Euro-Krise Target-Salden drängen Deutschland an den Abgrund

Die Euro-Rettungspolitik der EZB hat zu gigantischen Risiken in der Bilanz der Bundesbank geführt. Diese haben das Zeug, Deutschland in den Staatsbankrott zu treiben.

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Hans-Werner Sinn Quelle: dpa

Eigentlich ist Helmut Schlesinger Pensionär. Doch der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank lebt im Unruhestand. Sudoku zu lösen ist nicht sein Ding. Lieber schmökert der heute 87-Jährige in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank, gern auch im schnöden Tabellenanhang. Was ihm dort vor gut einem Jahr unter dem Posten "Forderungen innerhalb des Euro-Systems (netto)" auffiel, machte ihn stutzig - und löste eine hitzige Debatte in Ökonomenzirkeln aus, die jetzt, ein Jahr später, die breite Öffentlichkeit erreicht.

Notenbanken im Kaufrausch
Ben Bernanke Quelle: dpa
Bank of London Quelle: REUTERS
Yen-Schein Quelle: REUTERS
Eine Ein-Euro-Münze und ein Schweizer Franken Quelle: dpa

Schlesinger fiel auf, dass die Bundesbank Ende 2010 in ihrer Bilanz Forderungen gegenüber anderen Notenbanken des Euro-Systems von damals mehr als 300 Milliarden Euro angesammelt hatte - fast das 20-Fache dessen, was vor der Finanz- und Euro-Krise unter diesem Punkt verbucht wurde. Als Schlesinger bei seinen früheren Kollegen in der Bundesbank nachfragte, was es damit auf sich habe, bekam er keine zufriedenstellende Antwort, erklärte er der WirtschaftsWoche am Rande eines Interviews.

Viel Brisanz hinter der vermeintlichen Petitesse

Daraufhin wandte er sich an Hans-Werner Sinn, den Chef des Münchner ifo Instituts, der sich anfangs auch noch keinen rechten Reim auf die Forderungssalden in der Bundesbank-Bilanz machen konnte. Sinn forschte nach - bei der Bundesbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) und in der Literatur. Schnell wurde ihm klar, welche Brisanz hinter der vermeintlichen statistischen Petitesse steckte.

Die Meldung der WirtschaftsWoche, die Bundesbank leiste versteckte Krisenhilfe, die sich jeder demokratischen Legitimation entzieht, und Sinns Beitrag im gleichen Heft, gaben den Startschuss zur Target2-Debatte.

Diese spielte sich zunächst vornehmlich in wissenschaftlichen Fachkreisen ab. Die Forderungssalden, versuchte Sinn zu erklären, seien "eine Art Kontokorrentkredit, der anderen Ländern gewährt wird und im Wesentlichen aus Forderungen im Rahmen des Zahlungsverkehrs für Großbeträge (Target2) besteht". Seine Schlussfolgerung: "Wenn die Länder, deren Banken die Kredite gegeben wurden, zahlungsunfähig werden, haftet Deutschland. Es tun sich Abgründe auf."

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