Bettina Röhl Direkt

Der Spekulant Marx

Bettina Röhl Publizistin

Karl Marx (1818–1883) ist der mit Abstand wirkungmächtigste und furchtbarste Spekulant der Menschheitsgeschichte. Diese Tatsache, die hier begründet werden soll, ist heute, da die Spekulanten der Weltmärkte und das Wort "Spekulant" so allgegenwärtig sind und jede aktuelle Kritik am Geschehen auf den Welt-Wirtschafts-und Finanzmärkten beherrschen, bedeutsamer denn je.

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Das umrüstete Karl-Marx-Monument im Stadtzentrum von Chemnitz, im Jahr 2008: Bis heute ist Marx die schlechthinnige Projektionsfläche der antikapitalistischen kommunistischen Idee. Quelle: dpa

Das Wort "Spekulant" oder "Spekulanten" ist ein Synonym für sozialschädliche Bereicherung Weniger, Einzelner und ganz aktuell auch ein Synonym für Destruktion der nationalen Volkswirtschaften und der Weltwirtschaft insgesamt. Der Spekulant ist der maximale Bösewicht. Die Spekulation sei der Gau für den Kapitalismus, dessen Zusammenbruch lediglich von der arbeitenden Klasse durch Umverteilung von unten nach oben verhindert würde.

Spekulation ist die höchste Steigerungsform des Unsozialen und Spekulation liefe regelmäßig auf Vernichtung von Volksvermögen und auch des Weltvermögens hinaus, dies aber gleichwohl zum Nutzen Weniger. Vieles lässt sich ergänzen, aber im Prinzip darf man wohl zusammenfassen, dass Spekulation das größtmögliche Übel des Kapitalismus ist.

Karl Marx, der Welt-Erzengel der Kommunisten und vieler Linker, ist, um ihn erst einmal auf die historische Realität zu reduzieren, ein Kind des Zeitgeistes seiner Epoche. Er ist allerdings der Mensch, der alle sozialistische und kommunistische Ehre, die Ehre des ersten und letzten Erklärers der Gesellschaft und des Kapitalismus und des größten Kapitalismus-Theoretikers auf seine Person zu vereinigen wusste. Bis heute ist er die schlechthinnige Projektionsfläche der antikapitalistischen kommunistischen Idee.

Karl Marx, der auch als Nationalökonom bezeichnet wird, treibt bis heute sein Unwesen in China und Nordkorea, aber auch in Vietnam oder Kuba. Er spukt aber auch in Milliarden von Köpfen auf allen Kontinenten herum und last but not least in der SED/PDS/Linkspartei . Auch die sogenannte Westlinke ist ein Hort verschwiemelter und verquaster Ideen, denen ein signifikanter Marxscher Ursprung innewohnt. Und selbst die SPD, die sich 1959 mit dem Godesberger Programm vom Sozialismus verabschiedet hatte, ist bis heute an ihrem linken Rand von immer neu nachwachsenden jungen Marxisten bevölkert.
Alle Welt lebt vom Kapitalismus. Besser denn je.

Kritik an jeder konkreten Auswüchsen des Kapitalismus ist wünschenswert. Aber die primitive Fundamentalkritik, die von Marx bis heute wesentlich beeinflusst ist und die gleich ihrem großen Lehrmeister vorgaukelt eine bessere Wirtschaftsform als den Kapitalismus in petto zu haben, ist armselig und stimmt traurig.

Marx hat seine eigene kommunistische Utopie bekanntlich nicht zu konkretisieren vermocht und seither auch sonst niemand und das jede bisher erdachte Wirtschaftsform nur und ausschließlich nach dem Prinzip Input und Output funktioniert ist eine kapitalistische Tatsache. Wie immer eine Abrechnungsperiode gewählt wird: jede Volkswirtschaft muss am Bilanzstichtag so viel erwirtschaftet haben wie sie im Abrechnungszeitraum verbraucht hat und so viel wie sie für die Aufrechterhaltung des Produktionsprozesses aufwenden musste. Und wenn sie das Marxsche kommunistische Paradies mit Luxus für jedermann je erreichen will, muss die Gesellschaft das Bruttosozialprodukt auch noch kontinuierlich steigern. Volkswirtschaftliche Effizienz, von der Marx nichts verstand, wäre die Zauberformel gewesen, um in das von Marx versprochene Paradies als zwangläufigem Endstadium seiner Revolution durchzustoßen.

Von grenzenloser Selbstüberschätzung getrieben

Die größten Ökonomen
Adam Smith, Karl Marx, John Maynard Keynes und Milton Friedman: Die größten Wirtschafts-Denker der Neuzeit im Überblick.
Gustav Stolper war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift "Der deutsche Volkswirt", dem publizistischen Vorläufer der WirtschaftsWoche. Er schrieb gege die große Depression, kurzsichtige Wirtschaftspolitik, den Versailler Vertrag, gegen die Unheil bringende Sparpolitik des Reichskanzlers Brüning und die Inflationspolitik des John Maynard Keynes, vor allem aber gegen die Nationalsozialisten. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-2006-0113 / CC-BY-SA
Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises hat in seinen Arbeiten zur Geld- und Konjunkturtheorie bereits in den Zwanzigerjahren gezeigt, wie eine übermäßige Geld- und Kreditexpansion eine mit Fehlinvestitionen verbundene Blase auslöst, deren Platzen in einen Teufelskreislauf führt. Mises wies nach, dass Änderungen des Geldumlaufs nicht nur – wie die Klassiker behaupteten – die Preise, sondern auch die Umlaufgeschwindigkeit sowie das reale Produktionsvolumen beeinflussen. Zudem reagieren die Preise nicht synchron, sondern in unterschiedlichem Tempo und Ausmaß auf Änderungen der Geldmenge. Das verschiebt die Preisrelationen, beeinträchtigt die Signalfunktion der Preise und führt zu Fehlallokationen. Quelle: Mises Institute, Auburn, Alabama, USA
Gary Becker hat die mikroökonomische Theorie revolutioniert, indem er ihre Grenzen niederriss. In seinen Arbeiten schafft er einen unkonventionellen Brückenschlag zwischen Ökonomie, Psychologie und Soziologie und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der „Rational-Choice-Theorie“. Entgegen dem aktuellen volkswirtschaftlichen Mainstream, der den Homo oeconomicus für tot erklärt, glaubt Becker unverdrossen an die Rationalität des Menschen. Seine Grundthese gleicht der von Adam Smith, dem Urvater der Nationalökonomie: Jeder Mensch strebt danach, seinen individuellen Nutzen zu maximieren. Dazu wägt er – oft unbewusst – in jeder Lebens- und Entscheidungssituation ab, welche Alternativen es gibt und welche Nutzen und Kosten diese verursachen. Für Becker gilt dies nicht nur bei wirtschaftlichen Fragen wie einem Jobwechsel oder Hauskauf, sondern gerade auch im zwischenmenschlichen Bereich – Heirat, Scheidung, Ausbildung, Kinderzahl – sowie bei sozialen und gesellschaftlichen Phänomenen wie Diskriminierung, Drogensucht oder Kriminalität. Quelle: dpa
Jeder Student der Volkswirtschaft kommt an Robert Mundell nicht vorbei: Der 79-jährige gehört zu den bedeutendsten Makroökonomen des vergangenen Jahrhunderts. Der Kanadier entwickelte zahlreiche Standardmodelle – unter anderem die Theorie der optimalen Währungsräume -, entwarf für die USA das Wirtschaftsmodell der Reaganomics und gilt als Vordenker der europäischen Währungsunion. 1999 bekam für seine Grundlagenforschung zu Wechselkurssystemen den Nobelpreis. Der exzentrische Ökonom lebt heute in einem abgelegenen Schloss in Italien. Quelle: dpa
Der Ökonom, Historiker und Soziologe Werner Sombart (1863-1941) stand in der Tradition der Historischen Schule (Gustav Schmoller, Karl Bücher) und stellte geschichtliche Erfahrungen, kollektive Bewusstheiten und institutionelle Konstellationen, die den Handlungsspielraum des Menschen bedingen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. In seinen Schriften versuchte er zu erklären, wie das kapitalistische System  entstanden ist. Mit seinen Gedanken eckte er durchaus an: Seine Verehrung und gleichzeitige Verachtung für Marx, seine widersprüchliche Haltung zum Judentum. Eine seiner großen Stärken war seine erzählerische Kraft. Quelle: dpa
Amartya Sen Quelle: dpa

Das Geld als abstrakte Maßeinheit, um Waren und Dienstleistungen handelbar zu machen, hat weder Marx noch sonst irgendein Theoretiker bisher sinnvoll abzuschaffen vermocht. Nicht einmal in der Theorie. Wirtschaft funktioniert kapitalistisch, egal wem Grund und Boden oder Produktionsmittel gehören. Es gibt Staatsmonopolkapitalismus und allerlei ähnlichen Unsinn, aber es gibt bisher keine Wirtschaftsform, die nicht kapitalistisch funktioniert. Aus diesem Grund ist auch die Vokabel "Antikapitalismus" nichts als eine ganz hohle Propaganda-Nummer.

Auch die berühmten idealtypischen Kollektive, die, sagen wir, Schuhe produzieren und dafür Leder, Plastik, Stoffe, Metallwaren und hunderte Sachen mehr einkaufen, müssen den Wert ihrer Schuhe in irgendein Wertverhältnis zu den Dienstleistungen beispielsweise eines Friseurkollektivs sprich eines Haarschnittes setzen. Und beiden Kollektiven gemeinsam ist, dass sie den Wert ihrer Waren und Dienstleistungen auch noch in ein Verhältnis zum Wert einer Herzoperation des Medizinkollektivs oder der Beschulungsleistung eines Lehrerkollektivs setzen müssen. Und schon ist man mitten im Kapitalismus. Das zu bestreiten ist einfach nur exemplarisch dumm.

Scharlatanerie

Marx hat zum Kapitalismus keine Alternative geliefert. Das gilt es festzuhalten. Man darf ihn also getrost als Kapitalisten bezeichnen. Marx war allerdings ein Anti-Eigentum-Fetischist und er ist jemand, der den gesunden Neid der Menschen ins Ungesunde anstachelte. Marx, dessen Hauptwerk sich "Das Kapital" nennt, hatte von Kapitalismus, von Finanzen und von Wirtschaft wenig Ahnung, aber er war von grenzenloser Selbstüberschätzung getrieben, wie dies für viele Sektenführer oder Religionsstifter zutrifft.

Der Marxismus ist nichts anderes als eine Wirtschaftslehre und als Solche pure Scharlatanerie, wie 150 Jahre kommunistische Geschichte weltweit in für die Menschen grausiger Empirie bewiesen haben. Marx liefert überhaupt kein Rezept wie volkswirtschaftliches Vermögen produziert wird, wie Geld verdient wird. Er redet permanent vom "Mehrwert". Seine Lehre konnte aber nie einen Mehrwert produzieren. Er liefert nur einen Haufen von Behauptungen denen gemäß der Kapitalismus das wirtschaftlich und moralisch unterlegene System wäre. In dem er stupide Umverteilungsphantasien bediente, hat Marx jedoch einen Sog von materiellen und ideellen Träumen ausgelöst, allerdings ohne, um es zu wiederholen, irgendeinen Weg volkswirtschaftlicher Gewinnmaximierung aufzuzeigen.

Der Traum von der ökonomischen und der damit einhergehenden Gleichheit aller Menschen, für sich gesehen ein schöner Traum, ist noch die beste Seite der hinten und vorne undurchdachten "Wirtschaftslehre" des kommunistischen Übervaters. Das nationale Wirtschaften und erst recht das globale waren zu Marxscher Zeit natürlich noch auf einem vergleichsweise einfach strukturierten Stand und in vielerlei Hinsicht kaum dem Mittelalter entronnen. Insofern ist Marx zu einem geringen Teil entschuldigt wenn seine Wirtschaftslehre heute erst recht versagt.

Revolutionen als die Lokomotiven der Geschichte

Chronik der Nobelpreisträger für Wirtschaft
2006: Edmund S. Phelps Quelle: AP Photo/David Karp
2007: Leonid Hurwicz, Erik S. Maskin und Roger B. Myerson Quelle: REUTERS/Eric Miller, AP Photo/Charles Rex Arbogast, EPA/PETER FOLEY
2008: Paul Krugman Quelle: AP Photo/David Karp
2009: Elinor Ostrom und Oliver Williamson Quelle: Rainer Jensen dpa/
2010: Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen und Christopher A. Pissarides Quelle: Martin Dam Kristensen/Kelvin Ma/Andy Rain dpa

Die Marxsche Spekulation, die er mit Schießpulver bewehrte in dem er zu sagen wusste, dass Revolutionen die Lokomotiven der Geschichte seien, sind bei realistischer Betrachtung nichts anderes als gigantische Spekulationen ohne jeden Realitätsbezug. Würde man Marx heute die Leitung eines Weltkonzerns übertragen? Oder die Leitung eines kleinen Handwerksbetriebes? Oder würde man ihm das Schicksal des Euro überantworten ? All das würde man vernünftigerweise gewiss nicht tun, es sei denn Marx würde sein "Kapital" vergessen und geloben eine anständige kaufmännische Ausbildung zu machen und sich entsprechend zu profilieren.

Die Marxsche Spekulation ist weltweit fehlgeschlagen. Sie hat Völker über Jahrzehnte in Armut getrieben. Und da bekommt sein Satz, dass das wirtschaftliche Sein das Bewusstsein bestimme und beeinträchtige, um seinen Gedanken korrekt interpretiert zu übertragen, in geradezu makaberer Weise Bedeutung.

Der Gigant Karl Marx hat nicht nur Völker in Armut getrieben. Seine Lehren vom sogenannten wissenschaftlichen Sozialismus und Kommunismus haben auch mit begünstigt, dass fanatische Völkermörder wie Stalin oder der wahre Urvater der 68er-Bewegung, Mao Tse Tung, oder eben ein Pol Pot und andere Völkermörder eine ungeheure Machtfülle für sich erringen konnten. Das Marxsche "Durchgangsstadium" der sogenannten Diktatur des Proletariats verendete regelmäßig in personenkultiger Schreckensherrschaft . Das lag vor allem daran, dass Marx jede Erklärung schuldig geblieben ist, wie die revolutionierte Gesellschaft und Wirtschaft, also die Abschaffung von Eigentum an Grund und Boden und Produktionsmitteln und die Einführung irgendeines neuen Menschen, denn nun überhaupt produktiv arbeiten könnten, geschweige denn wie Wirtschaft und Gesellschaft auf ein paradiesisches Produktionsniveau angehoben werden könnten.

In dem Marx die revolutionären Proletarier geistig, intellektuell und moralisch im Stich ließ, schickte er sie in die Irre. Die revolutionären Führer zerstörten zwar beispielsweise in Russland oder China artig alles, aber sie waren nicht nur faktisch, sondern auch schon theoretisch gar nicht in der Lage irgendetwas Positives aufzubauen. Regelmäßig verfielen sie deshalb auf den Trick die Revolution, das Morden und das Aufbauen von Diktatur fortzuführen und zwar als Ablenkung von der Tatsache, dass der Kommunismus eine implodierende Wirtschaftsform ist, die den Menschen nichts oder kaum etwas zu fressen anbot, wenn es einmal im Duktus von Wolf Biermann drastisch ausgedrückt werden darf. Gerade der Proletarier im Westen lebte um ein Vielfaches besser als jener in den kommunistischen Ländern. Die oberen Millionen im Westen lebten ohnehin Klassen besser als die Nomen Klatura in den kommunistischen Ländern.

Ein Gesellschaftszerstörer historischer Dimension

Fujitsu streicht 400 Jobs
Fujitsu Der japanische Elektronikkonzern Fujitsu will einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland 400 bis 500 Arbeitsplätze abbauen. Eine endgültige Entscheidung solle nach Verhandlungen mit den Beschäftigten fallen, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei". Insgesamt beschäftigt der Konzern hierzulande 12.000 Menschen. Die Stellenstreichungen beträfen hauptsächlich Entwicklung und Informationstechnik. Bereits am Dienstag hatte der Konzern bekanntgegeben, in Großbritannien 1800 Jobs zu streichen. Das entspricht 18 Prozent der Belegschaft dort. Insidern zufolge könnte sich Fujitsu künftig auf IT-Dienstleistungen konzentrieren. Mit dem weltgrößten Computer-Hersteller Lenovo verhandelt das Unternehmen offenbar über einen Verkauf des PC-Geschäfts von Fujitsu. Quelle: REUTERS
Lufthansa Technik Quelle: dpa
DAK Gesundheit Quelle: dpa
EnBWDer Energieversorger baut weiter Stellen ab: Die Energie Baden-Württemberg werde sich aus dem Strom- und Gasvertrieb an Großkunden der Industrie zurückziehen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Davon seien 400 Beschäftigte betroffen, denen ein Aufhebungsvertrag oder ein alternativer Arbeitsplatz im Konzern angeboten werde. Auch im Privatkundengeschäft, der Energieerzeugung und der Verwaltung steht demnach Stellenabbau bevor, der noch nicht beziffert wurde. In den vergangenen zwei Jahren waren bereits rund 1650 Stellen weggefallen. Quelle: dpa
Intel Quelle: REUTERS
Nokia Quelle: dpa
Der IT-Konzern IBM plant in Deutschland offenbar einen massiven Stellenabbau Quelle: dpa

Marx hat weder die Leistung des Unternehmers oder des Kapitalisten je verstanden noch hat er jemals den Wirtschaftskreislauf intellektuell durchdrungen . Ganz offenkundig glaubte er, wie viele seiner Anhänger bis heute, dass irgendein böser Kapitalismus im Hintergrund sowieso alles Nötige für das Leben liefert und weiter produzieren würde. So ähnlich wie heute viele Ökostrom-Fanatiker offenbar davon ausgehen, dass der Strom aus der Steckdose für sie ohnehin stets ausreichend fließen wird. An dieser Stelle darf man Marx getrost als schizophren bezeichnen. Hier zeigt sich, dass Marx ein Wunderheiler war und das macht wahrscheinlich auch seine Faszination aus. Das Marxsche "Kapital" ist eben nicht nur das Wirtschaftshandbuch seiner Schule, es ist auch das religiöse Zentralwerk der Kommunisten, die moralische Instanz und die Anleitung zur Schaffung des Neuen Menschen, dessen es bedürfe, um überhaupt ein Paradies auf Erden hinzubekommen.

Das Sein des Karl Marx bestand darin, dass er seine Theorien und Theoreme zu Papier brachte und sein zwischen großbürgerlich und bohemian geführtes Leben als ein vom Kapitalisten Friedrich Engels ausgehaltener Subventionsempfänger prima fristete. Erwerbstätigkeit, könnte man witzeln, ging ihn nichts an. Dieses Sein bestimmte sein Bewusstsein.

Marx war leider partiell hochintelligent und partiell ziemlich dumm. Schlimm für die Menschheitsgeschichte war, dass er so unendlich fleißig gewesen ist und mit seiner Kapitalismuskritik, die sich in keinem einzigen Punkt je bewahrheitet hat, soviel Unheil anrichten konnte. Marx war ein wirklich effizienter Gesellschaftszerstörer. Und es ist regelrecht pervers, dass ausgerechnet er der Halbgott derer ist, die notorisch seit 150 Jahren, heute eben unter den Namen Linkspartei, Attac o.Ä. via Abschaffung des Kapitalismus die bessere Welt versprechen. Es ist armselig, dass der destruktivste Spekulant der Weltgeschichte, dessen Theorien Hungersnöte und Völkerarmut produziert haben, der Leitwolf derer ist, die im Moment die Spekulanten als die schlimmste Erscheinungsform des Kapitalisten ausgemacht haben.

Der größte Fehlspekulant der Menschheitsgeschichte

„Das ist schlimmste Stammtisch-Ökonomie“
Prof. Dr. Walter Krämer, leitet das Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der TU Dortmund und hat den Protestbrief initiiert. Seine Begründung: "Viele wissen gar nicht, auf was wir uns da einlassen. In zehn oder 15 Jahren müssen wir unser Rentensystem plündern, um irgendwelche maroden Banken zu retten - oder was noch schlimmer wäre, die Notenpresse anwerfen." Über 270 Wirtschaftswissenschaftler kritisieren die Beschlüsse des vergangenen EU-Gipfels. Doch nicht alle deutschen Ökonomen springen auf den Zug auf - sondern stehen der Bundeskanzlerin bei. Diese Ökonomen streiten sich um Merkels Europolitik. Quelle: Pressebild
Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, hat den Protestbrief der Ökonomen von Walter Krämer redaktionell und begleitet und unterschrieben. Darin steht: "Wir, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler der deutschsprachigen Länder, sehen den Schritt in die Bankenunion, die eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet, mit großer Sorge. (...) Weder der Euro noch der europäische Gedanke als solcher werden durch die Erweiterung der Haftung auf die Banken gerettet, geholfen wird statt dessen der Wall Street, der City of London – auch einigen Investoren in Deutschland - und einer Reihe maroder in- und ausländischer Banken, die nun weiter zu Lasten der Bürger anderer Länder, die mit all dem wenig zu tun haben, ihre Geschäfte betreiben dürfen." Quelle: dpa
"Die Politiker mögen hoffen, die Haftungssummen begrenzen und den Missbrauch durch eine gemeinsame Bankenaufsicht verhindern zu können. Das wird ihnen aber kaum gelingen, solange die Schuldnerländer über die strukturelle Mehrheit im Euroraum verfügen." - Klaus F. Zimmermann, ehemaliger Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, gehört zu den Unterzeichnern. Quelle: dapd
"Die Sozialisierung der Schulden löst nicht dauerhaft die aktuellen Probleme; sie führt dazu, dass unter dem Deckmantel der Solidarität einzelne Gläubigergruppen bezuschusst und volkswirtschaftlich zentrale Investitonsentscheidungen verzerrt werden." Auch Bernd Raffelhüschen, Professor der Universität Freiburg und Experte für Altersvorsorge, hat den Aufruf unterzeichnet. Quelle: dpa
"Wenn die soliden Länder der Vergemeinschaftung der Haftung für die Bankschulden grundsätzlich zustimmen, werden sie immer wieder Pressionen ausgesetzt sein, die Haftungssummen zu vergrößern oder die Voraussetzungen für den Haftungsfall aufzuweichen. Streit und Zwietracht mit den Nachbarn sind vorprogrammiert." Sachsens ehemaliger Ministerpräsident und Finanzprofessor Georg Milbradt (CDU) gehört zu den Mitunterzeichnern. Quelle: ASSOCIATED PRESS
Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, kritisiert dagegen seine Kollegen: „Der Aufruf schürt lediglich Ängste und zeigt keinen einzigen Weg zur Lösung der Probleme auf.“ Quelle: dpa
Auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, Michael Hüther, findet kritische Worte: Diese Aktion habe „mit ökonomischer Argumentation nichts zu tun“, sagte Hüther. Quelle: dapd

Der Überbau der Intelligenzija, um im Marxschen Duktus zu bleiben, diesmal aber der des Kapitalismus, muss sich fragen lassen, wieso der Weltkapitalismus in 150 Jahren keinen intellektuellen Anti-Marx hervor gebracht hat. Die Kapitalisten verkaufen bis heute, frei nach Lenin, den Strick, an dem man sie aufhängen könnte und sie jammern und bölken über und gegen den Kommunismus, ohne je eine antimarxistische Strategie entwickelt zu haben und ohne je Marx als das was er war, nämlich ein Scharlatan zu dekuvrieren. Das mag ein bisschen mit dem Fleiß von Karl Marx zusammen hängen: wer quält sich schon gern durch 5000 (und mehr) eng mit unlesbaren Texten bedruckte Seiten?

Gegen den Spekulanten Marx, der die Welt endgültig beglücken wollte und sie doch überall dort, wo seine Lehren wirken konnten, in Schutt und Asche legte, sind die heutigen Bank - oder Fondmanager in ihrer Eigenschaft als Spekulanten kaum sichtbare niedliche Krümelmonster.

Traurig mit anzusehen: die Kommunisten sagen, streng nach ihrem Propheten Marx, bei jeder kleinen Wirtschaftskrise turnusmäßig alle paar Jahre den endgültigen Untergang des Kapitalismus voraus. Indes hat sich erwiesen, dass die zyklische Entwicklung, die dem Kapitalismus inne wohnt, im Prinzip nie zum Ende des Kapitalismus führen wird; allein der Kapitalismus hat die Kraft die voran gegangene Krise des kapitalistischen Systems zu überwinden. Der Kapitalismus hat und hatte die Kraft den Bankrott der kommunistischen Staaten Osteuropas zum Wohle der Menschen aufzufangen. Umgekehrt ist der Kommunismus samt seiner Vorstadien niemals in der Lage Krisen des Kapitalismus zu meistern. Auch als Prophet taugte und taugt Marx nicht.

Marx war der größte Fehlspekulant der Menschheitsgeschichte. Er hat den größten Flop gelandet. Marx hat darauf spekuliert, dass seine nie zu Ende gedachte "Wirtschaftslehre" der Menschheit den größtmöglichen Mehrwert bescheren würde. So kann's gehen, wenn Dilettanten spekulieren. Ein Verdienst von Marx ist es, dass er dem sozialen Gedanken, der den Kapitalismus permanent in seine Schranken weist, Schubkraft verliehen hat.

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