EU-Referendum in Großbritannien Der Brexit macht den Amerikanern Angst

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Trump: „Großbritannien hat „sich sein Land zurückgeholt“

Die USA verlören in Großbritannien einen wichtigen Partner. „Die speziellen Beziehungen der USA zu Großbritannien werden weniger speziell“, sagt Haass. Die USA könnten England nicht links liegen lassen, müssten sich aber intensiver anderen Partnern zuwenden, die nun eine mächtigere Stellung hätten: etwa Deutschland, Frankreich und Polen.

Zwar ist Großbritannien weiterhin NATO-Mitglied, doch um eine gemeinsame Position mit Europa in wirtschafts- und außenpolitischen Fragen zu finden, reichen den USA nicht mehr zwei Telefonnummern (die von Großbritannien und Deutschland). Nun muss ein ganzes Telefonbüchlein her.

Der Wahlkampf

Viel Arbeit also für den nächsten US-Präsidenten. Die Sorge in den USA, dass dieser Donald Trump heißt, ist durch das Brexit-Votum der Briten, dramatisch gestiegen.

Was, fragen sich Politikbeobachter und Bürger, wenn die Umfrageinstitute in Amerika ähnlich falsch liegen wie die britischen Statistiker mit ihren Brexit-Prognosen? Derzeit liegt die designierte demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in Umfragen stabil, teils deutlich, vorne. Doch was sind solche Aussagen noch wert? Schließlich prognostizierten die britischen Meinungsforscher und Buchmacher noch am Wahltag eine Mehrheit für den Verbleib Großbritanniens in der EU.

„Das Referendum in Großbritannien zeigt, wie groß in den westlichen Demokratien die Unzufriedenheit mit dem Status quo ist“, sagt auch Haass. Es gebe eine große Zahl von Bürgern, die sich von guten Gründen nicht überzeigen ließe und schlicht für Nationalismus und gegen Globalisierung stimmen würden. „Die Ablehnung des so genannten Establishments ist scheinbar mehrheitsmäßig.“

Donald Trump nutzte dann auch direkt das Briten-Votum zum Wahlkampf. Großbritannien habe „sich sein Land zurückgeholt“, schrieb er in einer Rundmail an seine Anhänger. Sie hätten „Großbritannien an erster Stelle gesetzt“ und sich für „Freiheit und Unabhängigkeit“ entschieden. „Mit eurer Hilfe werden wir genau das Gleiche am Wahltag 2016 hier in den USA machen“, verspricht Trump.

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Wurde der Milliardär anfänglich für seine stumpfen Parolen und der Forderung nach „America first“ belächelt, ist den meisten US-Amerikanern das Lachen inzwischen eingefroren.

Politikberater Haass mahnt das Clinton-Lager, „das Aufkeimen von Nationalismus im Land nicht zu unterschätzen“. Insbesondere in den industriell geprägten Bundesstaaten im Nordosten und Mittleren Westen – Hochburgen der Demokraten – sei die Bereitschaft hoch, den Etablierten einen Denkzettel zu verpassen. „Die Ablehnung des Freihandels und das Versprechen, die Politik in Washington in ihren Grundfesten zu erschüttern, könnte dort mehrheitlich gut ankommen.“

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