Jede kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Deutschland weiß um diese unterschiedliche Wertigkeit eines Euro. Deswegen wird nur die Ur-Produktion gefördert. Industrie und produzierendes Gewerbe werden zum Beispiel mit Förderungsmaßnahmen in eine Gemeinde gelockt und dort angesiedelt, um direkt Arbeitsplätze zu schaffen. Die mittelbar gleichzeitig entstehenden Arbeitsplätze etwa in Handel und Logistik bekommen dagegen aus den knappen Fördertöpfen nichts. Und das ist vollkommen zu Recht so.
Ein Euro-Stück sieht aus wie das andere. Aber ein Euro in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal ist gesamtwirtschaftlich nicht dasselbe wie ein Euro etwa in Finnland, Holland, Deutschland oder Österreich und auch nicht dasselbe wie ein Euro in Frankreich. Wer das annimmt, unterliegt einem Irrglauben.
Abgesehen davon, dass eine alte Weisheit sagt, Not macht erfinderisch, kann man auch behaupten, Geld macht Ideen. Immerhin, was Kreativität und Fleiss und Können anbelangt, ist Geld jedenfalls eine recht ambivalente Größe.
Luxuserwartungen wurden geweckt
Die Schuldnerstaaten des Euro sind ja nicht ins Straucheln geraten, weil es dort in den letzten Jahren an Liquidität gefehlt hätte, sondern eher im Gegenteil die Schulden basierte Euro-Schwemme hat die Krise in den Schuldnerstaaten erzeugt. Man hat dort nicht nur schlecht gewirtschaftet, sondern man hat mit der Liquidität Unfug angestellt und obendrein noch Luxuserwartungen in großen Bevölkerungskreisen erweckt, die jetzt kaum mehr zu dämpfen sind, ohne dass es in den Schuldnerländern zu sozialen Konflikten kommt.
Jetzt die rentabel arbeitenden Volkswirtschaften der nördlichen Euro-Zone zu belasten, in dem man dort Euros abschöpft, die man in den nicht rentabel wirtschaftenden Süden schleppt, um dort in kürzester Zeit blühende Landschaften entstehen zu lassen, ohne, dass es einen real wirtschaftlichen Hintergrund für die Transferleistung gibt, enthält eine Komponente von Geldvernichtung.
Es heißt regelmäßig im veröffentlichten Bereich, dass eine globale Wettbewerbsfähigkeit der Südländer wieder hergestellt werden soll. Aber was heißt "wieder"? War Griechenland je in der Lage weltmarkttaugliche Produkte auf europäischem Spitzenniveau zu liefern? Diese Frage muss mit Nein beantwortet werden. Allerdings war Griechenland früher in der Lage mit seiner eigenen Währung, und nur mit dieser, den landestypisch bescheideneren Lebensstandard seiner Bevölkerung zu erwirtschaften.
Das Gesamtvermögen der Eurozone verliert an Wert
Von einer faktischen Gleichheit beispielsweise zwischen Südkorea und Griechenland, die noch vor wenigen Generationen auf gleichem Niveau funktionierten, kann keine Rede mehr sein. Ein in Südkorea investierter Euro wäre ein Euro ähnlich jenem, der in Nordeuropa investiert wird.
Aber jeder Euro, der jetzt auf noch mehr Pump in die Euro-Schuldnerländer geschickt wird, um dort wirtschaftliche Entfesselungskräfte freizusetzen, ist ein Risiko-Euro. Sozialbedingte Transferleistungen, die nichts mit Euro-Rettung zu tun haben, können eine sinnvolle Sache sein. Aber jeder Euro-Transfer, der in funktionierenden Volkswirtschaften ein Loch reißt und in den Zielländern keine volle Kompensation bewirkt, ist eine Fehlinvestition.