Brexit Wann und wie verlassen die Briten die EU?

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Warum die Briten nochmal abstimmen könnten

Und am wichtigsten: Sie müssen die Gesetze aus Brüssel in Bezug auf den Binnenmarkt umsetzen, der EU Geld überweisen und die Personenfreizügigkeit akzeptieren. Die Briten werden nun versuchen die Vorteile zu bekommen – ohne die Auflagen erfüllen zu müssen. Dass sich Brüssel auf einen solchen Deal einlässt, ist schwer vorstellbar. Zugleich haben die anderen EU-Staaten aber ein Interesse weiterhin unkompliziert Handel mit Großbritannien treiben zu können – eine vertrackte Lage, die beide Seiten zu Zugeständnissen zwingen wird.

Als sicher gilt: Es wird schwierig, die Verhandlungen über ein neues Freihandelsabkommen zwischen EU und Großbritannien in den nächsten zwei Jahren abzuschließen. Gelingt das nicht, droht ein sogenannter kalter Ausstieg. Großbritannien wäre ein normales Drittland und müsste Handelsbarrieren bei Geschäften mit Europäern akzeptieren.

Und es geht nicht nur um die EU. Die Briten müssen mit jedem anderen Land der Welt ebenfalls Abkommen schließen, schließlich gelten die EU-Abkommen für die Briten nach dem vollzogenen Brexit nicht mehr. Kurzum: Die britische Regierung wird sich wohl über viele Jahre mit der Rolle des eigenen Landes in der Welt beschäftigen müssen.

Wie es nach dem Referendum weiter geht
Premierminister David Cameron Quelle: dpa
Artikel 50 Quelle: dpa
Der ungeregelte Austritt Quelle: dpa
Das Modell „Norwegen“: Quelle: dpa
Das Modell „Schweiz“: Quelle: dpa
Das Modell „Kanada“: Quelle: dpa
Das „WTO“-Modell Quelle: REUTERS

Dürfen es sich die Briten anders überlegen?

Denkbar wäre, dass die Briten erneut abstimmen, wenn EU und Großbritannien einen fertigen Vertrag ausgehandelt haben, der die neuen Beziehungen regelt. Es wäre eine Art Vergewisserung: Möchtet ihr das wirklich? Die Hardliner der Brexit-Fraktion werden aus heutiger Sicht dagegen Sturm laufen.

Die Frage ist aber, wer die Führung der Konservativen übernimmt und ob diese Person zu eben jenen Hardlinern gehört. Zudem gibt es Spekulationen über vorgezogenen Parlamentswahlen im Herbst. Die Konservativen wollen sich möglicherweise ein starkes Mandat der Bevölkerung für die Brexit-Verhandlungen holen. Würden sie die Wahl klar gewinnen, wäre der Brexit wohl unausweichlich. Würden ab Herbst aber die britischen Sozialdemokraten, die Labour Party regieren, könnten die versuchen Großbritannien doch noch in der EU zu halten.

Bleibt Großbritannien aber auf Brexit-Kurs, dürften sich die Schotten und Nordiren, die zum Vereinigten Königreich gehören, von England und Wales abspalten. Als eigenständige Nationen würden die wiederum probieren, möglichst schnell in die EU zurück zu kommen. Das Vereinigte Königreich wäre Geschichte.

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