Der Nachrichtenüberblick Der EU-Austritt und seine Folgen

Die Briten haben für einen Austritt aus der EU gestimmt. Premierminister Cameron hat seinen Rücktritt erklärt und an den Finanzmärkten herrscht Unruhe. Hier die wichtigsten Nachrichten des Tages.

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Was die Briten an der EU stört
Nationale IdentitätAls ehemalige Weltmacht ist Großbritanniens Politik noch immer auf Führung ausgelegt. London ist gewohnt, die Linie vorzugeben, statt sich mühsam auf die Suche nach Kompromissen zu begeben. „London denkt viel mehr global als europäisch“, sagt Katinka Barysch, Chefökonomin beim Centre for European Reform in London. Die Angst, von EU-Partnern aus dem Süden Europas noch tiefer in die ohnehin schon tiefe Krise gezogen zu werden, schürt zusätzliche Aversionen. Quelle: dpa
Finanztransaktionssteuer und Co.Die Londoner City ist trotz massiven Schrumpfkurses noch immer die Lebensader der britischen Wirtschaft. Großbritannien fühlt sich von Regulierungen, die in Brüssel ersonnen wurden, aber die City treffen, regelrecht bedroht. „Regulierungen etwa für Hedgefonds oder die Finanztransaktionssteuer treffen London viel mehr als jeden anderen in Europa“, sagt Barysch. Allerdings hatte die Londoner City in der Finanzkrise auch mehr Schaden angerichtet als andere Finanzplätze. Quelle: dpa
Regulierungen des ArbeitsmarktsGroßbritannien ist eines der am meisten deregulierten Länder Europas. Strenge Auflagen aus Brüssel, etwa bei Arbeitszeitvorgaben, stoßen auf wenig Verständnis auf der Insel. „Lasst uns so hart arbeiten wie wir wollen“, heißt es aus konservativen Kreisen. Quelle: dapd
EU-BürokratieDie Euroskeptiker unter den Briten halten die Bürokratie in Brüssel für ein wesentliches Wachstumshemmnis. Anti-Europäer in London glauben, dass Großbritannien bilaterale Handelsabkommen mit aufstrebenden Handelspartnern in aller Welt viel schneller aushandeln könne als der Block der 27. Die Euroskeptiker fordern auch, dass der Sitz des Europaparlaments in Straßburg (hier im Bild) abgeschafft wird und die Abgeordneten nur noch in Brüssel tagen. Quelle: dpa
MedienDie britische Presse ist fast durchgehend europafeindlich und prägt das Bild der EU auf der Insel. Das hat auch politische Wirkung. „Ich muss meinen Kollegen in Brüssel dauernd sagen, sie sollen nicht den 'Daily Express' lesen“, zitiert die „Financial Times“ einen britischen Minister. Quelle: dpa

Die Wahlbeteiligung war groß, das weltweite Interesse gigantisch. Millionen Engländer haben für den Brexit gestimmt.

Einen aktuellen Überblick der Stimmenauszählung finden Sie in unserer Detailkarte:

Nach dem Sieg der EU-Gegner sah sich Premierminister David Cameron gezwungen, seinen Rücktritt anzukündigen. Derweilen herrscht an den Finanzmärkten Ausnahmezustand.

Der Tag im Nachrichtenüberblick:

Die Briten stimmen für einen Ausstieg aus der EU:

  • Das Pfund ist stark abgestürzt
  • Die Finanzmärkte sind in Aufruhr
  • Die Wahlergebnisse sehen Sie auf unserer Detailkarte
  • Premierminister Cameron kündigt Rücktritt an

+++22.25+++

Der Brexit hat die Finanzmärkte rund um den Globus erfasst. In den USA sank zudem die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen aufgrund der schlagartig größeren Nachfrage auf 1,56 Prozent nach 1,75 Prozent am Vortag - dies gilt in der Finanzwelt als großer Schritt. In New York fiel der Börsenindex Dow Jones bis zum Handelsschluss um 3,4 Prozent, der Index S&P 500 büßte 3,6 Prozent ein. Die Technologiebörse Nasdaq gab 4,1 Prozent nach. Für Dow Jones und S&P 500 war es der größte Kursverlust seit August 2015, für Nasdaq sogar seit 2011. Der Ölpreis geriet ebenfalls unter Druck, der Referenzpreis gab um 2,47 Dollar oder 4,9 Prozent auf 47,64 Dollar pro Barrel nach.

Der deutsche Leitindex Dax konnte seinen hohen Verluste bis zum Abend auf knapp sieben Prozent reduzieren. In London fiel der Leitindex FTSE 100 kurz nach Handelsbeginn um 8,7 Prozent, erholte sich später aber mit einem Minus von 3,1 Prozent. Frankreichs CAC 40 büßte acht Prozent ein.

+++21.54+++

Der Europäischen Union drohen nach Einschätzung des türkischen Präsidenten Recep Tayypip Erdogan kurzfristig weitere Austritte von Mitgliedsländern, sollte sie an ihrem an ihrem Kurs festhalten.

+++21.50+++

Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, ist empört darüber, dass der britische Premierminister Cameron nach der Abstimmung erst im Oktober zurücktreten will. "Offen gestanden, ich finde das skandalös. Zum wiederholten Male wird ein ganzer Kontinent in Geiselhaft genommen für die parteiinternen Überlegungen der konservativen Partei Großbritanniens", sagte Schulz in den ARD-Tagesthemen.

+++19.49+++

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin stellt einen "roten Teppich" für die britischen Banken in Aussicht - eine Anspielung auf einen Satz von Premierminister David Cameron von 2012, der die gleiche Geste für französische Firmen angekündigt hatte. Allerdings hege man keine bösen Absichten gegenüber den Briten, sagt Sapin: "Ich glaube, Großbritannien hat bereits genug politische, wirtschaftliche und finanzielle Probleme."

+++19.57+++

Irland sieht gute Chancen, britische Firmen auf die Nachbarinsel zu locken. Entsprechende Gespräche liefen bereits seit Monaten, sagt der Chef der staatlichen Investitionsagentur IDA, Martin Shannahan, der Nachrichtenagentur Reuters. Dublin konkurriert hier unter anderem mit Frankfurt und Paris. Auf der grünen Insel sind bereits internationale Konzerne wie Apple und Citigroup vertreten.

+++18.44+++

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat mit den Parlamentspräsidenten in Frankreich, Italien und Luxemburg telefoniert. Sie hätten die gemeinsame Überzeugung bekräftigt, dass der Prozess der europäischen Einigung auch ohne Großbritannien fortgeführt werden müsse, teilt der Bundestag mit. Man werde die nun anstehenden Austrittsverhandlungen für Großbritannien mit großer Sorgfalt parlamentarisch begleiten und sich in bewährter Weise abstimmen.

+++18.40+++

Der internationale Luftverkehrs-Verband IATA erklärt unter Berufung auf erste Schätzungen, die Zahl der Flugpassagiere aus Großbritannien könnte bis 2020 um drei bis fünf Prozent geringer ausfallen. Grund seien die erwartete konjunkturelle Abschwächung und voraussichtliche Kursverluste des Pfund infolge des Brexit-Votums.

+++18.30+++

Ein US-Handelsvertreter sieht auch nach der Brexit-Entscheidung starke wirtschaftliche und strategische Argumente für das geplante TTIP-Freihandelsabkommen mit der EU.

Das sagen Ökonomen zum Brexit-Entscheid

+++18.21+++

Die Devisenmärkte haben nach Worten eines JPMorgan-Chase -Spitzenmanagers nach dem ersten Schock durch das Brexit-Votum "ziemlich gut" funktioniert. "Unter diesen Umständen läuft es relativ reibungslos", sagt Daniel Pinto, der den Bereich Firmenkunden und Investmentbanking der US-Großbank leitet.

+++17.42+++

Die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU wird das bilaterale Zuwanderungsabkommen zwischen Frankreich und Großbritannien nicht beeinträchtigen. Das teilt ein französischer Regierungssprecher mit

Welche Branchen besonders betroffen sind
AutoindustrieDie Queen fährt Land Rover – unter anderem. Autos von Bentley und Rolls-Royce stehen auch in der königlichen Garage. Die britischen Autobauer werden es künftig wohl etwas schwerer haben, ihre Autos nach Europa und den Rest der Welt zu exportieren – je nach dem, was die Verhandlungen über eine künftige Zusammenarbeit ergeben. Auch deutsche Autobauer sind betroffen: Jedes fünfte in Deutschland produzierte Auto geht nach Angaben des Branchenverbandes VDA ins Vereinigte Königreich. Autos deutscher Konzernmarken haben danach auf der Insel einen Marktanteil von gut 50 Prozent. BMW verkaufte in Großbritannien im vergangenen Jahr 236.000 Autos – das waren mehr als 10 Prozent des weltweiten Absatzes. Bei Audi waren es 9, bei Mercedes 8, beim VW-Konzern insgesamt 6 Prozent. Für Stefan Bratzel wird der Brexit merkliche negative Auswirkungen auf die Automobilindustrie haben, die im Einzelnen noch gar nicht abschließend bewertet werden können. „Der Brexit wird so insgesamt zu einem schleichenden Exit der Automobilindustrie von der Insel führen“, sagt der Auto-Professor. „Wirkliche Gewinner gibt es keine.“ Quelle: REUTERS
FinanzbrancheBanken brauchen für Dienstleistungen innerhalb der EU rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Derzeit können sie grenzüberschreitend frei agieren. Durch den Brexit werden Handelsbarrieren befürchtet. Quelle: REUTERS
FinTechsDie Nähe zum Finanzplatz London und die branchenfreundliche Gesetzgebung machten Großbritannien in den vergangenen Jahren zu einem bevorzugten Standort für Anbieter internetbasierender Bezahl- und Transaktionsdienste, im Branchenjargon „FinTech“ genannt. Das dürfte sich nun ändern. Der Brexit-Entscheid werde bei den rund 500 im Königreich ansässigen FinTechs „unvermeidlich“ zu einer Abwanderung von der Insel führen, erwartet Simon Black. Grund dafür sei, so der Chef des Zahlungsdienstleisters PPRO, da ihr „Status als von der EU und EWR anerkannte Finanzinstitutionen nun gefährdet ist“. Simon erwartet von sofort an eine Verlagerung des Geschäfts und die Schaffung neuer Arbeitsplätze außerhalb von Großbritannien. „FinTech-Gewinner des Brexits werden meines Erachtens Amsterdam, Dublin und Luxemburg sein.“ Als Folge entgingen Großbritannien, kalkuliert Black, „in den nächsten zehn Jahren rund 5 Milliarden Britische Pfund an Steuereinnahmen verloren“. Quelle: Reuters
WissenschaftAuch in der Forschungswelt herrscht beidseits des Kanals große Sorge über die Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit. Die EU verliere mit Großbritannien einen wertvollen Partner, ausgerechnet in einer Zeit, in der grenzüberschreitende wissenschaftliche Zusammenarbeit mehr denn je gebraucht werde, beklagt etwa Rolf Heuer, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. „Wissenschaft muss helfen, Grenzen zu überwinden.“ Venki Ramakrishnan, der Präsident der Royal Society, fordert, den freien Austausch von Ideen und Menschen auch nach einem Austritt unbedingt weiter zu ermöglichen. Andernfalls drohe der Wissenschaftswelt „ernsthafter Schaden“. Wie das aussehen kann, zeigt der Blick in die Schweiz, die zuletzt, nach einer Volksentscheidung zur drastischen Begrenzung von Zuwanderung, den Zugang zu den wichtigsten EU-Forschungsförderprogramme verloren hat. Quelle: dpa
DigitalwirtschaftDie Abkehr der Briten von der EU dürfte auch die Chancen der europäischen Internetunternehmen im weltweiten Wettbewerb verschlechtern. „Durch das Ausscheiden des wichtigen Mitgliedslands Großbritannien aus der EU werde der Versuch der EU-Kommission deutlich erschwert, einen großen einheitlichen digitalen Binnenmarkt zu schaffen, um den Unternehmen einen Wettbewerb auf Augenhöhe mit Ländern wie den USA oder China zu ermöglichen“, kommentiert Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer beim IT-Verband Bitkom, den Volksentscheid. Daneben werde auch der Handel zwischen den einzelnen Ländern direkt betroffen: 2015 exportierte Deutschland ITK-Geräte und Unterhaltungselektronik im Wert von 2,9 Milliarden Euro nach Großbritannien geliefert; acht Prozent der gesamten ITK-Ausfuhren aus Deutschland. „Damit ist das Land knapp hinter Frankreich das zweitwichtigste Ausfuhrland für die deutschen Unternehmen.“ Quelle: REUTERS
ChemieindustrieDie Unternehmen befürchten einen Rückgang grenzüberschreitender Investitionen und weniger Handel. Im vergangenen Jahr exportierte die Branche nach Angaben ihres Verbandes VCI Produkte im Wert von 12,9 Milliarden Euro nach Großbritannien, vor allem Spezialchemikalien und Pharmazeutika. Das entspricht 7,3 Prozent ihrer Exporte. Von der Insel bezogen die deutschen Firmen Waren für 5,6 Milliarden Euro, vor allem pharmazeutische Vorprodukte und Petrochemikalien. Quelle: REUTERS
ElektroindustrieNach einer Umfrage des Ifo-Instituts sehen sich besonders viele Firmen betroffen (52 Prozent). Das Vereinigte Königreich ist der viertwichtigste Abnehmer für Elektroprodukte „Made in Germany“ weltweit und der drittgrößte Investitionsstandort für die Unternehmen im Ausland. Dem Branchenverband ZVEI zufolge lieferten deutsche Hersteller im vergangenen Jahr Elektroprodukte im Wert von 9,9 Milliarden Euro nach Großbritannien. Dies entspreche einem Anteil von 5,7 Prozent an den deutschen Elektroausfuhren. Quelle: dpa

+++17.10+++

Mit dem Hashtag #ScotLond wehren sich Brexit-Gegner im Netz gegen den Austritt aus der EU. Auf Twitter kursierte am Freitag eine Bildkombi, die augenscheinlich eine idyllische schottische Landschaft und die Sykline Londons zeigte - überlagert von den Sternen der europäischen Flagge. „Ich habe schnell ein neues Logo für unser neues Land gestaltet“, schrieb Nutzer Michael Shaw. Schotten und Bewohner der britischen Hauptstadt hatten mehrheitlich gegen den Austritt aus der EU gestimmt. „Nehmt uns mit!“, schrieb eine Nutzerin aus Gibraltar dazu. Das Foto wurde von vielen Nutzern kommentiert und verbreitet.

+++15.53+++

Der britische Fußball werde durch den Brexit keinen Schaden nehmen - das zumindest hofft ein Sprecher der Premier League. Es mache wenig Sinn, über die künftigen Regeln für ausländische Spieler in Großbritannien zu spekulieren. Nach einer BBC-Übersicht erfüllen über 100 Spieler aus anderen EU-Staaten nicht die strengeren Kriterien, die Spieler aus Nicht-EU-Staaten für eine Aufenthaltserlaubnis vorweisen müssen.

+++15.30+++

Die führenden westlichen Industrieländer (G7) wollen bei möglichen Turbulenzen nach dem „Brexit“-Votum notfalls mit Finanzspritzen für eine Stabilisierung der Märkte sorgen. Die Notenbanken der G7-Länder hätten Schritte unternommen, um eine ausreichende Liquidität zu gewährleisten und das Funktionieren der Märkte zu unterstützen, heißt es in einer Erklärung der G7-Finanzminister und -Notenbankchefs, die am Freitag nach einer Telefonkonferenz verbreitet wurde: „Wir sind bereit, die etablierten Liquiditätsinstrumente zu diesem Zweck zu verwenden.“

+++14.50+++

Der russische Präsident Wladimir Putin will nach dem Brexit-Votum falls nötig die Wirtschaftspolitik seines Landes ändern, um die ökonomischen Effekte des britischen EU-Austritts zu minimieren. In der Entscheidung der Briten spiegele sich die Unzufriedenheit mit der Zuwanderung, der europäischen Bürokratie sowie in Sicherheitsfragen und wider.

"Wir müssen Europa entgiften"
Nach dem Brexit-Votum in Großbritannien muss Europa aus Sicht von SPD-Parteichef Sigmar Gabriel zur Überwindung der Vertrauenskrise sozialer und gerechter werden. Es gebe eine „massive Spaltung zwischen Gewinnern und Verlierern“ in der Europäischen Union, sagte der Vizekanzler am Samstag in Bonn zum Auftakt einer Reihe von SPD-Regionalkonferenzen. Ob sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland in Zukunft weiter positiv entwickle, hänge entscheidend davon ab, ob Europa „stabil und kräftig“ bleibe. Gabriel betonte, Deutschland sei „Nettogewinner“ und nicht „Lastesel der Europäischen Union“, wie oft behauptet werde. Der Blick der Welt auf Europa werde sich ohne Großbritannien in der EU verändern. Rund 25 Millionen Menschen suchten in Europa Arbeit, darunter viele junge Leute - das sei „verheerend“, betonte Gabriel. „Da geht die Idee Europas verloren“ - und das erzeuge Wut und Verachtung. Der Zorn richte sich gegen das „Sparregime aus Brüssel“ und oft ebenfalls gegen Berlin. Klar sei daher, „dass wir Europa entgiften müssen“. Die EU sei von Anfang an auch als „Wohlstandsprojekt“ gedacht gewesen. Das gehöre dringend wieder stärker in den Fokus. Die EU-Schuldenländer brauchten mehr Freiraum für Investitionen in Wachstum, Arbeit und Bildung, forderte Gabriel. Quelle: dpa
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat den britischen Premierminister scharf kritisiert. Auf die Frage, was er davon halte, dass David Cameron erst im Oktober zurücktreten will, warf Schulz dem Premier vor, er nehme aus parteitaktischen Überlegungen erneut einen ganzen Kontinent „in Geiselhaft“. dpa dokumentiert den Wortlaut: „Offen gestanden: Ich finde das skandalös. Zum wiederholten Male wird ein ganzer Kontinent in Geiselhaft genommen für die parteiinternen Überlegungen der konservativen Partei Großbritanniens. Er hat vor drei Jahren, als er in seiner Partei unter Druck stand, den Radikalen am rechten Rand der Tories gesagt: Ich gebe Euch ein Referendum, dafür wählt Ihr mich wieder. Das hat geklappt. Da wurde ein ganzer Kontinent verhaftet für seine parteiinternen taktischen Unternehmungen. Jetzt ist das Referendum gescheitert. Jetzt sagt der gleiche Premierminister, ja, Ihr müsst aber warten, bis wir (...) mit Euch verhandeln, bis der Parteitag der Konservativen im Oktober getagt hat. Dann trete ich zurück, dann gibt's einen neuen Parteichef, der wird dann Premierminister. Also ehrlich gesagt: Man kann einen Parteitag auch morgen früh einberufen, wenn man das will. Ich finde das schon ein starkes Stück, das der Herr Cameron mit uns spielt.“ Quelle: dpa
Obama, Brexit Quelle: AP
Putin, Brexit Quelle: REUTERS
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: REUTERS
Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa erklärt, dass der Ausgang des Referendums „uns alle nur traurig stimmen kann“. In einer vom Präsidialamt am Freitag in Lissabon veröffentlichten Erklärung betonte das 67 Jahre alte Staatsoberhaupt aber auch: „Das Europäische Projekt bleibt gültig.“ Allerdings sei es „offensichtlich“, so Rebelo de Sousa, dass „die Ideale (der EU) neu überdacht und verstärkt“ werden müssten. Quelle: dpa
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Quelle: dpa

+++14.35+++

Die G7-Finanzminister und die Gouverneure der Notenbanken beraten über die Folgen des Brexit. Die Zentralbanken der G7-Staaten haben nach Angaben der Gruppe Schritte eingeleitet, um eine angemessene Liquidität zu gewährleisten und das Funktionieren der Märkte zu unterstützen. Die G7 gingen weiter davon aus, dass die britische Wirtschaft und der Finanzsektor widerstandsfähig blieben.

+++14.05+++

Die britischen Gewerkschaften fordern von der Regierung einen nationalen Aktionsplan. Damit sollen negative Folgen der Kurseinbrüche an den Finanzmärkten für die Wirtschaft abgefedert werden, sagt die Generalsekretärin des Trades Union Congress (TUC), Frances O'Grady.

+++13.45+++

Mit der Entscheidung der Briten für den Brexit hat nach Einschätzung des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vermutlich der Zerfall der EU begonnen. An den Beziehungen zwischen Großbritannien und den USA werde sich nichts ändern.

+++13.37+++

Wieder aufgeflammte Spekulationen über eine mögliche Abspaltung Kataloniens haben einen Ausverkauf bei Anleihen der spanischen autonomen Region ausgelöst. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise um einen Prozentpunkt in die Höhe auf 5,502 Prozent. Papiere der Zentralregierung in Madrid warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Deren Rendite stieg auf bis zu 1,742 von 1,480 Prozent.

Auslöser dieser Entwicklung war das Brexit-Referendum, bei dem sich die Briten für einen Ausstieg ihres Landes aus der EU entschieden. Börsianer befürchten nun, dass dies - drei Tage vor den Parlamentswahlen in Spanien - den EU-kritischen Parteien in dem südeuropäischen Land Auftrieb geben wird. So ist das Linksbündnis Podemos offen für die Unabhängigkeitspläne der wirtschaftlich starken Region Katalonien. Diese hat vorsorglich in ihrer Regierung den Posten eines Außenministers geschaffen

Was die Briten an der EU stört
Nationale IdentitätAls ehemalige Weltmacht ist Großbritanniens Politik noch immer auf Führung ausgelegt. London ist gewohnt, die Linie vorzugeben, statt sich mühsam auf die Suche nach Kompromissen zu begeben. „London denkt viel mehr global als europäisch“, sagt Katinka Barysch, Chefökonomin beim Centre for European Reform in London. Die Angst, von EU-Partnern aus dem Süden Europas noch tiefer in die ohnehin schon tiefe Krise gezogen zu werden, schürt zusätzliche Aversionen. Quelle: dpa
Finanztransaktionssteuer und Co.Die Londoner City ist trotz massiven Schrumpfkurses noch immer die Lebensader der britischen Wirtschaft. Großbritannien fühlt sich von Regulierungen, die in Brüssel ersonnen wurden, aber die City treffen, regelrecht bedroht. „Regulierungen etwa für Hedgefonds oder die Finanztransaktionssteuer treffen London viel mehr als jeden anderen in Europa“, sagt Barysch. Allerdings hatte die Londoner City in der Finanzkrise auch mehr Schaden angerichtet als andere Finanzplätze. Quelle: dpa
Regulierungen des ArbeitsmarktsGroßbritannien ist eines der am meisten deregulierten Länder Europas. Strenge Auflagen aus Brüssel, etwa bei Arbeitszeitvorgaben, stoßen auf wenig Verständnis auf der Insel. „Lasst uns so hart arbeiten wie wir wollen“, heißt es aus konservativen Kreisen. Quelle: dapd
EU-BürokratieDie Euroskeptiker unter den Briten halten die Bürokratie in Brüssel für ein wesentliches Wachstumshemmnis. Anti-Europäer in London glauben, dass Großbritannien bilaterale Handelsabkommen mit aufstrebenden Handelspartnern in aller Welt viel schneller aushandeln könne als der Block der 27. Die Euroskeptiker fordern auch, dass der Sitz des Europaparlaments in Straßburg (hier im Bild) abgeschafft wird und die Abgeordneten nur noch in Brüssel tagen. Quelle: dpa
MedienDie britische Presse ist fast durchgehend europafeindlich und prägt das Bild der EU auf der Insel. Das hat auch politische Wirkung. „Ich muss meinen Kollegen in Brüssel dauernd sagen, sie sollen nicht den 'Daily Express' lesen“, zitiert die „Financial Times“ einen britischen Minister. Quelle: dpa

+++13.36+++

Österreichs Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny hält die Panikatmosphäre an den Finanzmärkten nach dem Brexit-Votum für übertrieben. "Ich sehe schon, dass hier manche ein bisschen Panikstimmung schüren, die aus meiner Sicht überhaupt nicht berechtigt ist", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag in einem Radiointerview mit dem österreichischen Sender ORF. Auf der ökonomischen Seite sehe er "keine Probleme". Nach der anfänglichen Überraschung würden sich zudem die Märkte wieder stabilisieren. Nowotny sagte zudem, die Notenbank stehe bereit, Geldhäusern zu helfen, die in Schwierigkeiten geraten.

Zur Rolle der EZB gegenüber den Briten sagte der Notenbanker: "Die EZB hat keinerlei Anlass, einem Land außerhalb der Euro-Zone entgegen zu kommen - noch weniger einem Land außerhalb der EU." Bei einem früheren Konflikt über die Liquiditätsversorgung von Clearinghäusern habe der Europäische Gerichtshof (EuGH) zwar noch im Interesse der Binnenmarktstabilität für Großbritannien geurteilt. Das werde aber künftig wegfallen.

Papst Franziskus lobt das Votum der Briten

+++13.30+++

Nach Ansicht des Vorsitzenden der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, Jaroslaw Kaczynski, braucht die EU nach der Brexit-Entscheidung eine neue vertragliche Grundlage. "Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Wir brauchen einen neuen europäischen Vertrag", sagt Kaczynski bei einer Pressekonferenz.

+++13.20+++

Großbritannien will bei den Verhandlungen über den Ausstieg aus der EU offensichtlich auf Zeit spielen. „Es gibt keine Notwendigkeit für einen genauen Zeitplan“, sagte der scheidende Premierminister David Cameron. Die Verhandlungen mit Brüssel solle sein Amtsnachfolger führen, der im Oktober gekürt werden könnte. „Eine Verhandlung mit der Europäischen Union wird unter einem neuen Premierminister beginnen müssen“, betonte Cameron.

+++13.10+++

Nach dem Brexit-Votum muss die EU ihre politische Vision nach Einschätzung des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim überdenken.

+++13.07+++

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sieht in dem Ausgang des Referendums ein Erdbeben für Europa. Er fürchte sich aber nicht vor den Konsequenzen. Vielmehr müsse daran gearbeitet werden, dass es wieder eine breite Zustimmung für die Europäische Union gebe, sagt Kurz in Luxemburg.

+++13.05+++

Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen nach den Worten des lettischen Außenministers Edgars Rinkevics im Juli zu einem Sondergipfel zusammenkommen, um über die Folgen des Brexit-Votums zu beraten.

+++12.56+++

Papst Franziskus würdigt das Votum der Briten für einen EU-Austritt als "Willen des Volkes".

+++12.52+++

Die IG Metall erwartet nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU massive Probleme im europäischen Industrieverbund. „Wir werden weiter mit unseren britischen Kollegen in den über 320 europäischen Betriebsräten daran arbeiten, dass die britischen Standorte Perspektiven haben“, erklärte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann am Freitag in Frankfurt. Die europäische Politik brauche nach der Entscheidung einen klaren Kurswechsel. „Verlässliche Sicherheit für Ausbildung, Arbeit und Einkommen, statt Deregulierungswahn sind von der Politik gefordert. Gerechte Verteilung, statt wachsende Ungleichheit muss politische Leitlinie in Europa sein“, verlangte die größte europäische Einzelgewerkschaft.

+++12.47+++

Die schottische Regierungspartei SNP trachtet nach dem Brexit-Referendum in Großbritannien nach einem zweiten Volksentscheid zur Loslösung vom Königreich. „Ein zweites Unabhängigkeitsreferendum ist nun höchstwahrscheinlich“, sagte Schottlands Ministerpräsidentin und SNP-Parteichefin Nicola Sturgeon am Freitag. Die europafreundliche SNP war 2014 mit einem ersten Versuch, die Unabhängigkeit von Großbritannien zu erreichen, knapp gescheitert. Schottland hatte sich beim EU-Referendum mit großer Mehrheit für den Verbleib in der Union ausgesprochen. Eine Loslösung von Großbritannien soll den Wiedereintritt in die EU ermöglichen.

+++12.45+++

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach der Brexit-Entscheidung Großbritanniens für einen EU-Austritt zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Es dürfe jetzt keine schnellen und einfachen Schlüsse geben, sagte sie am Freitag in Berlin. „Der heutige Tag ist ein Einschnitt für Europa, er ist ein Einschnitt für den europäischen Einigungsprozess.“

+++12.40+++

Großbritannien sollte Europa nach dem Willen von Londons früherem Bürgermeister trotz des Brexit-Referendums nicht den Rücken kehren. „Wir sind im Herzen Europas“, sagte Johnson am Freitag in London. Der konservative Tory-Politiker ist einer der führenden Köpfe der Brexit-Kampagne und gilt als einer der möglichen Nachfolger des zurücktretenden Premierministers David Cameron. Mit Blick auf die Abwicklung der EU-Mitgliedschaft seines Landes rief Johnson zur Ruhe auf. „Es gibt keinen Grund zur Hast“, sagte er, auf einen langen Prozess des Abschiedes hindeutend. Er sehe auch keine Notwendigkeit, von Artikel 50 des Lissabon-Vertrages Gebrauch zu machen. Dieser würde den Abschluss von Austrittsverhandlungen binnen zwei Jahren nötig machen. Der amtierende Premierminister David Cameron hatte zuvor angekündigt, es sei Sache seines Nachfolgers, wann er zu Artikel 50 greifen wolle.Johnson äußerte sich über die Europäische Union an der Grenze zur Verhöhnung. „Sie war eine prächtige Idee - zu ihrer Zeit“, sagte er in London. „Sie ist aber nicht mehr das Richtige für dieses Land.“ Großbritannien sei dagegen „eine mächtige, liberale, humane Kraft für das Gute auf der Welt.“

+++12.22+++

Der Kreml hat die Brexit-Entscheidung als innere Angelegenheit Großbritanniens bezeichnet. „Moskau ist daran interessiert, dass die Europäische Union eine blühende, stabile und berechenbare Wirtschaftsmacht bleibt“, sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Die EU sei ein wichtiger Partner Russlands. Peskow erinnerte an das „sehr komplizierte“ Verhältnis zwischen Moskau und London. „Im Licht der neuen Realität wächst in Großbritannien hoffentlich das Verständnis für den Aufbau guter Beziehungen mit unserem Land“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Großbritannien gilt in der EU als Verfechter einer harten Linie gegen Russland - etwa bei Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts. Dazu sagte Peskow, er erwarte keine sofortigen Auswirkungen des Brexits auf westliche Strafmaßnahmen gegen Russland. „Innerhalb der EU laufen die Diskussionen über die Sanktionen schon länger - unabhängig von Großbritannien“, sagte der Vertraute von Präsident Wladimir Putin.

+++12.13+++

Die Spitzenvertreter der Europäischen Union fordern Großbritannien auf, „so schnell wie möglich“ Konsequenzen aus dem Brexit-Referendum zu ziehen. „Jede Verzögerung würde die Unsicherheit unnötig verlängern“, teilten EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident Donald Tusk, EU-Parlamentschef Martin Schulz und der niederländische Regierungschef Mark Rutte am Freitag in Brüssel schriftlich mit.

+++12.11+++

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande beraten am Montag in Berlin die Folgen des Votums der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union. Das geht aus einer Mitteilung des Élysée-Palastes vom Freitag hervor. Kanzlerin und Präsident treffen sich damit noch vor den EU-Gesprächen in Brüssel am Dienstag und Mittwoch kommender Woche. Am Freitag hatten Merkel und Hollande bereits mit EU-Gipfelchef Donald Tusk telefoniert.

+++12.05+++

Die Europäische Zentralbank (EZB) versorgt Geschäftsbanken im Währungsraum mit einem neuen supergünstigen Langfristkredit. 514 Geldhäuser sicherten sich bei dem ersten von vier längerfristigen Kreditgeschäften, die im Fachjargon "TLTRO II" genannt werden, insgesamt 399,29 Milliarden Euro, wie die EZB am Freitag mitteilte. Die dicken Geldsalven sind Teil des im März beschlossenen umfassenden Maßnahmenpakets, mit dem die Währungshüter unter anderem die Kreditvergabe in der Euro-Zone anschieben wollen. Das Geld muss am 24. Juni 2020 zurückgezahlt werden.

Geldhäuser erhalten die neuen Darlehen zum Nulltarif: Denn bei ihnen wird der Leitzins veranschlagt und der liegt derzeit bei 0,0 Prozent. Zudem winkt den Instituten eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, wenn sie nachweislich mehr Darlehen an die Wirtschaft ausreichen. Die Abwicklung des neuen Kreditgeschäfts ist für kommenden Mittwoch geplant.

Russland rechnet mit Schwankungen am Ölmarkt

+++12.03+++

Die Chefin von Frankreichs rechtsextremer Front National, Marine Le Pen, hat nach dem Brexit-Votum in Großbritannien weitere Abstimmungen in den EU-Mitgliedsstaaten gefordert. „Sieg der Freiheit!“, schrieb Le Pen am Freitagmorgen auf Twitter. „Wie ich es seit Jahren fordere, brauchen wir jetzt dasselbe Referendum in Frankreich und in den Ländern der EU.“ Zuvor hatte bereits ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen, Abgeordnete der Nationalversammlung, von einem „Frexit“ gesprochen. „Es ist jetzt an der Zeit, die Demokratie in unser Land zu importieren“, schrieb sie.

+++12.00+++

Im Sog des Brexit-Votums der Briten steigen die Anleger aus spanischen und italienischen Staatsanleihen aus. Im Gegenzug ziehen deren Renditen kräftig an. Die zehnjährige italienische Staatsanleihe rentierte in der Spitze mit 1,585 Prozent, das spanische Pendant mit 1,546 Prozent. Am Donnerstagabend hatten sie noch bei 1,326 und 1,48 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Die deutschen Bundesanleihen fallen angesichts eines Runs der Anleger auf den sicheren Hafen auf ein Rekordtief von minus 0,17 Prozent.

+++11.55+++

Der Bundesverband Deutsche Startups sieht Berlin als Gewinner des Brexits und London als Verlierer. "Die eigentliche Rechnung zahlen ab heute die britischen Startups", erklärt der Verband. Denn ein offener und starker Binnenmarkt sei die Voraussetzung für eine starke Startup-Szene in Deutschland und Europa.

Wie es nach dem Referendum weiter geht
Premierminister David Cameron Quelle: dpa
Artikel 50 Quelle: dpa
Der ungeregelte Austritt Quelle: dpa
Das Modell „Norwegen“: Quelle: dpa
Das Modell „Schweiz“: Quelle: dpa
Das Modell „Kanada“: Quelle: dpa
Das „WTO“-Modell Quelle: REUTERS

+++11.48+++

Das russische Energieministerium erwartet wegen des Brexit-Votums kurzfristig Schwankungen am Ölmarkt. Unter anderm könnte der Ölpreis deutlich sinken.

+++11.4&+++

Die führenden Industriestaaten (G7) haben sich laut Japans Regierungschef auf Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte verständigt. Ministerpräsident Shinzo Abe sagte als Vorsitzender der Staaten-Gruppe, der britische EU-Austritt werde auch spürbare Folgen für Japans Wirtschaft haben.

+++11.45+++

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei möglichen Turbulenzen an den Märkten nach dem britischen Brexit-Referendum notfalls eingreifen. „Die EZB steht bereit, falls nötig, zusätzliche Liquidität in Euro oder ausländischen Währungen zur Verfügung zu stellen“, erklärte die Notenbank am Freitag in Frankfurt. Die EZB beobachte die Entwicklung an den Finanzmärkten sehr genau und stehe in engem Kontakt mit anderen Zentralbanken. Das Bankensystem im Euroraum hält die EZB, die die wichtigsten Finanzkonzerne in dem Währungsgebiet direkt überwacht, für widerstandsfähig.

+++11.32+++

SPD-Chef Thomas Oppermann lobt das klar proeuropäische Votum der Schotten beim Brexit-Referendum begrüßt. "Ich würde die Schotten in Europa sehr begrüßen", sagt er Reuters-TV.

+++11.27+++

Das Brexit-Votum ist nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel nicht das Ende Europas, aber ein "Schuss vor den Bug". "Wir dürfen jetzt nicht die Zugbrücken hochziehen", sagt der SPD-Chef. Das Votum der Mehrheit der jungen Briten gegen einen Brexit sei ein "starkes Signal" für die weitere Zusammenarbeit. Europa brauche einen Neustart.

+++11.25+++

Die EU-Abgeordnete Viviane Reding hat Großbritanniens Premier David Cameron nach seiner Rücktrittsankündigung kritisiert. „So David Cameron, Sie verlassen das Schiff und überlassen es anderen, den Austritt zu verhandeln - empörend und unverantwortlich“, schrieb Reding am Freitag auf Twitter. Für Europa sei es nun Zeit voranzugehen, teilte die Luxemburgerin weiter mit. Reding war von 2010 bis 2014 Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und Justizkommissarin.

+++11.21+++

US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat den Briten zum Brexit-Votum gratuliert. „Im Grunde haben sie sich ihr Land zurückgeholt. Das ist eine großartige Sache“, sagte Trump am Freitag beim Besuch eines Golfresorts in Schottland. „Auf der ganzen Welt sind die Menschen wütend. (...) Sie sind wütend darüber, dass Menschen ins Land kommen und übernehmen und niemand weiß, wer sie sind.“ Auf die Frage, ob das Votum seiner Kampagne helfe, sagte Trump: „Ich habe gesagt, dass das passieren würde. Wir müssen sehen, aber es ist eine großartige Sache.“

+++11.10+++

Nach dem britischen Ja zum EU-Ausstieg kommt das Europaparlament zu einer Sondersitzung zusammen. Die Abgeordneten sollten sich am Dienstagmorgen um 10 Uhr treffen, um über das Ergebnis zu beraten, kündigte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) am Freitag in Brüssel an. Dabei solle eine Resolution verabschiedet werden. Am Nachmittag desselben Tages kommen auch die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel zu einem zweitägigen Gipfel zusammen.

+++11.00+++

Die polnische Regierung hat die Entscheidung der Briten für einen Ausstieg aus der EU als „schlechte Nachricht“ für ihr Land und Europa bezeichnet. Außenminister Witold Waszczykowski äußerte sich am Freitag vor allem über die Zukunft der rund 850 000 Polen besorgt, die derzeit in Großbritannien leben. Zugleich zeigte sich Waszczykowski aber erleichtert, dass das Referendum nach monatelanger Kampagne nun endlich abgehalten worden sei.

+++10.45+++

Die Deutsche Post erwartet kurzfristig keine negativen Auswirkungen aus der knappen Entscheidung der Briten für den Brexit auf ihr Geschäft. Entwarnung gibt der stark in Großbritannien engagierte Konzern aber nicht: "Wir werden wir die Lage angesichts der Brexit-Entscheidung noch einmal prüfen", kündigte Post-Chef Frank Appel am Freitag an.

Forderung nach zweiter Volksabstimmung wird laut

+++10.37+++

Das britische Votum für einen EU-Austritt bricht aus Sicht der deutschen Linkspartei den europäischen Status Quo unumstößlich auf. „Dieses Votum zeigt die schwere Krise der EU“, erklärten die Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sowie Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Freitag in Berlin. „Die EU-Technokraten und ihre neoliberale Austeritätspolitik haben Europa-Skepsis und Nationalismus den Boden bereitet.“ Nun sei der Kampf um eine neue soziale und politische Idee für ein Europa des Friedens und der Weltoffenheit neu entbrannt. Die Rechte der Menschen müssten dabei gegen die Interessen der Eliten verteidigt werden.

+++10.34+++

Die in Deutschland vertretenen britischen Unternehmen fürchten nach dem Brexit um ihr Geschäft und um Arbeitsplätze. Der Austritt werde negative wirtschaftliche Folgen haben, erklärte am Freitag der Geschäftsführer der Britischen Handelskammer in Deutschland (BCCG), Andreas Meyer-Schwickerath. Er betonte die wirtschaftliche Verflechtung mit Deutschland. Der Austritt werde aber auch den politischen Druck auf die EU für Reformen erhöhen, um ein Auseinanderbrechen der Union zu verhindern. Auch die Deutschen erwarteten nachhaltige Reformen.

+++10.33+++

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA soll nach dem Willen des deutschen Pharmaverbands BAH wegen des Brexit-Votums von London nach Bonn umziehen. "Wir bedauern das Ergebnis der Abstimmung zutiefst und halten es für politisch wie wirtschaftlich verheerend", erklärte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller am Freitag. "Wir fordern die Verantwortlichen auf Bundes- wie Landesebene daher auf, sich für Bonn als neuen Standort der EMA einzusetzen", sagte der stellvertretende BAH-Hauptgeschäftsführer Hermann Kortland.

+++10.26+++

Die Schweizer Notenbank hat nach dem Votum für den Brexit an den Finanzmärkten eingegriffen, um den Kurs des Schweizer Franken zu stabilisieren. „Die Schweizerische Nationalbank hat am Devisenmarkt eingegriffen, um die Situation zu stabilisieren und wird am Markt aktiv bleiben“, teilte die Notenbank in einer Stellungnahme per E-Mail mit. Nach dem Votum für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) sei der Schweizer Franken unter Aufwertungsdruck gekommen. Ein zu starker Franken ist den Schweizern schon lange ein Dorn im Auge. Am Freitag legte der Franken kräftig zu. Im Gegenzug fiel der Eurokurs von über 1,10 Franken auf zwischenzeitlich bis zu 1,06237 Franken.

+++10.22+++

Zahlreiche Briten fordern nach dem knappen Sieg der Brexit-Befürworter eine zweite Volksabstimmung zur EU-Mitgliedschaft. Rund 60 000 Menschen unterzeichneten bis Freitagvormittag online eine entsprechende offizielle Petition. Die britische Regierung beantwortet alle Anliegen, die auf mehr als 10 000 Unterschriften kommen; bei mehr als 100 000 Unterschriften wird das Anliegen zur Debatte im Parlament vorgeschlagen. Die Unterzeichner fordern ein zweites Referendum, wenn bei einer Wahlbeteiligung von bis zu 75 Prozent keine Seite mindestens 60 Prozent der Stimmen erreicht. Im Referendum am Donnerstag sprachen sich 52 Prozent der Wähler für einen Brexit aus - die Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent. Die Petition war bereits Ende Mai gestartet worden, fand der Zeitung „Independent“ zufolge aber am Freitagmorgen Tausende neue Unterstützer.


+++09.54+++

Der Abschied Großbritanniens aus der EU kann sich der Ratingagentur Moody's zufolge auf die Kreditwürdigkeit des Landes auswirken. "Das Ergebnis bedeutet eine längere Zeit der politischen Unsicherheit, die auf der wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereinigten Königreichs lasten wird", erklärte Moody's am Freitag zum Brexit-Referendum. "Die erhöhte Unsicherheit wird wahrscheinlich eine Delle bei den Investitionen und Vertrauen nach sich ziehen, die die Wachstumsaussichten dämpft." Das wiederum sei negativ für die Bonität. Moodys's bewertet die Kreditwürdigkeit Großbritanniens derzeit eine Note unter der Bestnote AAA. Wird das Rating herabgestuft, kann das höhere Kosten bei der Schuldenaufnahme zur Folge haben.

+++09.38+++

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird sich um 11.30 Uhr mit den Fraktions- und Parteichefs der im Bundestag vertretenen Parteien treffen, um über die Brexit-Entscheidung zu beraten. Um 12.30 Uhr werde die Kanzlerin eine Erklärung abgeben, teilt die Regierung mit.

Farage: „Die EU scheitert, die EU stirbt“

+++09.30 Uhr+++

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert, alles dafür zu tun, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr auch künftig zu ermöglichen. "Nach einem EU-Austritt sollte niemand Interesse daran haben, mit Zollschranken zwischen Großbritannien und dem Festland den internationalen Warenverkehr zu verteuern, sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann.

+++09.25+++

Premierminister David Cameron hat nach dem Brexit-Votum des Vereinigten Königreichs seinen Rücktritt angekündigt.

+++09.05+++

Der Bundestag wird am Dienstag nach Angaben seines Präsidenten Norbert Lammert voraussichtlich zu einer Sondersitzung zusammenkommen. In Vorbereitung des geplanten EU-Gipfels werde es dann eine Regierungserklärung geben. Man müsse sich jetzt "ebenso ruhig wie zügig" mit den Konsequenzen der britischen Entscheidung auseinandersetzen, sagte Lammert.

+++09.05+++

Der bevorstehende Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat dem Dax den größten Kurssturz seit 2008 eingebrockt. Er fiel zur Eröffnung am Freitag um 10 Prozent auf 9232 Punkte.

+++08.53+++

Nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union hat die Bank of England angekündigt, „alle notwendigen Schritte“ zur Stabilisierung des Landes zu unternehmen. Es gebe eine umfangreiche Planung dafür, erklärte die Bank am Freitagmorgen, nachdem der Ausgang des Brexit-Referendums bereits Schockwellen auf die Finanzmärkte geschickt hatte.

Man arbeite eng mit dem Finanzministerium, anderen britischen Institutionen und den Zentralbanken anderer Länder zusammen, erklärte die britische Notenbank. Wirtschaftsexperten fürchten negative Folgen durch die Loslösung Großbritanniens von der Europäischen Union. Langwierige Verhandlungen darüber könnten anhaltende Unsicherheit bringen. Die Briten hatten beim Referendum am Donnerstag mit rund 52 Prozent für das Ausscheiden aus der EU gestimmt.

+++08.50+++

Der Chef der rechtspopulistischen Ukip, Nigel Farage, fordert rasche Austrittsverhandlungen. "Die EU scheitert, die EU stirbt", sagt Farage. "Ich hoffe, wir haben den ersten Stein aus der Mauer geschlagen. Ich hoffe, dies ist der erste Schritt hin zu einem Europa souveräner Nationen."

+++08.48+++

Die Schweizer Nationalbank (SNB) lässt sich bei ihrem Vorgehen angesichts des sich abzeichnenden EU-Austritts Großbritanniens nicht in die Karten blicken. Die Notenbank wolle sich zunächst nicht zu möglichen Interventionen am Devisenmarkt äußern, sagte ein Sprecher am Freitag. Der als "sichere Hafen" geltende Franken war wegen des drohenden Brexits am Freitagmorgen zum Euro auf den höchsten Stand seit Sommer 2015 gestiegen. Ein Euro kostete zwischenzeitlich 1,0626 Franken. Es war der stärkste Anstieg an einem Tag seit der Aufhebung des Mindestkurses Anfang 2015. Am späteren Morgen schwächte sich der Franken jedoch merklich ab. Ein Euro kostete zuletzt 1,0771 Franken. Die SNB hatte Interventionen am Devisenmarkt in Aussicht gestellt, sollte es rund um die Abstimmung zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen.

+++08.28+++

Bankenpräsident Hans-Walter Peters spricht von einem "schwarzen Tag für das Vereinigte Königreich und die EU. "Jahrelange Verhandlungen über die Modalitäten eines möglichen Austritts - eventuell mit offenem Ausgang - wären Gift für die Stabilität der EU." Die Lage an den Finanzmärkten dürfte sich nach dem ersten Schock rasch beruhigen, sagt der BdB-Chef.

+++08.24+++

Großbritanniens Notenbank steht nach dem Sieg des Brexit-Lagers bereit, um Verwerfungen an den Finanzmärkten einzudämmen. "Die Bank von England beobachtet die Entwicklungen genau", teilte die Notenbank am Freitag mit. Alle notwendigen Schritte würden unternommen, um Finanzstabilität zu gewährleisten. Die Bank von England habe ausgiebig für den Notfall geplant und arbeite eng mit dem britischen Schatzamt, weiteren heimischen Behörden sowie ausländischen Zentralbanken zusammen.


+++08.22+++
Europa muss nach dem „Brexit“-Votum der Briten für einen EU-Austritt nach Überzeugung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zusammenhalten. „Wir respektieren den Ausgang des britischen Referendums. Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagte Schäuble am Freitag in Berlin. „Europa wird jetzt zusammenstehen. Gemeinsam müssen wir das Beste aus der Entscheidung unserer britischen Freunde machen.“ Nach den Worten Schäubles muss jetzt nach vorne geschaut und mit dieser Situation umgegangen werden. Dazu sei er auch in engem Kontakt mit seinen Kollegen der G7-Gruppe führender Industrienationen, sagte der Finanzminister weiter. Das EU-Verfahren für einen Austritt aus der Europäischen Union sei eindeutig geregelt und werde angewendet werden. „Das schafft Verlässlichkeit.“


+++08.17+++

51,9 Prozent der Briten haben nach Angaben des Senders BBC für den Austritt aus der EU gestimmt, lediglich 48,1 Prozent für den Verbleib. Insgesamt votierten 17 410 742 Wähler für Rausgehen, 16 141 241 für Drinbleiben, meldete der Sender unter Berufung auf das vorläufige Endergebnis.


+++08.15+++

Wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU steht der Dax vor seinem größten Kurssturz seit 2008. Er fiel im Geschäft von Lang & Schwarz am Freitag um fast elf Prozent.

+++08.00+++

Die Allianz erwartet trotz der Marktturbulenzen nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU keine negativen Auswirkungen auf ihre Anlagen. Der Versicherer habe einen langfristig orientierten Investitionsansatz, erläuterte ein Sprecher des Münchener Konzerns am Freitag. "Unser Portfolio ist nicht materiell betroffen von kurzfristiger Markt-Volatilität". Mittel- und langfristig erwarte der weltgrößte Versicherungskonzern, dass bilaterale Vereinbarungen zwischen Großbritannien und der EU für eine kontinuierliche und florierende Beziehung sorgten.

+++07.50+++

Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault sagt in einer ersten Reaktion, der Ausgang des Referendums sei "traurig für Großbritannien". Europa werde weitermachen, aber es müsse reagieren, um das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen.

+++07.46+++

US-Präsident Barack Obama will nach Angaben seines Amtes im Laufe des Tages mit Premierminister David Cameron über den Ausgang des Referendums beraten.

+++07.32+++

Der Chef der Anti-EU-Partei Ukip, Nigel Farage, fordert den Rücktritt von Premierminister David Cameron. Ein Kandidat für dessen Nachfolge sei der frühere Londoner Bürgermeister und Brexit-Befürworter Boris Johnson.

+++07.25+++

Premierminister David Cameron sollte nach den Worten eines führenden Vertreters des Brexit-Lagers zunächst im Amt bleiben. Es gehe darum, den Wählern in Schottland und Nordirland Sicherheit zu vermitteln und die Märkte zu beruhigen, sagte der konservative Abgeordnete Andrew Bridgen.

Steinmeier bedauert Austritt der Briten

+++07.25+++

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rechnet mit einem schnellen Start der Austrittsverhandlungen mit Großbritannien. "Wir haben uns auf einen Brexit vorbereitet", sagt Schulz im ZDF. Er rechne allerdings nicht damit, dass es nun zu einer Kettenreaktion komme.


+++07.21+++

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bedauert das Brexit-Votum. "Die Nachrichten aus Großbritannien sind wahrlich ernüchternd", lässt er über Twitter verbreiten. "Es sieht nach einem traurigen Tag für Europa und Großbritannien aus."

+++07.20+++

Nach dem Brexit-Votum hält die Zentralbank in London Insidern zufolge engen Kontakt mit Geldhäusern. Die für die Finanzaufsicht zuständigen Mitarbeiter der Bank of England (BoE) seien vor Handelsbeginn mit dieser Aufgabe befasst, hieß es am Freitagmorgen weiter. Händler erwarten massive Kursverluste an Europas Börsen, nachdem sich die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) entschieden haben. Besonders unter Druck stehen dürften die Bankenwerte. Die Kreditinstitute Standard Chartered und HSBC, die auch in London gehandelt werden, brachen an der Börse in Hongkong bereits um bis zu 12,5 Prozent ein.

+++07.10+++

Mehrheit für Austritt Großbritannien aus der EU erreicht.

+++06.50+++

Großbritannien betritt nach Ansicht eines Beraters von Premierminister David Cameron Neuland. "Alle sind einfach nur müde, sie haben nicht geschlafen", sagt er vor Journalisten.

+++06.42+++

Der Chef der rechtspopulistischen niederländischen Partei für die Freiheit, Geert Wilders, hat nach der britischen Volksabstimmung ein EU-Referendum auch in seinem Land gefordert. „Bye bye Brüssel“, jubelte er angesichts des Vorsprungs für das Brexit-Lager in Großbritannien am Freitag auf Twitter. „Und die Niederlande werden die Nächsten sein!“

+++06.36+++

Angesichts des sich abzeichnenden Brexits rechnet ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski mit harten Zeiten für Europa. „Es sieht so aus, als ob Europas schlimmster Alptraum Wahrheit geworden ist“, sagte er am Freitag. Sollte sich das Ergebnis bewahrheiten, würden die wirtschaftlichen und politischen Folgen noch lange zu fühlen sein. „Es steht ein langer, schwieriger und dreckiger Scheidungsprozess an“. Selbst falls die Gegner des Austritts noch einen Sieg in letzter Minute schaffen sollten, „der Geist des Populismus und anti-europäischer Haltungen ist aus der Flasche entwichen und wird nur sehr schwer einzufangen sein.“

+++06.36+++

Der sich abzeichnende Sieg der Brexit-Befürworter hat der britischen Währung den größten Kurssturz seit mindestens 40 Jahren eingebrockt. Das Pfund Sterling brach am Freitag zeitweise um mehr als zehn Prozent auf 1,3304 Dollar ein - das war der tiefeste Stand seit September 1985. Der Euro brach um 4,1 Prozent auf 1,0914 Dollar ein - der größte Kursrückgang in der Geschichte der Gemeinschaftswährung. Anleger flüchteten statt dessen in den Schweizer Franken, der zum Euro auf den höchsten Stand seit August 2015 kletterte.

+++06.22+++

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel meldet sich via Twitter zu Wort. "Damn! Ein schlechter Tag für Europa", schreibt der Vizekanzler.

+++06.15+++

Beim EU-Referendum in Großbritannien ist der Vorsprung der Brexit-Befürworter auf mehr als eine Million Stimmen angewachsen. Am Freitagmorgen waren noch weniger als 40 der 382 Wahlbezirke auszuzählen.

+++06.10+++

Es zeichnet sich nun das ab, was keiner für möglich gehalten hat. Die Brexit-Befürworter liegen vorn. Die BBC hat bereits die EU-Gegner zum Sieger erklärt.

++05.15+++

Das britische Pfund ist während der Stimmenauszählung des Brexit-Referendums auf ein 31-Jahres-Tief von 1,3463 Dollar gefallen. Stunden zuvor hatte es noch bei mehr als 1,50 Dollar gestanden und damit den Spitzenwert des laufenden Jahres erreicht.

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