Wie kann ich mein Erspartes retten?
Die Verschnaufpause war nur kurz. Nach dem verbalen Einsatz von EZB-Präsident Mario Draghi („Der Euro ist unumkehrbar“) kletterten Europas Börsen nach oben. Der Dax erreichte gar ein 13-Monats-Hoch und stieg zeitweise auf über 7470 Punkte. Auch die Renditen der Euro-Sorgenkinder bewegten sich in die gewünschte Richtung – nach unten. Doch die Jubelstimmung ist vorbei: Spanien muss inzwischen für zehnjährige Anleihen wieder über sechs Prozent Rendite bezahlen. Auch auf dem Börsenparkett in Frankfurt hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Schuldenkrise in Europa mit allen ihren bedrohlichen Folgen noch längst nicht vorbei ist.
Im Gegenteil: Spanien und Italien kommen nicht aus der Krise. Gut möglich, dass beide Länder in einer koordinierten Aktion zeitgleich unter den Rettungsschirm schlüpfen. Dessen Hilfe wird Griechenland noch Jahre brauchen. Dass das Land 2017 an die Kapitalmärkte zurückkehren kann, glaubt – außer der hellenischen Regierung – niemand.
Die Verunsicherung ist groß: bei Anlegern, Steuerzahlern und Sparern. Wo ist das Geld jetzt noch sicher? Müssen Anleger jetzt Gold kaufen, ihre Lebensversicherung kündigen, Euro horten? Wir beantworten die drängendsten Fragen rund um Ihr Kapital.
Bieten Aktien jetzt Chancen?
Die Optimisten an der deutschen Börse wähnen sich noch auf einer Insel der Glückseligen. Doch die vage Hoffnung, die deutsche Konjunktur und damit die deutschen Unternehmen und deren Aktien könnten sich vom Rest der Welt abkoppeln, könnte sich als trügerisch erweisen. Der ifo-Index als wichtiges Konjunkturvorlaufbarometer legte gerade den fünften Negativ-Monat in Serie hin. Von erwarteten zweistelligen Gewinnsteigerungen für dieses Jahr sind die Dax-Unternehmen schon nach der Vorlage der Zahlen zum Halbjahr im Durchschnitt weit entfernt. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass auch noch die globale Konjunktur kippt.
Der größten Volkswirtschaft USA war bereits im ersten Quartal die Puste ausgegangen. Sie wuchs nur noch mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im letzten Quartal 2011 Die USA sind der zweitwichtigste Exportpartner deutscher Unternehmen, nach Frankreich. 40 Prozent aller Ausfuhren Deutschlands gehen in der Euro-Zone. Und dort sieht es düster aus. Die Arbeitslosigkeit ist hoch wie nie, wichtige Konjunkturindizes sind auf dem niedrigsten Stand seit dem Katastrophenjahr 2009.
Aussicht auf Besserung: Fehlanzeige. Bliebe noch China als vielfach erhoffter Rettungsanker. Doch die jetzt zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte 2012 mit der schwächsten Rate seit 1999 wachsen - und damit kaum in der Lage sein, mauere Geschäfte deutscher Unternehmen in der Euro-Zone und den USA aufzufangen. Auch die Hoffnungsländer Indien und Brasilien schwächeln deutlich; Russland steht wegen des Verfalls der Rohstoffpreise unter Druck. Kurstreiber sind einzig die massiven Geldspritzen der Notenbanken.
Wie lange die die Börse oben halten können, kann niemand ernsthaft beantworten. Getrieben werden sie aktuell fast ausschließlich von den Geldspritzen der Notenbanken. Anleger sollten ihre Aktienpositionen halten, für den Dax aber Stoppkurse bei rund 6700 Punkten legen - wenn die unterschritten werden, ist dies ein Ausstiegssignal. (Christof Schürmann)
Ist mein Geld in Anleihen sicher?
Anleger, die Zinspapiere kaufen, erwarten eine Rendite oberhalb der Inflation; sie erhoffen sich eine hohe Rückzahlungswahrscheinlichkeit und die Chance, während der Laufzeit auch verkaufen zu können. Nur wenn alle drei Kriterien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erfüllt sind, ist eine Anleiheinvestition lukrativ.
Nahezu alle Papiere, die recht sicher zurückgezahlt werden dürften, bieten aber heute über eine Laufzeit von fünf, sechs Jahren keinen Inflationsausgleich. Selbst Unternehmensbonds rentieren kümmerlich. Wer mehr als die derzeitige Preissteigerung von zwei Prozent erzielen will, muss schon zu sehr langen Laufzeiten greifen - mit dem Risiko, dass über 10 bis 15 Jahre die Inflation deutlich höher liegt als aktuell und der Inflationsausgleich doch nicht gelingt. Oder Anleger greifen zu Hochzinsbonds, bei denen jedoch ein Totalverlust mit einkalkuliert werden muss und damit wiederum eines der drei Grundkriterien verletzt ist.
Weiteres Problem: Sollte der Euro platzen, ist es fraglich, was eine Euro-Investition in einigen Jahren bei Rückzahlung noch wert ist. Das gilt insbesondere für Papiere von Unternehmen innerhalb der Euro-Zone, aber außerhalb Deutschlands. Eine kräftige Abwertung ihrer eigenen neuen Währung könnte große Probleme für die Rückzahlung in härteren Euro mit sich bringen. Auch wenn der Euro nicht mehr existierte, würde er als Währung bei alten Wertpapieren bis zu deren Fälligkeit fortgeführt. Bliebe noch der Ausweg über fremde Währungen. Aber selbst wenn Anleger mit diesen höheren Zinsen erwirtschaften können, wie etwa dem Austral-Dollar, drohen Währungsverluste: Würde die D-Mark wieder eingeführt, dürfte diese aufwerten und der Verlust der Fremdwährung die Zinsgewinne übersteigen. Auch deshalb kaufen ausländische Großinvestoren Bundesanleihen. Bei null Prozent Zinsertrag für zwei- und 1,6 Prozent für zehnjährige Bundespapiere ist dies für heimische Anleger kein Geschäft. (Christof Schürmann)
Banken oder Sparstrumpf?
Gehen Banken pleite?
Mario Draghi hat versprochen alles zu tun um den Euro zu retten. Die Ankündigung von Ende Juli hat die größten Sorgen um die Stabilität der europäischen Banken erst einmal vertrieben. Schon Anfang des Jahres hatte die EZB die Banken mit insgesamt 1000 Milliarden Euro Liquidität unterstützt, durch den vermutlich unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen ist auch das baldige Auseinanderbrechen des Euro deutlich unwahrscheinlicher geworden. So rechnet der Vorstandsvorsitzende einer Großbank damit, dass in den kommenden drei Jahren relative Ruhe einkehren wird.
Dass Kunden, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite 2008, Geld von ihren Konten abziehen, ist derzeit kein Thema. Im Gegenteil: So berichten Banken, dass ihnen reiche Kunden aus Schuldenstaaten Milliarden zuschaufeln. Für den unwahrscheinlichen Fall einer Eskalation der Krise steht der Rettungsfonds Soffin bis Ende 2012 bereit, um Banken schnell zu stützen. Für eine kontrollierte Abwicklung, die die Sparer schont, sollen danach die hoch umstrittenen Pläne zur Europäischen Bankenunion sorgen.
Dennoch herrscht bei den deutschen Banken keine Feierstimmung, im Gegenteil: Die Krise im Euroraum und die Rezession in vielen Ländern hat sie im ersten Halbjahr 2012 deutlich getroffen. Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young gingen die Vorsteuerergebnisse um 42 Prozent zurück, die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg um mehr als 50 Prozent. Immerhin konnten die 13 größten deutschen Banken in diesem Zeitraum ihre Kernkapitalquote von 11,5 auf 12,6 Prozent steigern – ein eindeutiges Zeichen für gewachsene Stabilität.
Mögliche Risiken liegen für die Banken bei der Finanzierung von Schiffen, besonders stark sind hier HSH Nordbank, Nord LB und Commerzbank engagiert. In den Euro-Krisenländern Spanien, Italien, Irland, Portugal und Griechenland haben die Institute Kredite von insgesamt 143 Milliarden Euro vergeben, die meisten mit knapp 57 Milliarden in Spanien. Das Engagement hatten sie zuletzt deutlich reduziert. „Wir müssen es nun nicht notwendigerweise weiter zurückfahren“, sagt ein Bankchef. „Aber die Lage hat sich auch nicht so entspannt, dass wir es wieder aufbauen.“ (Cornelius Welp)
Aussichtsreiche Aktien ohne Regulierungsdruck
Zulieferer für die Halbleiterindustrie; global aufgestellt mit starken Produkten, aber zyklischem Geschäft.
Kurs: Aixtron
Börsenwert: 1389 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 72,6
Dividendenrendite 2012: 1,8 Prozent
Chance/Risiko: 8/7
Größter Tapetenhersteller Europas; Top-Anbieter, Immobilienboom-Profiteur, Risiko Rohstoffpreise
Kurs: A. S. Création
Börsenwert: 75 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,8
Dividendenrendite 2012: 5,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Optiker-Marktführer mit überzeugendem Geschäftsmodell; weiter auf Expansion; jüngst Insiderkäufe
Kurs: Fielmann
Börsenwert: 3069 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 22,9
Dividendenrendite 2012: 3,3, Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Erfahrene Mittelstandsholding mit überzeugendem, ausgewogenem Portfolio; profitiert vom Konjunkturplus
Kurs: Indus
Börsenwert: 518 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 8,1
Dividendenrendite 2012: 3,9 Prozent
Chance/Risiko: 6/5
Hersteller von Spezialcomputern; auf Rekordkurs mit solider Bilanz; auf aktuellem Niveau unterbewertet
Kurs: Kontron
Börsenwert: 351 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 11,8
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 6/4
Spezialist für hochwertige Keramik; profitiert vom Immobilienboom; sehr solide mit guter Marktposition
Kurs: Villeroy&Boch
Börsenwert: 202 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 14,1
Dividendenrendite 2012: 2,8 Prozent
Chance/Risiko: 4/3
Hochwertige Küchenutensilien; Gewinnbringer Profi-Kaffeemaschinen; Dauerläufer mit Übernahmefantasie
Kurs: WMF
Börsenwert: 502 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,3
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Soziales Netzwerk für Profis, relativ günstig zu haben; Großaktionär Burda hat Zugriff auf weitere Anteile
Kurs: Xing
Börsenwert: 265 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 26,2
Dividendenrendite 2012: 1,2 Prozent
Chance/Risiko: 7/6
Wie sicher ist mein Geld bei der Bank? Soll ich mehr Bargeld halten?
Konten werden durch verschiedene Entschädigungseinrichtungen geschützt. Vorsichtige verteilen Geld auf die Bankentypen - Privatbank, Sparkasse, Volksbank. Spargelder und Girokonten sind abgesichert, Zertifikate und Bankanleihen nicht.
Für Privatbanken und Tochtergesellschaften ausländischer Banken haftet die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB, Mitglieder unter www.edb-banken.de), für Zweigniederlassungen ausländischer Banken der Sicherungsfonds des Heimatlandes der Mutterbank. Geschützt sind 100 000 Euro pro Sparer und Bank. Das ist der EU-weit gesetzlich vorgeschriebene Schutz. Ist durch gezahlte Beiträge von Banken nicht genug Geld im jeweiligen Sicherungstopf, muss der zuständige Staat zahlen. Wer sich bei einer Bank mit EU-Sicherung hohe Tagesgeldzinsen holt, muss sich im Ausland sein Geld erstreiten. Dass die Entschädigung deutscher Sparer bei einem Crash dort nicht erste Priorität hat, liegt nahe. Bei vielen privaten Banken und ausländischen Tochtergesellschaften greift für Spareinlagen, die über 100 000 Euro hinausgehen, der freiwillige Schutz durch den Einlagensicherungsfonds (Mitglieder unter www.bankenverband.de). Er soll für jede Einlage in Höhe von bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank aufkommen Die Sicherungssummen sind utopisch hoch, aber - anders als das gesetzliche Versprechen der EdB - kaum einklagbar und bei Großpleiten kaum aufzubringen. In Zukunft sollen sie gesenkt werden.
Kreditausfallversicherungen (CDS)
Mit Credit Default Swaps (CDS) - zu deutsch Kreditausfallversicherungen - können sich Investoren gegen einen möglichen Zahlungsausfall zum Beispiel einer Staatsanleihe oder eines Firmenbonds absichern. Kann der Schuldner nicht zahlen, springt der Versicherer ein. Vorausgesetzt er hat ausreichend dafür vorgesorgt - was nicht immer der Fall ist. 2008 stand der damals größte Emittent solcher Produkte, der US-Versicherungsriese American International Group (AIG), kurz vor der Pleite. Damals ging es um CDS auf den Ausfall hochspekulativer Wertpapiere, die Kredite für den amerikanischen Häusermarkt bündelten. Der Versicherungskonzern konnte die Schadenssummen aus den Ausfällen nur zahlen, weil er vorher vom Staat gerettet wurde.
Zuerst einmal derjenige, der das Risiko versichert - das kann beispielsweise eine Bank sein. Je schlechter ein Land da steht, desto höher die Summe, die für eine Kreditausfallversicherung gezahlt werden muss. Die Prämien für mögliche Ausfälle Griechenlands oder anderer hoch verschuldeter Euro-Staaten sind deutlich gestiegen. Mit Kreditausfallversicherungen wetten aber auch Zocker auf eine schlechtere Bonität der Schuldner, ohne die entsprechenden Staatsanleihen zu besitzen. Dem schiebt die EU weitgehend einen Riegel vor, weil die Praktiken nach gängiger Meinung den Kursverfall von Staatsanleihen künstlich beschleunigt haben. Prinzipiell sollen sich von November 2012 an nur noch Investoren den Schutz über CDS kaufen können, die entsprechende Staatsanleihen halten.
CDS werden nicht an der Börse gehandelt, der Markt gilt als wenig transparent und es gibt bisher keine staatliche Kontrolle über die ausgegebenen Papiere. Welche Investoren wie viele CDS auf Griechenland-Anleihen in ihren Büchern haben, ist kaum zu durchschauen. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Mählmann von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sieht daher „dringenden Handlungsbedarf“. „CDS sind durchaus sinnvoll. Aber es
muss klar sein, wer welches Risiko trägt. Es darf keinen zweiten AIG-Fall geben“.
Viele Finanzhäuser haben ihr Engagement in Griechenland-Anleihen verringert. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass sie die Papiere verkauft haben. Das Risiko lässt sich auch durch den Erwerb von CDS minimieren. „Die entscheidende Frage ist daher, wo das Risiko geblieben ist. Die Anleihen sind ja nicht verschwunden. Durch die CDS wurde das Risiko lediglich umverteilt“, sagt Mählmann. Zwar führt der amerikanische Finanzdienstleister
Depository Trust & Clearing Corp (DTCC) ein zentrales Register, das Auskunft über die Volumina der Produkte gibt. „Doch CDS müssen nicht darüber laufen. Es gibt nach wie vor keine richtige Transparenz“, kritisiert Mählmann. (Quelle: dpa)
Die Finanzaufsicht BaFin drang zuletzt darauf, dass Töchter südeuropäischer Banken ihren Müttern nicht zu viel deutsche Spargelder überweisen. Auch der Einlagensicherungsfonds verlangt, dass eine Bank "ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell" haben muss. Sie soll nicht nur Spargelder einsammeln und dann in Länder mit höheren Zinsen überweisen. Der Einlagensicherungsfonds kann Banken ausschließen, wenn sie Pflichten verletzen.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen auf Hilfe untereinander. Über ihren jeweiligen Verbund garantieren sie Spareinlagen unbegrenzt und haben bisher Pleiten immer im Vorfeld verhindert.
Über allem schwebt noch das Wort der Kanzlerin, die 2008 garantierte, Spargelder zu retten. Die Garantie wurde später noch bestätigt. Ob Merkel damit zu viel versprochen hat, steht auf einem anderen Blatt.
Mehr Bargeld zu halten ist in Krisenzeiten sinnvoll. Mitunter werden EC-Karten zur Bezahlung nicht akzeptiert, auch kann es problematisch werden, wenn eine Bank kaum Filialen hat. Sehr Vorsichtige horten das für vier Wochen nötige Bargeld, möglichst in einem Safe. Nach einer Bankpleite müssen die gesetzlichen Sicherungssysteme Guthaben bis 100 000 Euro nach maximal 20 Arbeitstagen bereitstellen. Diese Zeit ist im Ernstfall zu überbrücken. (Heike Schwerdtfeger)
Gold, Platin und Kupfer: Alles, was glänzt
Ist Gold schon viel zu teuer?
Zu Panik vor Inflation und Flucht ins Gold bestehe trotz der von den Notenbanken verursachten Geldflut kein Anlass, sagen Ökonomen. Es sei ja nicht ausgemacht, dass das Geld in den wirtschaftlichen Kreislauf komme und so die Güterpreise anschiebt. Tatsache ist aber, dass mehr und mehr Papiergeld geschaffen wird. Weltweit haben Notenbanken neue geldpolitische Lockerungsübungen angekündigt. Gold lässt sich dagegen nicht im gleichen Tempo aus dem Boden holen. Der Produktion von Papiergeld aber sind keine Grenzen gesetzt - und der Goldpreis wird in Papierwährungen ausgedrückt. Sollte die Papiergeldmenge also bald mit noch höherer Geschwindigkeit erhöht werden, dann wird wohl auch der in Papierwährungen ausgedrückte Preis für Gold weiter steigen.
Und wenn die Schuldenlast trotzdem zu erdrückend wird, der deflationäre Trend hin zu sinkenden Preisen, steigenden Pleiten und einbrechender Wirtschaft nicht zu stoppen ist - oder das Pulver der Notenbanken nicht reicht?
Dann bricht alles ein, vermutlich auch der Goldpreis. Der aber weniger als alles andere. Denn ein Barren verschwindet nicht einfach und sagt: "Ich zahle nicht" - so wie ein pleitegegangener Anleiheschuldner. Für jeden Anleger ist Gold, auf das er direkten Zugriff hat, eine Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems, auf die er zurückgreifen könnte, wenn etwa bei einem Zusammenbruch seiner Bank Konten, Depots und Geldautomaten versperrt sein sollten. Regierungen und Notenbanken werden weiter versuchen, die Zinsen unter die Inflationsrate zu drücken. Das bringt negative Realzinsen und eine reale Entwertung der Staatsschulden auf Kosten der Sparer. Goldanleger, die keine Zinsen bekommen, verzichten also nicht auf besonders viel.
Um eine breite Flucht ins Gold zu verhindern, könnten die Daumenschrauben aber angezogen werden. Denkbar wären etwa eine europaweite Mehrwertsteuer und Abgeltungsteuer für physisches Gold. Goldhändler könnten, offiziell begründet mit dem Kampf gegen Geldwäsche, verpflichtet werden, über Kunden Buch zu führen. Die schärfste Repression wäre ein Goldbesitzverbot. Wer in Gold anlegen will, sollte es deshalb physisch besitzen und dort aufbewahren, wo es ihm möglichst nicht weggenommen werden kann. Die Bedeutung von Gold liegt in seinem Besitz, weniger in seinem Preis. (Frank Doll)
Wäre der Kauf von Platin oder Kupfer nicht eine tolle Idee? Diese Metalle sind doch knapp und werden stark verbraucht.
Es gibt wenige Rohstoffe, deren globales Angebot so abhängig ist von der Produktion in nur einem einzigen Land wie Platin und Palladium. So kommen gut drei Viertel des weltweit geförderten Platins aus südafrikanischen Minen. Das Wachstum der südafrikanischen Platinförderung stockt seit Jahren wegen steigender Förderkosten, immer wiederkehrender Engpässe bei der Stromversorgung und hoher Lohninflation. Temporäre Förderunterbrechungen einzelner Minen durch Streiks von Minenarbeitern sind in Südafrika an der Tagesordnung. Gut die Hälfte des Weltangebots von Palladium stammt aus Russland, ein Teil aus staatlichen Lagerbeständen. Deren Höhe hält Moskau geheim.
Diese starken Abhängigkeiten bergen Risiken für die weltweite Versorgung mit den beiden Metallen, die stark von der Autoindustrie für den Katalysatorenbau benötigt werden.
Münzen aus den Platinmetallen wären als Beimischung also durchaus interessant. Allerdings werden beim Kauf 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Immerhin lassen sich Platin und Palladium wie Gold recht problemlos und kostengünstig zu Anlagezwecken aufbewahren. Das gelingt bei anderen Industrierohstoffen nicht. So lassen sich mit einer Tonne Kupfer, dem Industriemetall mit dem langfristig besten Steigerungspotential, gerade einmal gut 8000 Dollar einlagern, mit einer Tonne Gold aber über 50 Millionen Dollar. Die hohen Lagerkosten machen auch die neuen Fonds, die Kupfer physisch kaufen und einlagern , nicht besonders attraktiv für Privatanleger. (Frank Doll)
Immobilien - sanieren oder kaufen?
Lohnt es sich, jetzt ein Haus zu kaufen?
Im Prinzip ist nichts gegen eine selbst genutzte Immobilie einzuwenden - solange sie vernünftig finanziert ist. Für den Kauf sprechen derzeit die niedrigen Bauzinsen: Wer eine Hypothek von 200.000 Euro über 25 Jahre abträgt, zahlt rund 5000 Euro weniger pro Jahr als vor fünf Jahren. Das Problem: Im Gegenzug steigen auch die Preise, denn niedrige Bauzinsen spiegeln sich immer auch in höheren Kaufpreisen wider. Hinzu kommt die Sorge um den Euro und vor Inflation, die viele Interessenten in ihrer Kaufentscheidung antreibt und bestärkt - und manchen irrationale Preise zahlen lässt. So stiegen die Preise für Wohnungen in den letzten zwölf Monaten neusten Daten des Internetportals Immoscout24 zufolge in Hamburg und München im Schnitt um jeweils 18, die für Häuser um knapp zehn Prozent.
Wohin sich die Immobilienpreise in den nächsten 30 Jahren entwickeln, kann heute aber niemand seriös sagen. Auf keinen Fall sollte man sich vom derzeit vor allem in Großstädten grassierenden Immobilienfieber verrückt machen lassen. Weil sich (zumindest in den Metropolen) dank des Booms nun auch Schrott vermarkten lässt, ist erst recht Vorsicht geboten. Beim Kauf ohne Gutachter gilt "gekauft wie gesehen" - auch, wenn Sie eine Million auf den Tisch legen. Nur für arglistig verschwiegene Schäden haftet der Verkäufer. Nicht von schönen Makler-Exposés blenden lassen: Bei Eigentumswohnungen ist das Studium der Versammlungsprotokolle Pflicht; bei Häusern sollten Gutachter zu Rate gezogen werden. Vor-Ort-Recherchen lohnen: den Weg zur Arbeit Probe fahren; was sagen Nachbarn über Haus und Viertel? Bei einem Neubau Referenzprojekte des Bauträgers zeigen lassen. Die monatliche Hypothekenrate sollte ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigen. Zu Beginn der Darlehenslaufzeit sollte möglichst viel von der Hypothek getilgt werden; am besten Verträge mit flexiblen Tilgungsmöglichkeiten abschließen.
Abgesehen vom Ärger, den Sie sich mit Mietern einhandeln könnten, ist die Antwort auf die Frage für Kapitalanleger komplizierter als bei einem Kauf zur Selbstbenutzung. Das Problem: In Metropolen wie München und Hamburg sind die Kaufpreise oft zu hoch, um eine vernünftige Mietrendite zu erzielen; in vielen anderen Städten ist nicht jede Immobilie eine sichere Wertanlage. Denn als Vermieter müssen Sie neben Lage und Substanz auch den aktuellen und am besten den künftigen Wohnraumbedarf einschätzen; Leerstand würde eine kreditfinanzierte Immobilie schnell zum Verlustgeschäft machen. Leider sieht es mit der Nachfrage nach Wohnraum in weiten Teilen Deutschlands nicht so gut aus. Eine heute noch voll vermietete Immobilie in Gegenden mit Einwohnerschwund könnte sich in 15 oder 20 Jahren als unverkäuflich erweisen. In Städten mit gesunder Wirtschaft und Sozialstruktur wie München oder Hamburg ist dieses Risiko gering. Dafür kauft man dort inzwischen teuer: Wer in Hamburg 25 Jahres-Nettokaltmieten bezahlt, muss in den kommenden zehn Jahren Mieterhöhungen von 15, besser 20 Prozent durchsetzen, damit sich das noch rechnet. Selbst Immobilienkäufer, die mit sehr hoher Inflation rechnen und davon ausgehen, dass die meisten nominalen Geldanlagen stark an Wert verlieren, dürfen nicht blind kaufen. In einem solchen Szenario würde der Staat Wege finden, das immobile (!) Sachwertvermögen seiner Bürger abzuschöpfen. Im Falle sehr hoher Inflation würden Mieten zudem vermutlich gedeckelt, um Unruhen zu vermeiden.
Wer als Deutscher vom Haus am Meer im Süden träumt, schaut meist nach Spanien und dort vor allem nach Mallorca. Dort ist nicht absehbar, ob der Preis-Boden bereits erreicht ist. In Spanien insgesamt geht der Preissturz der Immobilien seit Ausbruch der Finanzkrise ungebremst weiter. Auch auf Mallorca erwarten Marktbeobachter, dass die Preise nachgeben, vor allem in günstigeren Gegenden. Schon jetzt seien dort 30 Prozent Preisnachlass verhandelbar. Im vom Massentourismus geplagten Osten der Insel etwa sind Wohnungen inzwischen für 80 000 bis 200 000 Euro zu finden.
Nur in Luxuslagen sind die Preise noch relativ stabil. Für Selbstnutzer, die ihren Zweitwohnsitz ohnehin auf der Balearen-Insel ansiedeln wollen, ergeben sich vielleicht derzeit gute Kaufgelegenheiten. Kapital-Anleger sollten hingegen noch warten. "Die Preise sind bei einzelnen Projekten immer noch aufgeblasen," sagt der deutsche Architekt Robert Wagner. Auch in den anderen bei Deutschen traditionell beliebten Ferienhaus-Regionen wie Italien und Südfrankreich sind die Preise noch nicht nennenswert. Auch in den anderen, bei Deutschen traditionell als Standort für Ferien-Immobilien beliebten Ländern, wie Italien und Frankreich gibt es trotz anhaltender Krise keine Schnäppchenpreise. Dafür sorgen finanzkräftige Käufer aus den Ländern selbst, die ihre Euros aus Angst vor dessen Weichheit in Immobilien anlegen wollen, sowie aus Russland und dem Nahen Osten.
Wer echte Schnäppchen sucht, muss sich schon nach Griechenland trauen. Hier drücken Notverkäufe einheimischer Zweithaus-Besitzer die Preise. Wer Geld braucht, trennt sich eher von seinem Ferienhaus als von seinem Hauptwohnsitz. Auch der Fiskus treibt Immobilieneigentümer zum Verkauf. "Besitzer größerer Immobilienbestände müssen seit Kurzem eine Sondersteuer zahlen", sagt Dimitrios Kouros, Vorstand der Deutschen und Hellenischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz in Düsseldorf. Reiche Griechen verkaufen ihre Zweitimmobilie, um der Steuer zu entgehen. Das Angebot drückt die Preise. "Ferienimmobilien sind zu Preisen wie vor zehn Jahren zu haben", sagt Christian Seyrer von GIS Immobilien in Augsburg. (Stefan Hajek, Martin Gerth)
Ich habe ein paar Tausend Euro übrig; soll ich mein Haus sanieren?
Für Eigennutzer - kurzum: Ja. Immobilienbesitzer dürfen davon ausgehen, dass Baumaterial und Handwerker eher teurer werden und sie wegen der weltweiten Niedrigzinsen nichts verdienen werden, wenn zu viel Geld weiter auf der hohen Kante liegt. Renovierungen und Verschönerungen am Häuschen hingegen sind nie sinnlos, denn sie verbessern in nachfrageschwachen Gegenden die Vermarktbarkeit, und auch in den Metropolen steigern sie den Wert. Wer nicht vorhat, zu verkaufen, der erfreut sich eben an niedrigeren Heizkosten oder dem schicken Bad. Für energetische Sanierungen gibt es außerdem noch günstige Kredite vom Staat. Wenn sich Gas, Öl und Strom auch weiterhin so rasant verteuern wie in den vergangenen Jahren, amortisiert sich auch Dämmen schneller - 10 bis 20 Jahre gehen aber je nach Maßnahme ins Land. Übertreiben lohnt nicht: Aus einem Altbau macht man kein Passivhaus, es sei denn, man sieht das als Selbstzweck an. Rentieren wird es sich in der Regel aber nicht. Sinnvoll sind: Dach dämmen, neue Heizung, bessere Fenster, trockene Kellerwände. Für Kapitalanleger/Vermieter ist die Sache nicht so einfach. Es lohnt nicht, über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus Geld in die Sanierung eines Hauses zu stecken: Vermieter dürfen maximal elf Prozent der Kosten jedes Jahr auf die Mieten umlegen. De jure. De facto weigern sich viele Mieter schon gegen wesentlich moderatere Mieterhöhungen. Ob das den ganzen Ärger wert ist? (Stefan Hajek)
Lebensversicherungen abschließen oder kündigen?
Soll ich noch eine neue Lebensversicherung abschließen?
Den Euro-Crashtest bestehen Lebensversicherer nicht. Kehrten Euro-Staaten zu nationalen Währungen zurück, hätten Versicherer Währungsrisiken. Anlagen, die heute auf Euro lauten, würden morgen auf Lire oder Peseten umgestellt. Die D-Mark könnte um bis zu 40 Prozent auf- und Anlagen im Ausland entsprechend abwerten.
Die Rechnung ginge so: Lebensversicherer haben gut 38 Prozent der 743 Milliarden Euro, die die Branche anlegt, im Ausland investiert. Macht 282 Milliarden. Werten ausländische Währungen nach einem Crash um 40 Prozent ab, müssen Versicherer rund 113 Milliarden Euro abschreiben.
Obwohl Allianz-Chef Michael Diekmann an den Euro glaubt, legt er Kundengelder wieder national an: Französische Bonds für Franzosen, italienische für Italiener. "Kapitalanlagen und künftige Verpflichtungen sollen regional übereinstimmen", sagt er. Nur wer so anlegt, vermeidet nach dem Euro-Crash Wechselkursrisiken.
Die Düsseldorfer Ergo simuliert in Modellrechnungen, wie sich Zinsen und Börsen im Crash entwickeln könnten. Ergebnis: Deutsche Anleihen gleichen Verluste aus Auslandsanlagen anfangs aus, da deutsche Papiere als Fluchtburg gelten. "Ergo könnte ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone aushalten, wenn das jeweilige Finanzsystem überlebt und etwa spanische Banken in Peseten nicht pleitegehen", sagt Daniel von Borries, der bei Ergo für die Kapitalanlage von 112 Milliarden Euro verantwortlich ist.
Eine gute Nachricht wäre der Crash dennoch nicht. Versicherer halten Anleihen, bis sie fällig werden, am Ende gibt es 100 Prozent zurück, egal, wie hoch das Papier mal notierte. Weil die Hälfte der Anlagen in Bankpapieren steckt, potenzierten deren Probleme Verluste. Konsequenz: Die Finanzaufsicht BaFin könnte die Garantiezinsen kippen und Auszahlungen kürzen. Garantiert werden bei neuen Verträgen ohnehin nur 1,75 Prozent - auf den Sparanteil, den der Versicherer nach Kosten anlegt. Solange es keinen klaren Kurs für die Lösung der Schuldenkrise gibt, sollten Anleger von Neuanlagen Abstand nehmen. (Annina Reimann)
Soll ich meine alte Lebensversicherung kündigen, weil die immer weniger Zins bringt ?
Wer panikartig kündigt, hat schon verloren. Der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Lebenspolice lag zwischen Sommer 1994 und 2000. Da gab es vier Prozent Zinsen im Jahr, garantiert. Wer vor 2005 in eine Lebensversicherung investierte, nimmt ab einer Laufzeit von zwölf Jahren die Erträge immer noch steuerfrei mit. Wer später einstieg, muss die Hälfte mit dem persönlichen Satz versteuern. Auch sind bei alten Policen die Vermittler-Provisionen längst bezahlt. Entspannt zurücklehnen können sich Versicherte dennoch nicht: Die versprochenen Zinsen zu erzielen wird immer schwerer.
Die Finanzaufsicht BaFin meint, dass Lebensversicherer den Garantiezins trotz niedriger Zinsen noch 15 Jahre zahlen können. Reich wird man so nicht. Da Alternativen fehlen, sollten Kunden Policen mit alten Vorteilen nicht kündigen. Eher ist es ratsam, gerade bei in absehbarer Zeit fällig werdenden Policen Beiträge zu senken oder den Vertrag beitragsfrei zu stellen. (Annina Reimann)