Euro-Pleitekandidat Slowenien steht sich selbst im Weg

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Eklatante Managementfehler

Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Ein Blick in die Dokumente des slowenischen Statistikbüros verdeutlicht die Problematik. So sind die Lohnnebenkosten seit der Euro-Einführung 2007 bis heute um 18 Prozent gestiegen. Eine Arbeitsstunde kostet nun im Durchschnitt 14,40 Euro. Das ist zwar noch deutlich unter dem Schnitt der Länder der Europäischen Union (23,10 Euro). Gleichzeitig kostet die Arbeitsstunde in Slowenien aber mehr als im Nachbarland Slowakei (8,40 Euro), in Polen (7,10 Euro) oder in Estland (8,10 Euro).

Zum Problem werden die hohen Kosten erst dann, wenn die Produktivität nicht im gleichen Maße steigt. Genau das aber ist in Slowenien passiert. "Hier wurden in der Vergangenheit viele Managementfehler begangen", sagt Rantzen. "Gut laufende Unternehmen haben sich andere Spielfelder gesucht und viel Geld in Immobilen gepumpt oder sich bei Banken und in der Bauwirtschaft eingekauft, anstatt in neue Maschinen und Anlagen zu investieren. Andernorts wurde der Gewinn komplett aus den Unternehmen gezogen." Während die Kosten explodierten, stagnierte die Leistungsfähigkeit. Heute sind viele Unternehmen überschuldet. Die Zahl der Unternehmenspleiten ist im zweiten Quartal 2012 um 24 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen.

Der Boom ist vorbei. Sloweniens BIP-Wachstum

Die EU-Kommission sagt für dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,3 Prozent voraus, auch nächstes Jahr soll die Wirtschaft des Eurolandes demnach schrumpfen. Die Arbeitslosenquote beträgt derzeit rund zwölf Prozent. Regierungschef Janez Jansa will mit seinen rigiden Sparkurs verhindern, dass Slowenien EU-Finanzhilfen beantragen muss – doch die Bürger wehren sich. Weil sie den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben und vor allem: weil sie der Politik misstrauen.

Sie protestieren gegen Gehaltskürzungen bei Staatsbediensteten, Einschnitte bei Sozialleistungen und der Anhebung des Renteneintrittsalters. Sloweniens Arbeitsminister Andrej Vizjak hat Verständnis für die Bürger, sagt aber auch: "Diejenigen, die gegen Sparmaßnahmen demonstrieren, haben kein realistisches Alternativszenario."

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