Bettina Röhl direkt

Das griechische Austrittszenario

Seite 4/4

Nächste Hilfe steht ohnehin fest

Die Troika von IWF, EZB und EU Kommission Quelle: dapd

Ab und an fällt eine sogenannte Troika aus EU, EZB und IWF in Griechenland ein und gibt den großen Kontrolletti und sitzt da und versucht, der griechischen Sprache ohnmächtig, in Ελληνικό αλφάβητο, (sprich Ellinikó Alfávit ) geschriebene  Bilanzen in wahre und klare auf der einen und geschönte Bilanzen auf der anderen Seite zu unterscheiden und sich die Sparmaßnahmen erläutern zu lassen. Die entsprechenden Hotelbars und Restaurants sind sicher von den drei Delegationen, die miteinander eigentlich wenig zu tun haben, schwer begeistert. Und im Übrigen steht ohnehin fest, dass Griechenland nicht alle Bedingungen erfüllt hat, aber trotzdem die nächste Tranche, gemeint ist das nächste Stück von der dicken Euro-Wurst, bekommt.

Ελληνικό αλφάβητο (griechisches Alphabet)

Merkel, Schäuble und andere predigen indessen, dass sie dem alten Europa, sozusagen im Handstreich von Oben, eine neue politische Union zwecks Euro-Rettung überzustülpen wollen. Über Nacht wollen sie die nationalen Hoheitsrechte auf den europäischen Zentralstaat, den es nicht gibt, übertragen. Und dieser Nationalstaat soll dann zum Beispiel Griechenland auf die Finger schauen, denn mit einem Europäischen Zentralstaat hätte man endlich die dafür nötige "Polizeigewalt".

Die Opposition in Deutschland (SPD, Grüne) tönt mal von Eurobonds, mal von einer gemeinsamen Haftung aller Europäischen Staaten nur auf Zukunftsverbindlichkeiten bezogen, mal von einer gemeinsamen Haftung auch für den Status quo aller Verbindlichkeiten in Europa und mal auch davon, dass Deutschland wirtschaftlich überfordert würde.

Ein solches munteres Durcheinander wäre der geeignete Ablenkungsrahmen einen bevorstehenden Währungsschnitt in Griechenland vorzubereiten. Man hofft für die Akteure, dass so viel Unsinn und so viel Uneinigkeit wie im offiziösen Europa zur Zeit produziert wird, wenigstens einem tieferen intelligenten Plan folgt und nicht allgemeiner Unfähigkeit geschuldet ist.

Aber der Traum von einem Währungsschnitt in Griechenland, der den Griechen entgegen käme und der einen realistischen Blick auf den Status quo der griechischen Wirtschaft ermöglichen würde und den Griechen das angeschlagene Selbstbewusstsein zurück gäbe, hat wohl leider keine Realisierungschancen. 

Sicher arbeiten überall irgendwelche Think Tanks an Modellen für einen Währungswechsel in Griechenland, aber kaum einer wird sich ernsthaft dafür engagieren, weil jedem klar ist, dass die zwanghaften Euro-Retter bis auf Weiteres den immer komplizierter werdenden Währungsschnitt hinaus schieben oder endgültig verhindern.

Bleibt zu hoffen, dass irgendein Pfiffikus unter den Wirtschaftskoryphäen einen genialen Einfall hat, wie man die griechische Wirtschaft sanft, elegant und kostengünstig vom Euro befreit.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%