Euro-Pleitekandidat Slowenien steht sich selbst im Weg

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Mit 58 Jahren in Rente

Wahr ist, dass Slowenien den Arbeitsmarkt und das Rentensystem dringend reformieren muss. Der Kündigungsschutz muss gelockert werden und Arbeitszeiten müssen – gerade in der Krise – flexibler gestaltet werden. Und: Slowenien erlaubt es sich, seine Bürger schon mit 58 Jahren in den Ruhestand zu schicken, viele gehen bereits mit 57 Jahren. Kein anderes Industrieland hat ein derart geringes, offizielles Renteneintrittsalter.

Wer in Europa wann in Rente geht

Mehrere Regierungen versuchten schon eine schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf bis zu 65 Jahre. Doch bisher sind noch alle Reformversuche – und gleichzeitig ganze Regierungen – an dem Widerstand der "Demokratischen Rentnerpartei Sloweniens" (DeSUS) gescheitert. Sie ist sehr populär und die einzige Konstante im politischen System. Die Rentnerpartei ist seit Jahren an allen Regierungskoalitionen beteiligt – auch an der derzeitigen Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Janša, die aus fünf Parteien besteht.

"Es wäre gescheit, wenn wir eine Technokraten-Regierung wie in Italien bekommen würden. Wir brauchen Leute, die es verstehen, ein Unternehmen oder einen Staat ausgabenseitig zu stabilisieren und einnahmenseitig zu sanieren", sagt Schuster. Das Wohle des Landes müsse wieder an erster Stelle stehen, nicht die Situation der Partei. Mit einer neuen Führung sollte das Land dann unter den Euro-Rettungsschirm flüchten, schlägt Schuster vor – erkennt aber an, dass seine Vorschläge derzeit nicht mehrheitsfähig sind. "Slowenien ist ein stolzes Volk und versucht, die Krise zu ignorieren. Doch mit dieser Einstellung wird sich nichts ändern."

Das Fazit des Beraters und Ex-Bankers fällt dementsprechend bitter aus: "Ich sehe nicht, dass Slowenien zeitnah aus der Krise kommt. Die Bürger resignieren, Unternehmer wandern ab und die Politik beschränkt sich auf Grabenkämpfe", so Schuster. Slowenien steht sich im Winter 2012 selbst im Weg.

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