Es ist einerlei, ob das wie in der Mongolei durch den Verkauf von Bodenschätzen oder wie in Griechenland durch die Kreditaufnahme im Ausland, durch EU-Transfers und die eifrige Betätigung der Druckerpresse geschieht, für den die anderen Notenbanken des Euro-Systems Target-Forderungstitel erhalten. Immer ermöglicht das zufließende Geld Lohnerhöhungen, die das verarbeitende Gewerbe dezimieren oder verhindern.
Der griechische Wirtschaftsminister Michalis Chrysochoidis hatte das in einem Interview mit der „FAZ“ sehr treffend zum Ausdruck gebracht, indem er darauf hinwies, dass die Mittel der EU Griechenlands Wettbewerbsfähigkeit schon frühzeitig unterminiert hatten. Die Mittel haben zur Folge, „dass jene, die etwas produzierten, ihre Betriebe schlossen und Importfirmen gründeten, weil sich damit mehr verdienen ließ.
Das ist das eigentliche Desaster dieses Landes.“ In seiner Jugend hätte man noch hart arbeiten müssen, um mit Exporten Geld zu verdienen. Das sei durch die Subventionen der EU überflüssig geworden.
Das griechische Desaster setzt sich derzeit fort, indem das Land durch politische Kräfte und einflussreiche wirtschaftliche Interessen in der EU gehalten wird. Statt nach einem Austritt und einer Abwertung einen Weg zum Wiederaufbau der Wirtschaft mit wettbewerblichen Löhnen zu suchen, klammert man sich aus künstlichen Gründen an den Euro.
Billige Kredite
Der Euro stellt sicher, dass die Abschreibungsverluste der griechischen Notenbank beim Konkurs der griechischen Banken von allen Euro-Staaten getragen werden beziehungsweise dass vorher Rettungsaktionen zustande kommen, die diese Konkurse vermeiden.
Er ermöglicht es dem griechischen Staat, sich weiter zu erträglichen Zinsen zu verschulden, weil die EZB die Banken mit den Geldmitteln ausstattet, die sie brauchen, um griechische Staatspapiere zu kaufen.
Er sorgt ferner für billige Anschlusskredite, die es den griechischen und ausländischen Gläubigern erlauben, sich aus dem Staube zu machen und ihr Geld im Ausland anzulegen. Man schätzt, dass reiche Griechen mindestens 100 Milliarden Euro in der Schweiz in Sicherheit gebracht haben.
Auch dies ist eine beklemmende Parallele zur Mongolei. Die reichen Familien des Landes tragen große Teile ihrer Einnahmen aus dem legalen und illegalen Verkauf ihrer Bodenschätze ins Ausland, um sich auf den Tag X vorzubereiten, an dem sie ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern, um von dem zuvor schon dort akkumulierten Vermögen zu leben.