Für Gesundheits-Apps wird es schon bald europaweit einheitliche Qualitäts- und Datenschutzstandards geben. Das geht aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. „Auf europäischer Ebene steht eine Selbstverpflichtung der Hersteller von Gesundheits-Apps zur Einhaltung der Datenschutzbestimmungen („Code of Conduct“) kurz vor dem Abschluss, die App-Entwicklern Unterstützung bei der Anwendung der geltenden Bestimmungen bieten wird“, heißt es in der Antwort.
Ebenfalls auf Initiative der EU-Kommission würden derzeit „Qualitätskriterien für die Beurteilung von Gesundheits-Apps entwickelt, die bis 2017 vorliegen sollen“. Ob darüber hinaus Standards benötigt würden, sei Gegenstand der Arbeiten der sogenannten „E-Health-Initiative“.
Es gibt mehr als 100.000 Gesundheits-Apps. Die Gesundheitspolitik erwartet einiges von den Minicomputern. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sah deshalb auch schon länger Bedarf für klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, Ärzte und Hersteller. „Für die Nutzung und Bewertung von Apps werden offizielle Orientierungshilfen benötigt“, lautete denn auch das Ergebnis einer vom Ministerium in Auftrag gegebenen und am Peter L. Reichertz Institut für medizinische Informatik erarbeiteten Studie. Es sei wichtig, zu erkennen, dass nicht jede App für den medizinischen Einsatz geeignet sei.
Diese Hightech-Geräte nutzen deutsche Hobbysportler
Hightech-Geräte werden beim Sport immer beliebter. Bitkom hat 1014 Deutsche ab 14 Jahren befragt, welche Geräte sie zum Sport nutzen. Das Ergebnis: Vier Prozent nutzen ein herkömmliches Handy.
Actionkameras wie sie etwa GoPro herstellt, sorgen vor allem bei Profisportlern für spektakuläre Aufnahmen. Doch auch bei Hobbysportlern erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Immerhin sieben Prozent der Befragten nutzen sie.
Musik beim Joggen zu hören, ist seit dem Walkman eine willkommene Ablenkung. 13 Prozent der Befragten nutzen dafür heute einen mp3-Player.
Wie effektiv ist mein Training wirklich? Schritt- und Kalorienzähler geben Aufschluss darüber. Genutzt werden sie von 17 Prozent der Befragten.
Um zielgerichtet trainieren zu können, greifen Sportler auf Pulsmessgeräte zurück. In Deutschland macht das jeder Dritte.
Des Deutschen Lieblingsbegleiter ist ein Alleskönner: Das Smartphone. 37 Prozent gaben an, es beim Sport zu benutzen.
Kritik gibt es auch am Datenschutz. „Gesundheits-Apps halten die datenschutzrechtlichen Anforderungen häufig nicht ein“, ergab die Studie. „Bei der Datenschutzerklärung und der Einholung von Einwilligungen durch die Nutzer fehlt es oft an Transparenz. Soweit Daten im Ausland gespeichert werden, ist die Nutzung nicht dem deutschen Datenschutzrecht unterworfen.“
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast warf der Bundesregierung vor, keine Strategie zu haben, wie sie mit der schnellen Entwicklung am Markt für digitale Gesundheitsleistungen umgehen wolle. „Statt konkreter Regelungsvorhaben beim Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten durch Apps, verweist sie lediglich auf eine E-Health-Initiative, die noch keine Ergebnisse geliefert hat, auf die EU und freiwillige Selbstverpflichtungen der Hersteller“, sagte die Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses dem Handelsblatt mit Blick auf die Antwort der Regierung auf die Kleine Anfrage. „Das ist inakzeptabel, denn Apps werden auf dem deutschen Gesundheitsmarkt bereits seit längerem massenhaft eingesetzt.“
Künast forderte von der Bundesregierung, dafür Sorge zu tragen, dass Gesundheits-Apps transparent, sicher und qualitativ einwandfrei seien und die Verbraucher als Datenlieferer auch die Hoheit über ihre Daten behielten. „Sie hat die Pflicht für den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher heute zu sorgen, statt uns auf einen europäischen Sankt Nimmerleinstag zu verweisen“, sagte Künast.
Der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz warnte auch vor Nachteilen für die Wirtschaft. „Die Bundesregierung steht in Sachen Digitalisierung bis heute wie ein Kaninchen vor der Schlange“, sagte von Notz dem Handelsblatt. Sie weigere sich, die Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung stellten, im Sinne der Verbraucher zu gestalten. „Das ist schlecht für unsere Grundrechte, und es ist schlecht für die Unternehmen, die Rechtssicherheit brauchen.“
Wie verbreitet Gesundheits-Apps inzwischen sind, zeigte jüngst eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK. 28 Prozent der Internet-Nutzer in Deutschland setzen demnach beim Joggen, Walken oder auf dem Weg zur Arbeit eine Gesundheits-App, ein Fitness-Armband oder eine Smartwatch ein. Die Deutschen lägen damit im weltweiten Vergleich weit vorn, fand die GfK heraus.
Lediglich in China (45 Prozent), Brasilien und den USA (jeweils 29 Prozent) setzten mehr Internetnutzer zum täglichen Fitness- und Gesundheits-Check entsprechende Geräte ein. Von den 20.000 in 16 Ländern befragten Internetnutzern bekannte sich im Schnitt ein Drittel dazu, mit Apps oder Fitness-Tracker ihre Kondition oder Gesundheit regelmäßig zu überwachen. In der Regel zeichnen sie neben der Herzfrequenz des Nutzers auch die zurückgelegte Strecke, verbrannte Kalorien und Schritte auf.
Was die Verbreitung der „Fitness-Tracker“ in Deutschland von vielen anderen Ländern noch unterscheidet: Hierzulande nutzen - neben ganz jungen Leuten - überraschend viele Ältere die digitalen Hilfsmitteln. Während nur etwa ein Fünftel der 40- bis 49-Jährigen Internet-Nutzer auf diese Weise ihre Trainingsdaten aufzeichnet, waren es bei den 60 Jahre und Älteren rund 30 Prozent - ebenso viele wie bei den 15- bis 29-Jährigen.
Der größte Teil der weltweit befragten Nutzer - nämlich 55 Prozent - erhofft sich vom Einsatz der Apps und Tracker eine Steigerung seiner Kondition. Am zweithäufigsten gaben die Nutzer an, sie wollten sich damit selbst zum Sport antreiben. Ein Drittel nannte als Motivation, seine Leistungsfähigkeit verbessern zu wollen. 29 Prozent erhoffen sich davon einen besseren Schlaf. Rund ein Viertel möchte produktiver sein. 22 Prozent geht es hingegen lediglich um den „Spaßfaktor“.
Datenschützer sehen hingegen die entsprechenden Apps und Fitnessarmbänder kritisch. So warnten erst im Frühjahr die Datenschutzbeauftragten von Bund und Länder vor einem Missbrauch der aufgezeichneten Trainingsdaten. Mit ihrer Hilfe könne eine detaillierte Risikobewertung vorgenommen werden. Krankenkassen könnten Profile ihrer Versicherten entwickeln und auf dieser Basis individuelle Tarife anbieten. Dies würde dem Solidarprinzip zuwiderlaufen.