Euro-Krise Sind Europas Banken noch zu retten?

Milliarden sind bereits in die Sanierung europäischer Banken geflossen. Die Institute sind deswegen nicht sicherer geworden. Das dicke Ende naht.

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Sicherer Hafen Deutschland
Die Deutsche Bank in Frankfurt am Main Quelle: dpa
Das Schild einer Commerzbank-Filiale mit Logo hängt unweit der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa
Mitarbeiter der Sparkasse schauen in Kordel bei Trier in die Fluten Quelle: dpa
"LBBW" steht in Stuttgart auf einem Schild vor der Landesbank Baden-Wuerttemberg Quelle: dapd
Ein Volksbanken-Raiffeisenbanken-Schild Quelle: dpa
DZ-Bank Quelle: REUTERS
ING Quelle: REUTERS

Von Cornelius Welp, Yvonne Esterházy, Mark Fehr, Henning Krumrey, Anne Kunz, Silke Wettach, Karin Finkenzeller und Anne Grüttner

Das Logo erstrahlt in kraftvollem Rot. Auch in ihrer Werbung präsentiert sich die deutsche Santander Bank – "solide und weltweit präsent" – als starker und verlässlicher Finanzpartner. Doch zahlreiche Kunden, berichten Mitarbeiter, misstrauen dem Versprechen. Ängstlich fragen sie in der Filiale nach, wie es denn nun wirklich um das Institut bestellt sei. Schließlich sind auch ihnen die Probleme spanischer Banken nicht verborgen geblieben, und den Santander-Mitarbeitern fällt die Antwort nicht leicht. Von ihrer Konzernleitung haben sie die Anweisung erhalten, auf ihre Unabhängigkeit vom spanischen Markt zu verweisen – und auf die deutsche Einlagensicherung, die Guthaben von bis zu 460 Millionen Euro garantiert. Wirklich überzeugend ist das nicht. Viele Kunden zweifeln, ob ihr Geld bei dieser Adresse sicher ist. Zu Recht?

Europas Banken wanken. Die Staatsschuldenkrise hat südeuropäische Institute vom Geldmarkt praktisch abgeschnitten, steigende Arbeitslosigkeit, angeschlagene Unternehmen und mancherorts fallende Hauspreise erhöhen die Zahl der Kreditausfälle zum Teil dramatisch. Die EU-Kommission musste deswegen zwischen Oktober 2008 und Oktober 2011 insgesamt 4,5 Billionen Euro an staatlichen Beihilfen für marode Banken genehmigen – das sind rund 35 Prozent der EU-Wirtschaftsleistung.

Die Hilfsmittel der EZB

Ein Ende des Abwärtsstrudels ist nicht in Sicht. Zunehmend genervt versucht Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), die Situation zu stabilisieren. Eine Billion Euro hat er den Banken bereits im Dezember 2011 und im Februar für bis zu drei Jahre geliehen – zu einem lächerlich niedrigen Zins. Vergangenen Donnerstag senkte er die Leitzinsen auf den Rekordtiefstand von 0,75 Prozent. Doch es scheint nie genug. Ist ein Loch gestopft, reißt an anderer Stelle sogleich das nächste auf.

Droht eine Panik wie nach der Lehman-Pleite?

Sind Europas Banken noch zu retten? Oder drohen mittelfristig wieder Panikreaktionen wie nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers Ende 2008, als besorgte Sparer ihre Konten leer räumten, die Banken ihre Kreditvergabe untereinander stoppten und die Weltwirtschaft in eine globale Rezession geriet? Müssen am Ende selbst Sparkassen-Kunden um ihre Ersparnisse bangen, weil der Schuldensog auch solide deutsche Institute mit in den Abgrund reißt? "Objektiv gibt es keinen Grund zur Sorge", sagt der Vorstand einer deutschen Großbank. "Aber bei einer dramatischen Verschärfung der Krise kann man nichts ausschließen."

Auch die Beschlüsse des EU-Gipfels vom 28. und 29. Juni, die eine einheitliche europäische Bankenaufsicht und Direkthilfen auch für Banken aus den europäischen Rettungsfonds EFSF und ESM vorsehen, haben die angespannte Lage nur zeitweise entschärft. "Der ESM wird zu einem europäischen Bankenrettungsfonds analog dem deutschen Soffin", sagt der frühere Bundesbank-Vorstand und heutige Geschäftsführer des Verbands Öffentlicher Banken, Hans Reckers. Er fürchtet: "Die verschärfte Rezession in den Krisenländern führt zu weiteren Kreditausfällen, was erneute Hilfen für die Banken erforderlich macht. Wir befinden uns in einem Teufelskreis, der noch nicht durchbrochen ist."

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