Gerade erst gab es ein Lob aus Brüssel. Zypern liege „im Plan“ mit den Reformauflagen der Troika, gab Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem nach der jüngsten Sitzung der Finanzminister der Eurozone erfreut bekannt. Der Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Hilfspaket von insgesamt zehn Milliarden Euro steht nichts mehr im Wege.
Zypern hebt sich damit von Griechenland ab, wo sich die aktuelle Mission der Troika wegen vieler Ungereimtheiten ins neue Jahr ziehen wird. Die wirtschaftlichen Aussichten sind auf der Mittelmeerinsel allerdings düster. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr den Berechnungen der EU-Kommission zufolge um 8,7 Prozent einbrechen dürfte, steht im kommenden Jahr ein Minus von 3,9 Prozent bevor. Erst 2015 rechnet die Kommission wieder mit Wachstum.
So bewerteten wir Zypern 2012
Eine Einigung der geteilten Insel (türkisch im Norden, griechisch-zypriotisch im Süden) ist nicht in Sicht. Kommunist Christofias wird bei der Präsidentschaftswahl im Februar 2013 nicht erneut antreten, offen ist, wer an seine Stelle tritt. Die orthodoxe Kirche hat einen großen Einfluss.
Note: 4
Der öffentliche Sektor ist aufgebläht, Christofias mied jede Reform. Die Troika will er nicht ins Land lassen, lieber lässt sich die Regierung mit einem Kredit aus Russland helfen.
Note: 6
Zypern verfehlt die Maastricht-Kriterien deutlich. Das Haushaltsdefizit liegt in diesem und im kommenden Jahr bei deutlich über fünf Prozent. Dennoch lehnt Christofias ein Sparporgramm entschieden ab.
Note: 6
Zypern hat 2012 bewiesen, dass es politisch nicht nach Westeuropa passt. Das Land ist nicht willens zu sparen und blockiert nötige Reformen. Europas Glück: Das Land ist zu klein, um die Währungsunion nachhaltig zu schaden.
Note: 5-
Die Beratungsfirma Ernst & Young hält dieses Szenario noch für viel zu optimistisch. Für das kommende Jahr sagt sie einen weiteren Einbruch des BIP um acht Prozent voraus und erwartet erst wieder im Jahr 2017 Wachstum. Vor allem der Mangel an privaten Investitionen könnte sich als Problem erweisen, heißt es.
Finanzminister Harris Georgiades hofft, dass die für die kommenden Jahre geplanten Strukturreformen internationale Investoren ins Land locken. Das Gesundheits- und Steuersystem soll komplett überarbeitet werden. Die konservative Regierung plant ebenfalls umfassende Privatisierungen, die mit dem Verkauf des staatlichen Telekomunternehmens CyTA beginnen soll. Im November kündigte Georgiades ein Ende der Kapitalverkehrskontrollen für die „kommenden Monate“ an. Die Sperre war im März eingeführt wurden, um den Abfluss von Geldern in großem Stil zu verhindern. Doch ein konkretes Datum liegt noch nicht vor.
Zyperns Abschlusszeugnis 2013
Die Zyprioten arbeiten die Brüsseler Vorgaben recht geflissentlich ab. Darin unterscheiden sie sich ganz klar von Griechenland.
Note: 2
Die Regierung hat von ihren Vorgängern einen aufgeblähten Staatsapparat geerbt. Im kommenden Jahr sollen die Staatsausgaben um zehn Prozent gekürzt werden. Finanzminister Georgiadis kündigt auch für die kommenden Jahre einen Sparkurs an.
Note: 2
Präsident Nicos Anastasiadis regiert mit einer Mehrheit, und nach anfänglicher Sperenzchen hat er kapiert, dass die Troika es mit ihren Auflagen ernst meint. Problematisch ist eher die Politkultur. Die Parteien bringen immer noch viel Zeit mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu. Dass Anastasiadis verdächtigt wird, beim Haircut Insiderhandel betrieben zu haben, spricht für sich.
Note: 3
Im März noch war die Regierung von Nicos Anastasiadis für das Chaos bei der Zyper-Rettung verantwortlich. Im Sommer legte der Präsident mit einem Brief nach und klagte über ungerechte Behandlung. Mittlerweile hat er verstanden, dass er den Interessen seines Landes als Teamspieler am besten dient.
Note: 2
Die Bankensanierung hat tiefe Spuren in den Staatsfinanzen hinterlassen. Die Schulden, die sich in diesem Jahr voraussichtlich auf 116,0 Prozent des BIP belaufen, werden im kommenden Jahr auf 124,4 Prozent des BIP steigen und 2015 sogar auf 127,4 Prozent. Die Regierung schließt trotzdem Steuererhöhungen aus und setzt auf Ausgabenkürzungen.