Brexit Was sich jetzt ändert, was bleibt

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Verlierer allerorten

Autobauer vor Problemen

Mehrere deutsche Hersteller betreiben Produktionsstätten auf der Insel. Daimler und BMW lassen dort einen Teil der Motoren fertigen. Mit Rolls-Royce und Mini hat BMW zwei Töchter mit Sitz in Großbritannien und auch VW wäre über die Tochter Bentley betroffen. Sollten in Zukunft wieder Zölle auf Importe aus Großbritannien erhoben werden, hätten auch die deutschen Autobauer darunter zu leiden.

EU als großer Verlierer

Mit dem Austritt wird die Europäische Union knapp 16 Prozent ihrer Wirtschaftskraft verlieren. 12,9 Milliarden Euro überwiesen die Briten jährlich an die EU (und bekommen 5,6 Milliarden wieder raus). 13 Prozent der Arbeitnehmer und 10 Prozent der Soldaten werden dem Bündnis fehlen. Mit Großbritannien fällt der zweitgrößte Nettozahler nach Deutschland weg. Der EU-Haushalt gerät also ins Ungleichgewicht.

Ansteckung droht

Der Austritt eines EU-Mitglieds wird politische Turbulenzen in den anderen EU-Mitgliedsländern nach sich ziehen, sagt Politikwissenschaftlerin Panke: „Er kann beispielsweise Populistinnen und Populisten und Anti-EU-Parteien zu Aufwind verhelfen und so die Frage lauter werden lassen, ob man die Integration weiter vertiefen sollte und ob weitere Länder der EU beitreten sollten.“

Die Reaktionen der EU-Feinde ließen nicht lange auf sich warten. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders wittert Morgenluft: "Die Niederländer haben auch das Recht auf ein Referendum." Und auch Marine Le Pen, die Chefin des rechtspopulistischen Front National in Frankreich twitterte nach Bekanntwerden des Ergebnisses: "Sieg der Freiheit! Wir brauchen jetzt dasselbe Referendum in Frankreich und den Ländern der EU."

Vereinigtes Königreich könnte zerbrechen

Das Referendum offenbarte eine deutliche Spaltung im Vereinigten Königreich: England und Wales sprechen sich mehrheitlich für den Brexit aus, in Schottland und Nordirland aber stimmten mehr Menschen für den Verbleib. Sie stellen nun - nachdem die Schotten 2014 noch für den Verbleib im Vereinigten Königreich stimmten - erneut die Einheit Großbritanniens infrage. Nicola Sturgeon, die schottische Regierungschefin kommentierte nach der Auszählung, das Ergebnis "zeige, dass das schottische Volk seine Zukunft als Teil der Europäischen Union sieht".

Die irisch-nationalistische Partei Sinn Fein fordert bereits eine Abstimmung über eine Vereinigung der Republik Irland mit dem zum Vereinigten Königreich gehörigen Nordirland. "Die britische Regierung hat (...) jedes Mandat, die Interessen der Menschen in Nordirland zu repräsentieren, verloren", zitierte die "Irish Times" den Sinn-Fein-Vorsitzenden Declan Kearney.

 

Was Partnerländer über einen EU-Ausstieg denken
US-Präsident Barack Obama in London Quelle: AP
Die chinesische Flagge vor einem Hochhaus Quelle: dpa
Ein paar Rial-Scheine Quelle: dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin Quelle: REUTERS
Das Logo des japanischen Autobauers Nissan Quelle: REUTERS

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