Brexit BMW warnt Mitarbeiter vor den Folgen eines EU-Austritts

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Kampf um den Brexit voll entbrannt

Die britische Autoindustrie erlebt dort seit einigen Jahren dank ausländischer Investitionen eine neue Blüte. Heute ist Großbritannien als Standort für die Automobilproduktion Europas Nummer drei nach Deutschland und Spanien und hat Frankreich damit überholt. Kein Wunder also, dass der britische Branchenverband „Society of Motor Manufacturers and Traders” (SMMT), der 30 Autohersteller in Großbritannien repräsentiert, heute erneut bekräftigte, seine Mitglieder hätten in einer Umfrage klipp und klar gewarnt, ein EU-Austritt könnte Arbeitsplätze, Investitionen und Wirtschaftswachstum gefährden.

SMMT-Chef Mike Hawes erklärte, für das Wachstum der britischen Automobilindustrie sei der Zugang zu den Europäischen Märkten, in die die Branche rund die Hälfte ihrer Produktion verkaufe, von entscheidender Bedeutung. Die Abhängigkeit von den Absatzmärkten im Ausland ist groß, weil 80 Prozent der auf der Insel gefertigten PKW exportiert werden. Die Automobilbranche in Großbritannien beschäftigt alles in allem rund 731.000 Menschen und setzt im Jahr etwa 60 Milliarden Pfund um.

Allerdings sind nicht alle Autohersteller gleichermaßen besorgt über einen eventuellen Brexit. So erklärte der Chef der VW-Tochter Bentley bereits vor einiger Zeit, sein Unternehmen werde auch künftig in Großbritannien investieren, so ähnlich äußerten sich auch Vertreter von Toyota und Vauxhall (Ford). Größter Hersteller in Großbritannien ist der japanische Nissan-Konzern, der im nordenglischen Sunderland im Jahr rund eine halbe Million Autos fertigt, die zu 80 Prozent für den Export bestimmt sind. 

Nordengland ist für die Japaner der Brückenkopf für den europäischen Markt, dort wird unter anderem der Geländewagen Qashqai gebaut. Carlos Ghosn, der Renault-Nissan-Chef, sprach bereits sehr früh Klartext: "im Falle eines EU-Austritts wird Nissan im Hinblick auf Großbritannien die künftige Strategie und Investitionen überdenken", sagte er. Die britische EU-Mitgliedschaft sei wichtig für Jobs, Handel und Kosten. Ghosn ging zwar nicht so weit im Falle eines Brexit-Votums einen sofortigen Rückzug aus Großbritannien anzukündigen doch machte er klar, dass die Investitionen dann in Zukunft woanders hingehen dürften: „Jede Investitionsentscheidung wird von Fall zu Fall geprüft“.

In der britischen Wirtschaft ist der Kampf um den Brexit jedenfalls voll entbrannt: so wurde heute ebenfalls ein Brief von einer Gruppe kleiner und mittelständischer Unternehmen veröffentlicht, deren Chef sich für einen Austritt aus der EU stark machten, weil dies mehr Flexibilität und weniger Bürokratie verspräche. Im Februar hatten sich die Vorstände von mehr als einem Drittel der größten britischen Konzerne dagegen für einen Verbleib des Landes in der EU ausgesprochen.

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