+++07:55+++
Flüchtlinge strömen Reuters-Augenzeugen zufolge über Felder bei Sid über die Grenze von Serbien nach Kroatien. Die offiziellen Grenzübergänge in der Gegend waren zuvor geschlossen worden.
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Immer mehr syrische Flüchtlinge stellen nach einem "Focus"-Bericht zufolge einen Antrag auf Familiennachzug nach Deutschland. Es falle den deutschen Auslandsvertretungen zunehmend schwerer, den Zuwachs an entsprechenden Visa-Anträgen zu bewältigen, berichtet das Magazin unter Berufung auf das Auswärtige Amt.
Über das Mittelmeer nach Europa: Zahlen zu Flüchtlingen
Trotz der lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer wagen viele Tausend Menschen die Flucht nach Europa. 219.000 Menschen flohen laut Flüchtlingshilfswerk UNHCR 2014 über das Mittelmeer nach Europa; 2015 waren es bis zum 20. April 35.000.
3.500 Menschen kamen 2014 bei ihrer Flucht ums Leben oder werden vermisst; im laufenden Jahr sind es bis zum 20. April 1600.
170.100 Flüchtlinge erreichten 2014 über das Meer Italien (Januar bis März 2015: mehr als 10.100); weitere 43.500 kamen nach Griechenland, 3.500 nach Spanien, 570 nach Malta und 340 nach Zypern.
66.700 Syrer registrierte die EU-Grenzschutzagentur Frontex 2014 bei einem illegalen Grenzübertritt auf dem Seeweg, 34.300 Menschen kamen aus Eritrea, 12.700 aus Afghanistan und 9.800 aus Mali.
191.000 Flüchtlinge stellten 2014 in der EU einen Asylantrag (dabei wird nicht unterschieden, auf welchem Weg die Flüchtlinge nach Europa kamen). Das sind EU-weit 1,2 Asylbewerber pro tausend Einwohner.
...beantragten 2014 in der EU Asyl (2013: 50.000).
202.700 Asylbewerber wurden 2014 in Deutschland registriert (32 Prozent aller Bewerber), 81.200 in Schweden (13 Prozent) 64.600 in Italien (10 Prozent), 62.800 in Frankreich (10 Prozent) und 42.800 in Ungarn (7 Prozent).
Um 143 Prozent stieg die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zu 2013 in Italien, um 126 Prozent in Ungarn, um 60 Prozent in Deutschland und um 50 Prozent in Schweden.
Mit 8,4 Bewerbern pro tausend Einwohner nahm Schweden 2014 im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Flüchtlinge auf. Es folgten Ungarn (4,3), Österreich (3,3), Malta (3,2), Dänemark (2,6) und Deutschland (2,5).
600.000 bis eine Million Menschen warten nach Schätzungen der EU-Kommission allein in Libyen, um in den nächsten Monaten die Überfahrt nach Italien oder Malta zu wagen.
+++06:40+++
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verlangt von anderen EU-Staaten mehr Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Im Streit zwischen den EU-Ländern um die Einführung von Flüchtlingsquoten, sollte die Staatengemeinschaft erwägen, notfalls "auch das Instrument der Mehrheitsentscheidung anzuwenden", sagt er der "Passauer Neuen Presse".
+++06:34+++
Vize-Kanzler Sigmar Gabriel sieht in der Flüchtlingskrise ein großes Risiko für den Zusammenhalt in der EU und warnt vor einer Überforderung Deutschlands. Europa sei eine Wertegemeinschaft, die auch auf Mitmenschlichkeit und Solidarität beruhe, sagte der SPD-Chef und Wirtschaftsminister in einem "Bild"-Interview (Freitagausgabe). "Wer unsere Werte nicht teilt, kann auf Dauer auch nicht auf unser Geld hoffen. Wenn es so weitergeht, ist Europa in Gefahr. Mehr als durch die Finanz- oder Griechenlandkrise", fügte er an. Es sei notwendig, dass Europa die Flüchtlinge fair verteile. Deutschland könne viele, aber nicht alle Menschen aufnehmen.
+++06:25+++
US-Außenminister John Kerry kommt am Sonntag zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise und den Syrien-Konflikt nach Berlin. Dort werde er sich mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier treffen, teilt das State Department in Washington mit. Aus Regierungskreisen in Berlin hieß es, im Gästehaus des Auswärtigen Amts, der Villa Borsig, werde es am Sonntagnachmittag eine Pressekonferenz mit Kerry geben. Vor seinem Berlin-Besuch reist der US-Minister nach London.
+++06:17+++
Nach Tumulten an den Grenzen mit vielen verletzten Flüchtlingen zieht Kroatien die Reißleine: Die Regierung versetzte die Armee in Alarmbereitschaft - und brachte nach Ungarn ebenfalls eine Schließung der Grenze zu Serbien ins Spiel.
+++Entwicklungen der vergangenen Nacht+++
Begleitet von ausländerfeindlichen Pöbeleien und Rangeleien sind Flüchtlinge in der Nacht zum Freitag in die Halle eines früheren Bekleidungsbetriebs im sächsischen Bischofswerda eingezogen. Eine Gruppe von 50 bis 70 Menschen habe sich am späten Donnerstagabend vor der Halle versammelt, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz: „Die hatten großteils Bierflaschen dabei und waren alkoholisiert. Die Stimmung war sehr aggressiv.“ Rund 30 von ihnen hätten versucht, den Zugang zu der Halle zu versperren. In der Nacht seien sie dann nach und nach abgezogen. Zudem erteilte die Polizei Platzverweise. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand, Festnahmen gab es nicht. In drei Fällen werde nun wegen Beleidigung von Polizisten ermittelt, in einem Fall wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
Ein junger Flüchtling ist durch einen Stromschlag auf dem Gelände vor dem Ärmelkanal-Tunnel bei Calais ums Leben gekommen. Der etwa 20-Jährige sei in der Nacht zum Freitag gefunden worden, sagte ein Sprecher der Präfektur des nordfranzösischen Départements Pas-de-Calais am Freitag. Er habe den Stromschlag beim Versuch erlitten, auf einen Frachtzug zu klettern. Die Behörden halten den Mann für einen Syrer, dies sei aber noch nicht bestätigt, hieß es. In der Hafenstadt in Nordfrankreich kampieren schätzungsweise gut 3000 Migranten. Viele von ihnen versuchen, gesetzeswidrig durch den Tunnel oder auf Fähren nach Großbritannien zu gelangen.
Nach der Ankunft Tausender Flüchtlinge hat Kroatien sieben Grenzübergänge zu Serbien geschlossen. Dabei handele es sich um eine vorläufige Maßnahme, teilte das kroatische Innenministerium am späten Donnerstagabend mit. Der Grenzübergang Bajakovo-Batrovci auf der Schnellstraße Belgrad-Zagreb war demnach von der Schließung ausgenommen. Ungarn reagierte auf die neuen Flüchtlingsrouten in Südwesteuropa mit neuen Sondermaßnahmen. Die Regierung in Budapest rief für die südwestlichen Bezirke an der Grenze zum EU-Nachbarn Kroatien den sogenannten Masseneinwanderungskrisenfall aus. Dies ermächtigt die Behörden zu einem besonderen Vorgehen gegen Migranten. Ähnlich war Ungarn auch im Südosten des Landes vorgegangen. Seit der Abriegelung der dortigen Grenze zu Serbien versuchen immer mehr Flüchtlinge, über Kroatien und Slowenien nach Westeuropa zu gelangen. In Kroatien kamen in weniger als zwei Tagen mehr als 11.000 Menschen an. Slowenien kündigte die Wiedereinführung von Grenzkontrollen an.
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