Bundesbank

Was tun, wenn der Nord-Euro kommt

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Mögliche Währungsumstellung

Der Wirtschaftspolitik der Neuro-Länder stünden dann zwei Wege offen. Erstens eine Währungsreform, bei der Forderungen und Verbindlichkeiten in unterschiedlichen Verhältnissen umgestellt würden. Zum Beispiel so: Guthaben bei den Zentralbanken und Bargeld im Verhältnis 5:1, Verbindlichkeiten aller Wirtschaftsakteure (inklusive aller übrigen Verbindlichkeiten der nationalen Notenbanken) hingegen 1:1. Dieser Fall ähnelt der Währungsreform 1948 in Westdeutschland und der Situation im Zuge der Wiedervereinigung 1990.

Die zweite Möglichkeit wäre eine Währungsumstellung mit einem Tausch sämtlicher Forderungen und Verbindlichkeiten im selben Verhältnis, etwa 1:1. Dieses Szenario hat viel gemein mit der Einführung des Euro 1999.

Im ersten Fall saniert sich die Bundesbank quasi über Nacht, wälzt aber enorme Lasten auf die Geschäftsbanken ab. Sie könnte den Finanzinstituten zwar einen Ausgleich gewähren: ultralang laufende, niedrig verzinste Schuldtitel der Bundesrepublik. Dieses Vorgehen scheint vor dem Hintergrund der Größenordnung, um die es geht, aber eher unwahrscheinlich.

Im zweiten Fall verliert die Bundesbank auf einen Schlag ihre Kapitalbasis. Das negative Eigenkapital könnte mehr als die Hälfte der aktuellen Bilanzsumme betragen. Im Geschäftsleben zieht eine solche Situation die Insolvenz nach sich.

Glaubwürdig bleiben

Zentralbanken hingegen operieren unter einem anderen Regime. Die Bundesbank kann mit einer aus dem Lot geratenen Bilanz durchaus weiterarbeiten – vorausgesetzt, es setzt keine Kapitalflucht ein, weil Investoren die Situation in Deutschland nicht mehr für nachhaltig erachten. Die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank hängt nicht unbedingt von der Ausgewogenheit ihrer Bilanz ab. Wichtiger ist, ob sie ihren Status als Hüterin der Geldwertstabilität wahrt.

Eine technisch gesehen insolvente Bundesbank kann weiter vertrauenswürdig agieren, sofern sie Inflation bekämpft. Daher lautet die entscheidende Frage derzeit nicht, ob die Bundesbank bankrott gehen kann – sondern, ob sich Deutschland trotz der wirtschaftlichen Vorteile mit der Einführung des Euro übernommen hat. Bei Betrachtung der wachsenden Belastungen aus diversen Rettungsschirmen für Krisenstaaten lässt sich diese Frage nicht ohne Weiteres verneinen.

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