Der Weg zurück zur Drachme Wenn Griechenland aus der Eurozone austritt

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Vorsicht, Ansteckungsgefahr!

Gelänge es, Griechenland zu isolieren, wäre der Austritt des Landes aus der Währungsunion für die Bürger des Landes zwar mit großen wirtschaftlichen Härten verbunden. Doch der Schaden für den Rest der Euro-Zone hielte sich in Grenzen.

Insbesondere wären die Anreize wieder richtig gesetzt. Denn für die übrigen Krisenländer wäre die Botschaft klar: Wer die Regeln der Währungsunion verletzt und nicht rechtzeitig auf den Pfad der Konsolidierung zurückkehrt, muss den Club verlassen. Das beförderte die Sparanstrengungen der Regierungen.

Aber was passiert, wenn die Märkte durchdrehen und den Ausstieg Griechenlands zum Anlass nehmen, auch auf den Austritt Italiens, Portugals oder sogar Spaniens zu spekulieren?

Der Euro-Rettungsschirm ESM wäre auch mit seinem endgültigen Volumen von 500 Milliarden Euro kaum in der Lage, die Märkte zu beruhigen. Dazu kommt, dass der ESM so konstruiert ist, dass er selbst einen Dominoeffekt auslöst.

Jedes Land, das finanzielle Probleme hat und Unterstützung erhält, fällt als Garantiegeber aus. Würden in einem extremen Szenario Italien, Spanien oder vielleicht sogar Frankreich zu Kreditnehmern, würde sich die Last auf wenige Kernländer wie Deutschland, Finnland und die Niederlande konzentrieren. Das wäre für diese untragbar.

Euro-Bonds sind nicht geeignet

Auch das Lieblingskind vieler Politiker, der Euro-Bond, ist kein geeignetes Mittel gegen drohende Ansteckungseffekte. So müssten vor einer Ausgabe der Gemeinschaftsanleihen nicht nur die europäischen Verträge geändert werden. Auch das Bundesverfassungsgericht hat sich gegen die Vergemeinschaftung von Schulden gewandt, zumal dann, wenn die damit verbundenen Belastungen einem Automatismus folgen.

Darüber hinaus haben die Ratingagenturen bereits durchblicken lassen, dass sie die Bewertung von Euro-Bonds an der Bonität des schwächsten Emissionslandes ausrichten werden. Statt von den starken zu den schwachen Ländern fände der Bonitätstransfer dann in umgekehrter Richtung statt.

Draghi als letzter Retter

Als Retter in letzter Instanz käme dann EZB-Präsident Mario Draghi ins Spiel. Seinem Versprechen – „was immer dazu nötig ist“ – entsprechend müsste die EZB massiv in die Märkte eingreifen und die Staatsschuldtitel der Krisenländer kaufen, um deren Kurse zu stützen und die Finanzierungskosten niedrig zu halten.

Für die Deutschen mit ihrer ausgeprägten Stabilitätskultur wäre das eine bittere Pille. Die EZB würde damit nicht nur zum größten Staatsfinanzierer der Euro-Zone. Sie würde durch den Ankauf von Staatsanleihen auch so viel Liquidität in das Bankensystem pumpen, dass sie kaum noch in der Lage wäre, diese später wieder abzusaugen. Inflation und neue Vermögenspreisblasen wären auf lange Sicht eine in Kauf genommene Nebenwirkung.

Lange könnte die EZB diesen Kurs kaum durchhalten. Zumal sich in Deutschland und anderen stabilitätsorientierten Ländern im Norden der Euro-Zone der politische Widerstand gegen eine Weichwährungs- und Schuldenunion immer stärker artikuliert. Stoppte die EZB die Anleihekäufe, müssten die betroffenen Länder die Währungsunion verlassen, die Euro-Zone würde zurückschrumpfen auf einen Raum homogener und stabiler Länder.

Für den Binnenmarkt und den Handel in Europa muss das kein Nachteil sein. Zwar fielen durch die Aufspaltung der Währungsunion wieder Umtauschkosten im Handel mit den Euro-Renegaten an. Auch müssten sich die Unternehmen gegen Wechselkursschwankungen absichern. Doch das gilt auch für den Handel mit anderen Ländern, die derzeit nicht Mitglied der Euro-Zone sind.

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