Ein Blick in die jüngere griechische Geschichte lohnt sich in diesem Zusammenhang. Griechenland erhielt nach dem Krieg von 1948 bis 1951 aus der Marshallhilfe rund 0,7Milliarden Dollar cash. Die Bundesrepublik erhielt im gleichen Zeitraum aus dem Marshallplan Mittel in Höhe von rund 1,4 Milliarden Dollar.
Um einen Vergleich der volkswirtschaftlichen Wertigkeit der Marshallzahlungen zum Beispiel für Griechenland und Deutschland durchzuführen, muss man die damaligen Bevölkerungszahlen einander gegenüber stellen. Griechenland hatte in dem entscheidenden Zeitraum ca. 7,5 Millionen, Deutschland knapp 50 Millionen Einwohner. Jeder Grieche erhielt also ca. 93 Dollar. Jeder Westdeutsche erhielt rechnerisch 28 Dollar aus dem Marshallplan.
Ein Dollar war damals gewiss, je nach Betrachtungsweise, in Amerika das zehn- oder zwanzigfache Wert von dem, was der Dollar heute präsentiert. Allerdings gegenüber der damals jungen DM war der Dollar nominal das Vierfache wert und gegenüber der griechischen Drachme damals ein Mehrfaches davon.
Die Marschallhilfe, die von Experten in ihrer Wirkung unterschiedlich bewertet wird, war zu Gunsten Griechenlands im Vergleich zu Deutschland reichlich drei Mal so hoch. Dass der Marshallplan in Europa auch psychologisch, wenn auch sehr unterschiedlich, in den einzelnen Ländern wirkte und einen wirtschaftlich positiven Effekte erzielte wird Niemand bestreiten. Aber auch damals, und das gilt es hier festzuhalten, schlugen Geldzahlungen in der griechischen Wirtschaft nicht vergleichbar an.
Griechenland konnte von Anfang nicht mithalten
Das ist einerseits lange her, und die Betrachtung lässt auch die sonstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen außer Acht, ein Indikator ist es gleichwohl. Griechenland hat das Entwicklungstempo des übrigen Europas nicht mitgehalten. Jetzt von einem goldenen Schnitt aus sensationellen Sparmaßnahmen und sensationeller Wirtschaftsförderung zu erwarten, dass blühende Landschaften in der wirtschaftlich relevanten näheren Zukunft auf griechischem Boden entstünden, grenzt an Unsinn.
Und was sagen diejenigen, die auf die Euro-Rettung fixiert sind? Sie sagen: Griechenland soll sich jetzt nicht kaputt sparen, sondern abermals mit real wirtschaftlich nicht verdientem Geld alsbald in einen prosperierenden Global Player verwandelt werden. Da darf man wirklich mal Aua Aua sagen.
Aktuell schrumpft die griechische Gesellschaft. Viele der besten Köpfe wandern ab, das hat Griechenland mit Deutschland gemeinsam. Und eine griechische Regierung, die den Status quo zu ändern in der Lage wäre, etwa mit einer Ruckrede Roman Herzogscher Machart oder sonst wie, ist nicht in Sicht. Es handelt sich ja nicht um einen Fehler des griechischen Volkes, sondern um ein permanentes Fehlverhalten der systemrelevanten Kräfte, der politischen Klasse, der Nomen Klatura.
Es braucht eine realistische Analyse und es braucht einen richtigen und gewichtigen Cut, um das griechische System zu erschüttern und einen Neuanfang zu ermöglichen.