+++Die Ereignisse im Überblick+++ USA bieten 15.000 zusätzlichen Flüchtlingen Zuflucht

Mindestens 13 Menschen sind bei dem Zusammenstoß eines Flüchtlingsboots mit einem Handelsschiff vor der türkischen Küste ertrunken. In Österreich kommen am Wochenende zehntausende Flüchtlinge an.

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+++19:58+++

Der Bund will seine finanzielle Unterstützung von Ländern und Kommunen zur Bewältigung des Flüchtlingsandrangs nochmals aufstocken. Die Entscheidung werde beim Bund-Länder-Flüchtlingsgipfel am kommenden Donnerstag fallen, kündigt Bundesinnenminister Thomas de Maizière in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ an. „Es wird deutlich mehr Geld geben.“ Konkrete Summen nannte er allerdings nicht. De Maizière wies darauf hin, dass auch der Bund mehr Geld zur Finanzierung dieser Aufgabe brauche.

+++19:52+++

In Kroatien sind in den vergangenen Tagen nach Polizeiangaben etwa 27.000 Flüchtlinge eingetroffen. Es werde damit gerechnet, dass in den kommenden Tagen noch zahlreiche weitere Migranten aus Serbien in das Balkanland kommen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Behörden bauten Zelte auf, um sie vor Regen und Kälte zu schützen. 1600 Flüchtlinge seien im Laufe des Tages nach Ungarn ausgereist.

Fast alle Flüchtlinge wollen nicht in Kroatien bleiben, sondern in wohlhabender EU-Staaten wie Deutschland und Schweden weiterziehen. Den Umweg über Kroatien nehmen sie, weil Ungarn seine Grenze zu Serbien vergangenen Dienstag mit einem Stacheldrahtzaun geschlossen hat. Die Regierung in Budapest hat zudem angekündigt, an der Grenze zu Kroatien einen Zaun zu errichten.

So viel Geld bekommen Flüchtlinge in den europäischen Ländern

+++19:00+++

Die USA wollen 2017 mindestens 100.000 Flüchtlinge aus der ganzen Welt bei sich aufnehmen, kündigt US-Außenminister John Kerry nach einem Treffen mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier (SPD) an. Zuletzt holten die Vereinigten Staaten 70.000 Menschen ins Land, im kommenden Haushaltsjahr, das jeweils im Oktober beginnt, sollen es 85.000 sein. Kerry betont, er würde gerne mehr ankündigen. Jedoch hätten die USA zu wenig Personal, um die nötigen Sicherheitsüberprüfungen durchzuführen. „Wir tun das, was wir kurzfristig leisten können.“ Aus Syrien dürfen ab Oktober 10 000 Flüchtlingen einreisen. Mit Blick auf die Syrien-Krise sagt Kerry, sein Land wolle das Problem an der Wurzel packen. Es könne aber nur eine politische Lösung geben.

+++17:18+++

Der Zustrom von Flüchtlingen nach Österreich nimmt wieder stark zu. Am Wochenende trafen Zehntausende vor allem aus Ungarn in der Alpenrepublik ein. Am Sonntag kamen bis zum frühen Nachmittag bereits 10.700 Menschen. Das waren mehr als am gesamten Vortag, als 10.500 hauptsächlich am Grenzübergang Nickelsdorf ankamen. Die steigenden Zahlen in Österreich könnten dazu führen, dass auch wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, wo die Zahl der Neuankömmlinge am Samstag auf 1700 sank.

+++16:37+++

Ein Reuters-Kameramann berichtet, dass Ungarn offensichtlich die Schließung der Grenze bei Beremend vorbereitet. Bautrupps rammen drei Meter hohe Zaunpfähle in den Boden und errichten ein Tor am Übergang. Über den Grenzübergang hat Kroatien in den vergangenen Tagen ohne Absprache Tausende Flüchtlinge nach Ungarn abgeschoben, was zu scharfen Protesten des EU-Nachbarlandes geführt hat. Aus dem kroatischen Grenzort Beli Monastir sind noch weitere Busse mit Migranten unterwegs nach Beremend.

+++16:28+++

Am Flughafen Köln/Bonn ist ein neues Drehkreuz für Flüchtlinge eingerichtet worden. Am Montagabend wird dort der erste Sonderzug mit 450 Flüchtlingen erwartet. „Wir stehen bereit, wir sind ready“, sagte Flughafenchef Michael Garvens. Es solle „ein wirkliches Willkommen“ am Flughafen geben. Stadtdirektor Guido Kahlen berichtete, es hätten sich schon Dutzende Kölner gemeldet, die helfen wollten und zum Beispiel Farsi oder Arabisch sprächen. Die Flüchtlingszüge sollen am Bahnhof des Flughafens ankommen. In Zelten sollen die Menschen dann kurzzeitig betreut und anschließend mit Bussen zu den eigentlichen Unterkünften weitertransportiert werden. Köln ist gemeinsam mit Düsseldorf die Drehscheibe für Flüchtlinge, die in Zügen aus dem Süden nach Nordrhein-Westfalen anreisen. Köln löst Dortmund ab - die Ruhrgebietsstadt soll nach einer Ruhephase vielleicht später wieder als Drehscheibe dazukommen.

+++16:11+++

Auf der Autobahn A4 bei Nickelsdorf wird die Fahrbahn Richtung Wien gesperrt. Das teilt ein Polizeisprecher mit, ohne weitere Details zu nennen. In den vergangenen Tagen hatte die Polizei die Autobahn schon mehrmals gesperrt, weil sich Flüchtlingen dort zu Fuß nach Wien aufgemacht hatten.

Unterkünfte für Flüchtlinge in Flammen

+++15:45+++

Bei dem Untergang eines Bootes vor der türkischen Küste ertrinken 13 Flüchtlinge. Sechs davon sind Kinder, heißt es in Kreisen der türkischen Küstenwache. Das Boot war mit 46 Menschen an Bord auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland, als es mit einem Frachter kollidierte. 20 Menschen wurden gerettet, 13 werden noch vermisst.

+++15:39+++

Die belgische Polizei wird kommende Woche stichprobenhafte Kontrollen in Grenznähe aufnehmen. Wie Innenminister Jan Jambon im Sender VRT ankündigt, wollen die Behörden so „gegen Menschenschmuggler vorgehen und sicherstellen, dass jeder Flüchtling registriert ist“. Auch auf Flughäfen und in Zügen solle kontrolliert werden. Eine vorübergehende Wiedereinführung von Grenzkontrollen - wie in Deutschland, Österreich und Slowenien geschehen - sei allerdings nicht geplant, sagt Jambon. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga wurden in der vergangenen Woche 1889 Asylanträge in Belgien gestellt.

Status und Schutz von Flüchtlingen in Deutschland

+++15:23+++

Ein zur Unterbringung von Flüchtlingen geplantes Mehrfamilienhaus im Landkreis Rostock ist von Unbekannten angezündet worden. Ob das derzeit unbewohnte Haus an einer Bundesstraße bei Laage weiterhin als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann, sei derzeit noch unklar, teilt die Polizei mit. Auf dem Dachboden des Hauses brannte eine etwa zwei mal zwei Meter große Fläche. Der Staatsschutz ermittelt wegen eines potenziell fremdenfeindlichen Hintergrundes.

+++14:44+++

Bei verschiedenen Noteinsätzen im Mittelmeer sind am Wochenende mehr als 4300 Flüchtlinge gerettet worden. Beim größten von insgesamt 20 Rettungseinsätzen in den Gewässern vor Libyen wurden 1137 Menschen von zwei überfüllten Schiffen in Sicherheit gebracht, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Auch eine Frauenleiche wurde geborgen. Wie eine dpa-Reporterin an Bord der Bundeswehr-Fregatte „Schleswig-Holstein“ beobachtete, wurden in einem fast zwölfstündigen Einsatz 389 Flüchtlinge von einem Holzboot und einem Schlauchboot gerettet. Zusätzlich nahmen die deutschen Soldaten 378 Flüchtlinge an Bord, die zuvor von der britischen Marine gerettet worden waren. Mit 767 Menschen nahm die „Schleswig-Holstein“ so viele Flüchtlinge an einem Tag auf wie nie zuvor während ihres Einsatzes, wie ein Sprecher an Bord sagte. Die meisten der Menschen stammten aus dem Sudan sowie aus Eritrea, Somalia und Syrien.

+++14:28+++

Die Polizei an der südlichen Grenze Österreichs ist kaum in der Lage, Flüchtlinge am Grenzübertritt zu hindern. Eine Gruppe von etwa 100 Migranten überquerte Sonntag den österreichisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld. „Sie sind so massiv aufgetreten, dass wir sie nicht zurückhalten konnten“, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei hatte die Flüchtlinge zuvor zurückgewiesen, da sie weder Reisedokumente hatten noch Asylersuchen vorbrachten. Mehrere Hundert weitere Menschen näherten sich der Grenze, fügte der Polizeisprecher hinzu. Es werde erwartet, dass auch diese versuchen, nach Österreich einzureisen. Schon am Samstag war eine Gruppe von etwa 350 Menschen am Grenzübergang Bad Radkersburg an der Polizei vorbei über die Grenze gestürmt.

Ifo: Viele Flüchtlinge nicht für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert

+++14:03+++

Beim Zusammenstoß eines Flüchtlingsboots mit einer Fähre vor der türkischen Küste sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen, teilt die türkische Küstenwache mit. Wie es zu dem Unglück vor der Hafenstadt Canakkale kam, war zunächst unklar. Die Küstenwache wurde nach eigenen Angaben mit einem Notruf alarmiert, dass ein kommerzielles Schiff das Flüchtlingsboot gerammt habe. Leichen trieben im Wasser, heißt es. Acht Menschen seien gerettet worden, nach weiteren Opfern werde gesucht.

+++13:21+++

Nach Einschätzung des Münchner Ifo Instituts sind die meisten Flüchtlinge nicht gut genug für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert. Damit die Flüchtlingskrise den Steuerzahler jedoch nicht dauerhaft überlaste, müssten die Zuwanderer so schnell wie möglich bezahlte Jobs annehmen, erläutern die Wirtschaftsexperten in einer Mitteilung: „Es steht zu befürchten, dass viele von ihnen bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro keine Beschäftigung finden, weil ihre Produktivität schlicht zu gering ist.“ Das Institut plädiert deshalb dafür, den Mindestlohn abzusenken.

+++12:16+++

Österreich hat binnen 24 Stunden bis Sonntagfrüh rund 11.000 Flüchtlinge aus Ungarn in Empfang genommen. Bis zu 7000 weitere würden für Sonntag am Grenzübergang Nickelsdorf erwartet, erklärte das Innenministerium. Vertreter des Ministeriums berieten mit Wohlfahrtsorganisationen, wo sie die Menschen vorübergehend unterbringen können.

Über das Mittelmeer nach Europa: Zahlen zu Flüchtlingen

+++11:36+++

Die österreichische Polizei hat Flüchtlingen die Einreise aus dem südlichen Nachbarland Slowenien verweigert. Wie ein Polizeisprecher im Bundesland Steiermark mitteilt, wurde etwa 100 Menschen in der Nacht auf Sonntag die Einreise am Grenzübergang Spielberg verweigert. Sie hatten demnach weder Asylersuchen vorgebracht noch Reisedokumente vorgewiesen. Die Polizei werde die Einwanderungsgesetze anwenden, solange der Andrang an Flüchtlingen bewältigbar sei, so der Sprecher.

Erneutes Flüchtlingsdrama auf der Ägäis

+++10:58+++

In Deutschland sind erneut weniger Flüchtlinge angekommen als am Vortag. Die Bundespolizei habe die Einreise von 1710 Menschen registriert, sagt ein Sprecher am Sonntag. Am Freitag waren es 1985 gewesen.

+++10:30+++

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat mit Besorgnis auf die jüngsten Übergriffe auf Flüchtlingsheime reagiert. „Jeder Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim ist ein Anschlag auf uns alle, ein Anschlag auf unsere Gesellschaft“, schreibt Maas im Kurznachrichtendienst Twitter.

+++10:18+++

Die Kommunen wollen beim Bund-Länder-Flüchtlingsgipfel am Donnerstag im Kanzleramt mit dabei sein. Diese Forderung kommt jetzt aus den SPD-Reihen in Nordrhein-Westfalen. Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) sagt: „Ich halte es für dringend geboten, dass beim Flüchtlingsgipfel am 24. September auch die Kommunen mit am Tisch sitzen und ihre Erfahrungen und konkreten Anforderungen einbringen können.“

+++09:38+++

Ungarn wehrt sich gegen Kritik an seinem geplanten Zaun an der Grenze zu Rumänien. Außenminister Peter Szijjarto weist Äußerungen seines rumänischen Kollegen Bogdan Aurescu scharf zurück: „Wir sind ein mehr als tausend Jahre alter Staat, der in seiner Geschichte oft nicht nur sich selbst, sondern auch Europa verteidigen musste. So wird es bleiben, ob das dem rumänischen Außenminister gefällt oder nicht.“

+++09:24+++

Erneut ist ein Flüchtlingsboote in der Ägäis untergegangen. Es werden 26 Menschen vermisst. Die Küstenwache konnte 20 Menschen aus den Fluten retten, teilten die Behörden mit. Bereits am Vortag war ein fünfjähriges Kind bei einem ähnlichen Unglück ums Leben gekommen, hier wurden 13 Menschen vermisst.

+++08:59+++

2000 Flüchtlinge sind im ungarischen Grenzbahnhof Hegyeshalom aufgebrochen, um zu Fuß über die Grenze nach Österreich zu gehen. Ungarische Polizisten begleiten sie bis zum Grenzübergang an der alten Landstraße nach Wien, wie das staatliche ungarische Fernsehen M1 berichtet. Züge hatten die Menschen zuvor von der kroatischen Grenze nach Hegyeshalom gebracht. Kroatien transportiert die Flüchtlinge zur ungarischen Grenze, seitdem Ungarn die Grenze zu Serbien für Flüchtlinge geschlossen hat und diese auf ihrem Weg in den Westen nach Kroatien ausweichen.

Was Flüchtlinge dürfen

+++Meldungen der vergangenen Nacht+++

Im baden-württembergischen Wertheim ist in der Nacht auf Sonntag nach Angaben von Polizei und Stadtverwaltung eine geplante Notunterkunft in Brand gesetzt worden. Zwei Bewohner eines benachbarten Altenheims kamen mit Verdacht auf Rauchgas-Vergiftung in eine Klinik. Die Sporthalle sei nun einsturzgefährdet und nicht mehr nutzbar. Ebenfalls am Wochenende beschmierten Unbekannte die Außenwände eines Flüchtlingsheims in Riedlingen (Baden-Württemberg) mit umgekehrten Hakenkreuzen und rechten Parolen. Zudem zündeten sie am frühen Samstagmorgen zwei Mülltonnen an. Im sächsischen Bischofswerda wird die Flüchtlingsunterkunft nach Protesten rechter Krawallmacher nun besonders geschützt. Die Polizei bildete am Samstag einen Kontrollbereich um die Erstaufnahmeeinrichtung.

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