Euro-Krise Sind Europas Banken noch zu retten?

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Sparkassen und Volksbanken gelten als sicher

Doch 2011 hat allein der Schuldenschnitt Griechenlands zu Belastungen von knapp sieben Milliarden Euro geführt. Die Ergebnisse der deutschen Banken fielen dadurch deutlich schlechter aus als 2010. Ihnen half vor allem die boomende Konjunktur, wegen der sie die Risikovorsorge für Kredite um 38 Prozent senken konnten.

Skeptisch sehen Bankkunden derzeit vor allem Deutschlandtöchter ausländischer Banken, selbst wenn diese Mitglieder im deutschen Einlagensicherungsfonds sind. In ihrer Außendarstellung profilieren sich dagegen vor allem Sparkassen und Volksbanken als sichere Adressen für besorgte Anleger. Und das mit Erfolg. Seit 2007 sind die Kundeneinlagen bei Sparkassen um mehr als 60 Milliarden Euro gestiegen. Die regionalen Institute haben in Maßen Staatsanleihen gekauft und kaum Kredite ins Ausland vergeben.

Dabei ist die Situation einzelner Institute durchaus angespannt. Bei einer Stichprobe der Finanzaufsicht BaFin kamen im vergangenen Jahr 24 von 429 Sparkassen auf eine bedenkliche Kapitalquote von sieben Prozent. Allerdings haften die Sparkassen füreinander und verhindern Insolvenzen durch Zusammenschlüsse von Instituten. Der Haftungsverbund schließt auch Landesbanken mit ein. Sparkassen sind bei diesen Eigentümer und Gläubiger. Insider schätzen, dass sie rund 25 Prozent ihrer Mittel in Anleihen von Landesbanken investiert haben. Die Pleite einer Landesbank könnte den Haftungsverbund überfordern. Jedoch haben die Landesbanken im Durchschnitt weniger in Staatsanleihen von Schuldenstaaten investiert als Geschäftsbanken.

Großbanken bemühen sich um ausgeglichene Bilanzen

Aber auch Großbanken profitieren als sicherer Hafen. So sind die Spareinlagen bei der Commerzbank im ersten Quartal gegenüber Vorjahr um sieben Milliarden Euro gestiegen. Die Bank gehört nach ihrer teilweisen Verstaatlichung Anfang 2009 immer noch zu 25 Prozent dem Steuerzahler, große Teile ihres Geschäfts gibt sie in den kommenden Jahren auf – nach der Finanzierung von Staaten und Gewerbeimmobilien nun auch noch die von Schiffen. Sparer schreckt das nicht ab. "Durch die Werbekampagne mit der Nationalmannschaft haben wir während der Fußball-Europameisterschaft wöchentlich 3000 neue Kunden gewonnen", sagt Bereichsvorstand Michael Mandel.

Um sich auf ein mögliches Ende der Währungsunion vorzubereiten, bemühen sich Großbanken, ihre Bilanz in jedem Land ausgeglichen zu gestalten. Dafür sammeln sie dort gezielt Einlagen ein und haben zum Teil auch die Drei-Jahres-Tender der EZB genutzt. Doch wenn es so weit kommt, dann „haben wir ganz andere Probleme“, sagt ein Bankvorstand.

Um die zu verhindern, wollen die Regierungschefs das europäische Finanzsystem reformieren. Unangenehme Überraschungen soll eine gemeinsame Aufsicht verhindern, denn die Frustration sitzt tief. Das zeigte ein Gefühlsausbruch von EZB-Chef Draghi wegen der unerwarteten Schieflage der spanischen Bankia. "Die Krise wurde grottenschlecht gemanagt, schlechter geht es eigentlich nicht", erregte sich der Italiener im Europäischen Parlament. Ihn wurmt, dass die Probleme einzelner Banken immer nur häppchenweise bekannt und gelöst werden. "Das ist die schlechteste Art und Weise, die Dinge zu machen."

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