Denkfabrik

Griechenlands Rettung mit der Druckerpresse

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Griechenland klammert sich an den Euro

Man hört hinter versteckter Hand, dass in der letzten Zeit mindestens etwa eine Milliarde Euro pro Tag abflossen und durch neue Kredite der Notenbank ersetzt wurden. Im Januar nahm die Target-Schuld Griechenlands, wie vorige Woche bekannt wurde, um 27 Milliarden Euro zu.

Weitere Stationen im griechischen Schuldendrama

Im Sommer 2012 hatten die griechischen Target-Schulden übrigens bei etwa 100 Milliarden Euro gelegen, also etwa der Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. Diese Zahl erklärt, warum die griechischen Verhandlungsführer weniger auf das Geld aus den Rettungsschirmen als an der Programmverlängerung an sich und der Beseitigung der Auflagen interessiert waren. Denn ohne eine solche Verlängerung dürfte die EZB die ELA-Kredite nicht vergeben, weil der griechische Staat und mit ihm die Banken, die seine Papiere halten, dann vollends pleite wären.

Die Drucklizenz ist wesentlich mehr wert, als die paar Groschen, die Finanzminister Schäuble bewilligte.

Griechenlands Schwächen

Dies erklärt auch, warum sich Griechenland so fest an den Euro klammert, obwohl es eigentlich austreten und abwerten müsste, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und neue Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen.

Drohpotenzial Flucht-Vermögen

Das Schöne am Euro ist, dass man sich Geld drucken darf, das anderswo als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert wird – Geld, mit dem man seine privaten Auslandsschulden tilgen sowie im Ausland Güter und Anlageobjekte erwerben kann. Ein besseres Arrangement kriegt man nie wieder.

Zumal ein Nebeneffekt der Drucklizenz darin besteht, dass man auch noch über ein Drohpotenzial verfügt, das es ermöglicht, eine Verlängerung der fiskalischen Rettungsschirme über die jetzt vereinbarten vier Monate zu erreichen. Die Target-Kredite setzen die Staatengemeinschaft nämlich im Falle eines Austritts Griechenlands einem hohen Risiko aus, weil das Flucht-Vermögen auf ausländischen Euro-Konten liegen bliebe, während die Staatengemeinschaft ihren Forderungen hinterherlaufen müsste.

Angesichts dieser Zusammenhänge wäre die EZB gut beraten, dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben, indem sie weniger ELA-Kredite gibt und Griechenland zwingt, stattdessen Kapitalverkehrskontrollen und Kontingente für die Kontoabhebungen einzuführen. Noch ist es nicht so weit, doch der Tag für solche Eingriffe könnte nah sein.

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