Soll ich noch eine neue Lebensversicherung abschließen?
Den Euro-Crashtest bestehen Lebensversicherer nicht. Kehrten Euro-Staaten zu nationalen Währungen zurück, hätten Versicherer Währungsrisiken. Anlagen, die heute auf Euro lauten, würden morgen auf Lire oder Peseten umgestellt. Die D-Mark könnte um bis zu 40 Prozent auf- und Anlagen im Ausland entsprechend abwerten.
Die Rechnung ginge so: Lebensversicherer haben gut 38 Prozent der 743 Milliarden Euro, die die Branche anlegt, im Ausland investiert. Macht 282 Milliarden. Werten ausländische Währungen nach einem Crash um 40 Prozent ab, müssen Versicherer rund 113 Milliarden Euro abschreiben.
Obwohl Allianz-Chef Michael Diekmann an den Euro glaubt, legt er Kundengelder wieder national an: Französische Bonds für Franzosen, italienische für Italiener. "Kapitalanlagen und künftige Verpflichtungen sollen regional übereinstimmen", sagt er. Nur wer so anlegt, vermeidet nach dem Euro-Crash Wechselkursrisiken.
Die Düsseldorfer Ergo simuliert in Modellrechnungen, wie sich Zinsen und Börsen im Crash entwickeln könnten. Ergebnis: Deutsche Anleihen gleichen Verluste aus Auslandsanlagen anfangs aus, da deutsche Papiere als Fluchtburg gelten. "Ergo könnte ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone aushalten, wenn das jeweilige Finanzsystem überlebt und etwa spanische Banken in Peseten nicht pleitegehen", sagt Daniel von Borries, der bei Ergo für die Kapitalanlage von 112 Milliarden Euro verantwortlich ist.
Eine gute Nachricht wäre der Crash dennoch nicht. Versicherer halten Anleihen, bis sie fällig werden, am Ende gibt es 100 Prozent zurück, egal, wie hoch das Papier mal notierte. Weil die Hälfte der Anlagen in Bankpapieren steckt, potenzierten deren Probleme Verluste. Konsequenz: Die Finanzaufsicht BaFin könnte die Garantiezinsen kippen und Auszahlungen kürzen. Garantiert werden bei neuen Verträgen ohnehin nur 1,75 Prozent - auf den Sparanteil, den der Versicherer nach Kosten anlegt. Solange es keinen klaren Kurs für die Lösung der Schuldenkrise gibt, sollten Anleger von Neuanlagen Abstand nehmen. (Annina Reimann)
Soll ich meine alte Lebensversicherung kündigen, weil die immer weniger Zins bringt ?
Wer panikartig kündigt, hat schon verloren. Der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Lebenspolice lag zwischen Sommer 1994 und 2000. Da gab es vier Prozent Zinsen im Jahr, garantiert. Wer vor 2005 in eine Lebensversicherung investierte, nimmt ab einer Laufzeit von zwölf Jahren die Erträge immer noch steuerfrei mit. Wer später einstieg, muss die Hälfte mit dem persönlichen Satz versteuern. Auch sind bei alten Policen die Vermittler-Provisionen längst bezahlt. Entspannt zurücklehnen können sich Versicherte dennoch nicht: Die versprochenen Zinsen zu erzielen wird immer schwerer.
Die Finanzaufsicht BaFin meint, dass Lebensversicherer den Garantiezins trotz niedriger Zinsen noch 15 Jahre zahlen können. Reich wird man so nicht. Da Alternativen fehlen, sollten Kunden Policen mit alten Vorteilen nicht kündigen. Eher ist es ratsam, gerade bei in absehbarer Zeit fällig werdenden Policen Beiträge zu senken oder den Vertrag beitragsfrei zu stellen. (Annina Reimann)