Ein kleiner Fortschritt ist dagegen die Art der Bankenrettung. Erstmals wurde im Fall der BES ein marodes Institut in eine gute Bank, die „Novo Banco“, und in eine schlechte Bank, eine sogenannte Bad Bank, aufgespalten. Das Geld der Steuerzahler wurde dabei in die gute Bank gepackt. Für die drohenden Verluste der Bad Bank, in der die Risiken verblieben sind, müssen die Eigentümer und die nachrangigen Gläubiger der Pleitebank aufkommen – nicht der Staat. Schätzungsweise 4,4 Milliarden Euro an toxischen Vermögenswerten sind in die Bad Bank übergegangen.
Portugal
2013: -1,6 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 0,2 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 16,7 Prozent
2014: 16,7 Prozent
IHS Global Insight
Staatskredit für zwei Jahre
Neben dem französischen Anteilseigner Crédit Agricole müssen auch alle übrigen Aktionäre und die nachrangigen Gläubiger schlimmstenfalls mit einem Totalverlust rechnen (siehe Grafik). Aufgabe der Bad Bank ist es, die toxischen Geschäfte nach und nach abzuwickeln. Dafür hat sie allerdings keine Banklizenz mehr und müsste, falls sie ihre Schulden nicht begleichen kann, insolvent gehen. „Wenn nichts mehr übrig ist, gehen die Gläubiger leer aus“, sagt José Brandao de Brito, Chefökonom bei der portugiesischen Bank Millennium BCP. „Der Staat ist nicht mehr im Boot.“
Dennoch könnte auch die verstaatlichte gute Bank, die Novo Banco, die Steuerzahler in den Euro-Ländern noch lange belasten. In sie wurden die Kundeneinlagen, fast alle Kredite sowie die vorrangigen Schuldtitel übertragen. Eigentümer des neuen Instituts ist der portugiesische Bankenabwicklungsfonds „Fundo de Resolução“. Dieser Fonds wird, wie der künftige Europäische Abwicklungsmechanismus SRM (Single Resolution Mechanism), aus Einzahlungen der Finanzinstitute gespeist und soll ab 2016 in einen europäischen Fonds überführt werden. Allerdings zahlen die Banken erst seit 2012 in den Rettungsfonds der Privatbanken ein, in ihm sind also gerade einmal 380 Millionen Euro angehäuft. Das reichte bei Weitem nicht aus, um die BES zu retten. Da traf es sich gut, dass Portugal aus dem Euro-Rettungskredit noch genügend Mittel übrig hatte, um die nötigen 4,9 Milliarden Euro als Darlehen an den portugiesischen Rettungsfonds beizusteuern.
Der Fonds hat nun zwei Jahre Zeit, die Novo Banco zu privatisieren – idealerweise zu einem Preis von mehr als 4,9 Milliarden Euro. Andernfalls müsste er das dann ablaufende Staatsdarlehen durch einen Bankkredit oder eine sonstige private Verschuldung ersetzen. „Damit die Bank wirklich so bald wie möglich verkauft wird, erhöhen sich die Zinsen für den Abwicklungsfonds alle drei Monate um fünf Basispunkte“, sagte die portugiesische Finanzministerin Maria Luís Albuquerque.
Doch so schnell, wie die portugiesische Regierung es möchte, wird sie ihr Geld kaum zurückbekommen. „Kurz- bis mittelfristig ist nicht mit einer Reprivatisierung der Bank zu diesem Preis zu rechnen“, warnt Anna-Joy Kühlwein, Kreditexpertin der Landesbank Baden-Württemberg. Das werde ein langer Prozess über Jahre hinweg, wie zuvor in anderen Ländern. In Großbritannien oder in Spanien etwa habe der Staat zwar schon angefangen, erste Tranchen von der Lloyds Banking Group oder Bankia zu verkaufen, aber die Reprivatisierung sei auch dort noch lange nicht abgeschlossen. Das Vertrauen unter den Banken ist längst noch nicht wiederhergestellt.