akute Gefahr ist mit der Anhebung der Schuldengrenze gebannt. Doch die Ratingagentur S&P hat den USA die Bonitäts-Bestnote entzogen und damit die Turbulenzen an den Finanzmärkten weltweit verstärkt. Auch die Agentur Moody's denkt über eine Herabstufung nach.

CDS-Risikoprämie: 0,56 Prozent

Rating (S&P): AA+ (Ausblick "negativ")

Bild: REUTERS

Norwegen
Dem ölreichen Norwegen geht es besser als den meisten anderen europäischen Volkswirtschaften. Die Zentralbank erhöhte bereits den Leitzins. Damit war Norwegen das erste europäische Land, dass nach der Wirtschaftskrise wieder an der Zinsschraube drehte. Die CDS-Risikoprämie ist zwar weiterhin niedrig - allerdings nicht mehr die niedrigste überhaupt. Vor zwei Monaten lag sie noch bei 0,18 Prozent.

CDS-Risikoprämie: 0,40 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: REUTERS

Schweiz
In Zürich ist die Welt noch in Ordnung - zumindest was die Staatsfinanzen angeht. Der Schweizer Franken ist stark, vor kurzem erreichte er ein Allzeithoch gegenüber dem Euro. Die Schweiz löst Norwegen bei den niedrigsten CDS-Risikoprämien ab.

CDS-Risikoprämie: 0,36 Prozent

Rating (S&P): AAA

Bild: dpa