Egalismus hat nichts mit der landläufig verwendeten Vokabel der Gleichmacherei zu tun. Egalismus ist eine wütende Fiktion, die sich rapide wie ein Lauffeuer verbreitet. Die objektiven Differenzen werden atomisiert, vernebelt und klein gemacht, so dass die öffentliche Empfindungslage die Realität der Individualität zunehmend minimiert.
Das in Europa geltende, undemokratisch an der Öffentlichkeit vorbei implementierte Gender-Recht liegt voll in diesem ideologischen Trend, nach dem Mann und Frau in Wahrheit (die bekanntlich über der Wirklichkeit steht) identisch, androgyn und nur Mensch und sonst gar nichts wären.
Die Fiktionen der Gleichheit okkupieren die Bildungspolitik in einer Weise, das man kalauern möchte, dass es lauter ungebildete Leute sind, die die Bildung nunmehr seit Jahrzehnten reformieren und reformieren und reformieren. Das neue politische Ideologiewort in der Bildung heißt Inklusion, was in der Praxis eine endgültige Nivellierung aller individuell unterschiedlichen Bildungsfähigkeiten von Kindern bedeutet. Viele Politikfelder sind vom Virus des Egalismus jedweder freien Entscheidung beraubt worden und die Dynamik geht weiter.
Kulturkreise, Volksgemeinschaften, Gesellschaften
Man kann Menschen bekanntlich gar nicht so ohne Weiteres aus der Prägung ihren individuellen Biographien herauslösen. Aber man kann es. In der Psychologie geht es ja gerade darum negative Einflüsse aus der Biographie, Traumata, handhabbar zu machen.
Kulturkreise, Volksgemeinschaften, Gesellschaften sind viel schwerfälliger als Individuen. Diese aus ihren Traditionen heraus zu reißen ist Generationenarbeit, weshalb die Zwangsintegration unterschiedlicher Kulturen, die in Europa unter der Fahne des Egalismus überall administriert wird, eigentlich ein furchtbarer und zum Scheitern verurteilter Ansatz ist.
Da könnte nur über einen sehr sehr langen Zeitraum harmonisch zusammen wachsen, was realiter höchst unterschiedlich ist. Aber das ist nichts für eine Legislaturperiode, in der zum Beispiel ein paar widersinnige Schulreformen alles richten sollen. Trotzdem ist dies der Ansatz der egalistischen Ideologie, die das Geschehen beherrscht: Kulturkreise, Volksgemeinschaften, Gesellschaften, auch Religionsgemeinschaften werden in dem Ungeist des Egalismus auf eine brutale, menschenverachtende Weise ihrer Individualitäten beraubt und auf eine sehr stupide Art gleich gesetzt und das alles um die Fiktion einer schnellen Integration aufrecht zu erhalten.
Um es zu wiederholen: es geht nicht um die Gleichheit vor der Verfassung oder vor einem Gott, sondern es geht um eine wahnhafte Wahrnehmung, dass die Individualität, dass die Differenzen nicht oder nur minimal existierten und dass jede realistische Beschreibung der Wirklichkeit ihrerseits ein überkommener Realitätsverlust wäre.