Gehen Banken pleite?
Mario Draghi hat versprochen alles zu tun um den Euro zu retten. Die Ankündigung von Ende Juli hat die größten Sorgen um die Stabilität der europäischen Banken erst einmal vertrieben. Schon Anfang des Jahres hatte die EZB die Banken mit insgesamt 1000 Milliarden Euro Liquidität unterstützt, durch den vermutlich unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen ist auch das baldige Auseinanderbrechen des Euro deutlich unwahrscheinlicher geworden. So rechnet der Vorstandsvorsitzende einer Großbank damit, dass in den kommenden drei Jahren relative Ruhe einkehren wird.
Dass Kunden, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite 2008, Geld von ihren Konten abziehen, ist derzeit kein Thema. Im Gegenteil: So berichten Banken, dass ihnen reiche Kunden aus Schuldenstaaten Milliarden zuschaufeln. Für den unwahrscheinlichen Fall einer Eskalation der Krise steht der Rettungsfonds Soffin bis Ende 2012 bereit, um Banken schnell zu stützen. Für eine kontrollierte Abwicklung, die die Sparer schont, sollen danach die hoch umstrittenen Pläne zur Europäischen Bankenunion sorgen.
Dennoch herrscht bei den deutschen Banken keine Feierstimmung, im Gegenteil: Die Krise im Euroraum und die Rezession in vielen Ländern hat sie im ersten Halbjahr 2012 deutlich getroffen. Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young gingen die Vorsteuerergebnisse um 42 Prozent zurück, die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg um mehr als 50 Prozent. Immerhin konnten die 13 größten deutschen Banken in diesem Zeitraum ihre Kernkapitalquote von 11,5 auf 12,6 Prozent steigern – ein eindeutiges Zeichen für gewachsene Stabilität.
Mögliche Risiken liegen für die Banken bei der Finanzierung von Schiffen, besonders stark sind hier HSH Nordbank, Nord LB und Commerzbank engagiert. In den Euro-Krisenländern Spanien, Italien, Irland, Portugal und Griechenland haben die Institute Kredite von insgesamt 143 Milliarden Euro vergeben, die meisten mit knapp 57 Milliarden in Spanien. Das Engagement hatten sie zuletzt deutlich reduziert. „Wir müssen es nun nicht notwendigerweise weiter zurückfahren“, sagt ein Bankchef. „Aber die Lage hat sich auch nicht so entspannt, dass wir es wieder aufbauen.“ (Cornelius Welp)
Aussichtsreiche Aktien ohne Regulierungsdruck
Zulieferer für die Halbleiterindustrie; global aufgestellt mit starken Produkten, aber zyklischem Geschäft.
Kurs: Aixtron
Börsenwert: 1389 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 72,6
Dividendenrendite 2012: 1,8 Prozent
Chance/Risiko: 8/7
Größter Tapetenhersteller Europas; Top-Anbieter, Immobilienboom-Profiteur, Risiko Rohstoffpreise
Kurs: A. S. Création
Börsenwert: 75 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,8
Dividendenrendite 2012: 5,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Optiker-Marktführer mit überzeugendem Geschäftsmodell; weiter auf Expansion; jüngst Insiderkäufe
Kurs: Fielmann
Börsenwert: 3069 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 22,9
Dividendenrendite 2012: 3,3, Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Erfahrene Mittelstandsholding mit überzeugendem, ausgewogenem Portfolio; profitiert vom Konjunkturplus
Kurs: Indus
Börsenwert: 518 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 8,1
Dividendenrendite 2012: 3,9 Prozent
Chance/Risiko: 6/5
Hersteller von Spezialcomputern; auf Rekordkurs mit solider Bilanz; auf aktuellem Niveau unterbewertet
Kurs: Kontron
Börsenwert: 351 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 11,8
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 6/4
Spezialist für hochwertige Keramik; profitiert vom Immobilienboom; sehr solide mit guter Marktposition
Kurs: Villeroy&Boch
Börsenwert: 202 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 14,1
Dividendenrendite 2012: 2,8 Prozent
Chance/Risiko: 4/3
Hochwertige Küchenutensilien; Gewinnbringer Profi-Kaffeemaschinen; Dauerläufer mit Übernahmefantasie
Kurs: WMF
Börsenwert: 502 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,3
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Soziales Netzwerk für Profis, relativ günstig zu haben; Großaktionär Burda hat Zugriff auf weitere Anteile
Kurs: Xing
Börsenwert: 265 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 26,2
Dividendenrendite 2012: 1,2 Prozent
Chance/Risiko: 7/6
Wie sicher ist mein Geld bei der Bank? Soll ich mehr Bargeld halten?
Konten werden durch verschiedene Entschädigungseinrichtungen geschützt. Vorsichtige verteilen Geld auf die Bankentypen - Privatbank, Sparkasse, Volksbank. Spargelder und Girokonten sind abgesichert, Zertifikate und Bankanleihen nicht.
Für Privatbanken und Tochtergesellschaften ausländischer Banken haftet die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB, Mitglieder unter www.edb-banken.de), für Zweigniederlassungen ausländischer Banken der Sicherungsfonds des Heimatlandes der Mutterbank. Geschützt sind 100 000 Euro pro Sparer und Bank. Das ist der EU-weit gesetzlich vorgeschriebene Schutz. Ist durch gezahlte Beiträge von Banken nicht genug Geld im jeweiligen Sicherungstopf, muss der zuständige Staat zahlen. Wer sich bei einer Bank mit EU-Sicherung hohe Tagesgeldzinsen holt, muss sich im Ausland sein Geld erstreiten. Dass die Entschädigung deutscher Sparer bei einem Crash dort nicht erste Priorität hat, liegt nahe. Bei vielen privaten Banken und ausländischen Tochtergesellschaften greift für Spareinlagen, die über 100 000 Euro hinausgehen, der freiwillige Schutz durch den Einlagensicherungsfonds (Mitglieder unter www.bankenverband.de). Er soll für jede Einlage in Höhe von bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank aufkommen Die Sicherungssummen sind utopisch hoch, aber - anders als das gesetzliche Versprechen der EdB - kaum einklagbar und bei Großpleiten kaum aufzubringen. In Zukunft sollen sie gesenkt werden.
Kreditausfallversicherungen (CDS)
Mit Credit Default Swaps (CDS) - zu deutsch Kreditausfallversicherungen - können sich Investoren gegen einen möglichen Zahlungsausfall zum Beispiel einer Staatsanleihe oder eines Firmenbonds absichern. Kann der Schuldner nicht zahlen, springt der Versicherer ein. Vorausgesetzt er hat ausreichend dafür vorgesorgt - was nicht immer der Fall ist. 2008 stand der damals größte Emittent solcher Produkte, der US-Versicherungsriese American International Group (AIG), kurz vor der Pleite. Damals ging es um CDS auf den Ausfall hochspekulativer Wertpapiere, die Kredite für den amerikanischen Häusermarkt bündelten. Der Versicherungskonzern konnte die Schadenssummen aus den Ausfällen nur zahlen, weil er vorher vom Staat gerettet wurde.
Zuerst einmal derjenige, der das Risiko versichert - das kann beispielsweise eine Bank sein. Je schlechter ein Land da steht, desto höher die Summe, die für eine Kreditausfallversicherung gezahlt werden muss. Die Prämien für mögliche Ausfälle Griechenlands oder anderer hoch verschuldeter Euro-Staaten sind deutlich gestiegen. Mit Kreditausfallversicherungen wetten aber auch Zocker auf eine schlechtere Bonität der Schuldner, ohne die entsprechenden Staatsanleihen zu besitzen. Dem schiebt die EU weitgehend einen Riegel vor, weil die Praktiken nach gängiger Meinung den Kursverfall von Staatsanleihen künstlich beschleunigt haben. Prinzipiell sollen sich von November 2012 an nur noch Investoren den Schutz über CDS kaufen können, die entsprechende Staatsanleihen halten.
CDS werden nicht an der Börse gehandelt, der Markt gilt als wenig transparent und es gibt bisher keine staatliche Kontrolle über die ausgegebenen Papiere. Welche Investoren wie viele CDS auf Griechenland-Anleihen in ihren Büchern haben, ist kaum zu durchschauen. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Mählmann von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sieht daher „dringenden Handlungsbedarf“. „CDS sind durchaus sinnvoll. Aber es
muss klar sein, wer welches Risiko trägt. Es darf keinen zweiten AIG-Fall geben“.
Viele Finanzhäuser haben ihr Engagement in Griechenland-Anleihen verringert. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass sie die Papiere verkauft haben. Das Risiko lässt sich auch durch den Erwerb von CDS minimieren. „Die entscheidende Frage ist daher, wo das Risiko geblieben ist. Die Anleihen sind ja nicht verschwunden. Durch die CDS wurde das Risiko lediglich umverteilt“, sagt Mählmann. Zwar führt der amerikanische Finanzdienstleister
Depository Trust & Clearing Corp (DTCC) ein zentrales Register, das Auskunft über die Volumina der Produkte gibt. „Doch CDS müssen nicht darüber laufen. Es gibt nach wie vor keine richtige Transparenz“, kritisiert Mählmann. (Quelle: dpa)
Die Finanzaufsicht BaFin drang zuletzt darauf, dass Töchter südeuropäischer Banken ihren Müttern nicht zu viel deutsche Spargelder überweisen. Auch der Einlagensicherungsfonds verlangt, dass eine Bank "ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell" haben muss. Sie soll nicht nur Spargelder einsammeln und dann in Länder mit höheren Zinsen überweisen. Der Einlagensicherungsfonds kann Banken ausschließen, wenn sie Pflichten verletzen.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen auf Hilfe untereinander. Über ihren jeweiligen Verbund garantieren sie Spareinlagen unbegrenzt und haben bisher Pleiten immer im Vorfeld verhindert.
Über allem schwebt noch das Wort der Kanzlerin, die 2008 garantierte, Spargelder zu retten. Die Garantie wurde später noch bestätigt. Ob Merkel damit zu viel versprochen hat, steht auf einem anderen Blatt.
Mehr Bargeld zu halten ist in Krisenzeiten sinnvoll. Mitunter werden EC-Karten zur Bezahlung nicht akzeptiert, auch kann es problematisch werden, wenn eine Bank kaum Filialen hat. Sehr Vorsichtige horten das für vier Wochen nötige Bargeld, möglichst in einem Safe. Nach einer Bankpleite müssen die gesetzlichen Sicherungssysteme Guthaben bis 100 000 Euro nach maximal 20 Arbeitstagen bereitstellen. Diese Zeit ist im Ernstfall zu überbrücken. (Heike Schwerdtfeger)