Euro-Krise So bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit

Die Euro-Krise lässt Banken wackeln und die Immobilienpreise in die Höhe schießen. An den Börsen herrscht ein hektisches Auf und Ab. Was Sie als Anleger, Hausbesitzer oder Sparer jetzt wissen müssen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wie kann ich mein Erspartes retten?

Die Verschnaufpause war nur kurz. Nach dem verbalen Einsatz von EZB-Präsident Mario Draghi („Der Euro ist unumkehrbar“) kletterten Europas Börsen nach oben. Der Dax erreichte gar ein 13-Monats-Hoch und stieg zeitweise auf über 7470 Punkte. Auch die Renditen der Euro-Sorgenkinder bewegten sich in die gewünschte Richtung – nach unten. Doch die Jubelstimmung ist vorbei: Spanien muss inzwischen für zehnjährige Anleihen wieder über sechs Prozent Rendite bezahlen. Auch auf dem Börsenparkett in Frankfurt hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Schuldenkrise in Europa mit allen ihren bedrohlichen Folgen noch längst nicht vorbei ist.

Im Gegenteil: Spanien und Italien kommen nicht aus der Krise. Gut möglich, dass beide Länder in einer koordinierten Aktion zeitgleich unter den Rettungsschirm schlüpfen. Dessen Hilfe wird Griechenland noch Jahre brauchen. Dass das Land 2017 an die Kapitalmärkte zurückkehren kann, glaubt – außer der hellenischen Regierung – niemand.

Die Verunsicherung ist groß: bei Anlegern, Steuerzahlern und Sparern. Wo ist das Geld jetzt noch sicher? Müssen Anleger jetzt Gold kaufen, ihre Lebensversicherung kündigen, Euro horten? Wir beantworten die drängendsten Fragen rund um Ihr Kapital.

WirtschaftsWoche Online Euro Spezial

Bieten Aktien jetzt Chancen?

Die Optimisten an der deutschen Börse wähnen sich noch auf einer Insel der Glückseligen. Doch die vage Hoffnung, die deutsche Konjunktur und damit die deutschen Unternehmen und deren Aktien könnten sich vom Rest der Welt abkoppeln, könnte sich als trügerisch erweisen. Der ifo-Index als wichtiges Konjunkturvorlaufbarometer legte gerade den fünften Negativ-Monat in Serie hin. Von erwarteten zweistelligen Gewinnsteigerungen für dieses Jahr sind die Dax-Unternehmen schon nach der Vorlage der Zahlen zum Halbjahr im Durchschnitt weit entfernt. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass auch noch die globale Konjunktur kippt.

Der größten Volkswirtschaft USA war bereits im ersten Quartal die Puste ausgegangen. Sie wuchs nur noch mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im letzten Quartal 2011 Die USA sind der zweitwichtigste Exportpartner deutscher Unternehmen, nach Frankreich. 40 Prozent aller Ausfuhren Deutschlands gehen in der Euro-Zone. Und dort sieht es düster aus. Die Arbeitslosigkeit ist hoch wie nie, wichtige Konjunkturindizes sind auf dem niedrigsten Stand seit dem Katastrophenjahr 2009.

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Aussicht auf Besserung: Fehlanzeige. Bliebe noch China als vielfach erhoffter Rettungsanker. Doch die jetzt zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte 2012 mit der schwächsten Rate seit 1999 wachsen - und damit kaum in der Lage sein, mauere Geschäfte deutscher Unternehmen in der Euro-Zone und den USA aufzufangen. Auch die Hoffnungsländer Indien und Brasilien schwächeln deutlich; Russland steht wegen des Verfalls der Rohstoffpreise unter Druck. Kurstreiber sind einzig die massiven Geldspritzen der Notenbanken.

Wie lange die die Börse oben halten können, kann niemand ernsthaft beantworten. Getrieben werden sie aktuell fast ausschließlich von den Geldspritzen der Notenbanken. Anleger sollten ihre Aktienpositionen halten, für den Dax aber Stoppkurse bei rund 6700 Punkten legen - wenn die unterschritten werden, ist dies ein Ausstiegssignal. (Christof Schürmann)

Ist mein Geld in Anleihen sicher?

Anleger, die Zinspapiere kaufen, erwarten eine Rendite oberhalb der Inflation; sie erhoffen sich eine hohe Rückzahlungswahrscheinlichkeit und die Chance, während der Laufzeit auch verkaufen zu können. Nur wenn alle drei Kriterien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erfüllt sind, ist eine Anleiheinvestition lukrativ. 

Nahezu alle Papiere, die recht sicher zurückgezahlt werden dürften, bieten aber heute über eine Laufzeit von fünf, sechs Jahren keinen Inflationsausgleich.  Selbst Unternehmensbonds rentieren kümmerlich. Wer mehr als die derzeitige Preissteigerung von zwei Prozent erzielen will, muss schon zu sehr langen Laufzeiten greifen - mit dem Risiko, dass über 10 bis 15 Jahre die Inflation deutlich höher liegt als aktuell und der Inflationsausgleich doch nicht gelingt. Oder Anleger greifen zu Hochzinsbonds, bei denen jedoch ein Totalverlust mit einkalkuliert werden muss und damit wiederum eines der drei Grundkriterien verletzt ist.

Weiteres Problem: Sollte der Euro platzen, ist es fraglich, was eine Euro-Investition in einigen Jahren bei Rückzahlung noch wert ist. Das gilt insbesondere für Papiere von Unternehmen innerhalb der Euro-Zone, aber außerhalb Deutschlands. Eine kräftige Abwertung ihrer eigenen neuen Währung könnte große Probleme für die Rückzahlung in härteren Euro mit sich bringen. Auch wenn der Euro nicht mehr existierte, würde er als Währung bei alten Wertpapieren bis zu deren Fälligkeit fortgeführt. Bliebe noch der Ausweg über fremde Währungen.  Aber selbst wenn Anleger mit diesen höheren Zinsen erwirtschaften können, wie etwa dem Austral-Dollar, drohen Währungsverluste: Würde die D-Mark wieder eingeführt, dürfte diese aufwerten und der Verlust der Fremdwährung die Zinsgewinne übersteigen. Auch deshalb kaufen ausländische Großinvestoren Bundesanleihen. Bei null Prozent Zinsertrag für zwei- und 1,6 Prozent für zehnjährige Bundespapiere ist dies für heimische Anleger kein Geschäft. (Christof Schürmann)

Banken oder Sparstrumpf?

Wie sicher das Tagesgeld ist
Innerhalb der Europäischen Union sind die Einlagen mindestens bis 100.000 Euro pro Person gesichert. Im Pleitefall muss die Bank das Geld spätestens nach 20 Tagen zurückzahlen. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es neben der Einlagensicherungsanforderungen der EU auch nationale Einlagensicherungen.Einlagensicherungsfonds Bei Banken in Deutschland, die neben der gesetzlichen Entschädigungseinrichtung auch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) angehören, sind Einlagen in Millionenhöhe abgesichert. Öffentliche Banken und Sparkassen können mithilfe eigener Einrichtungen unbegrenzten Schutz anbieten.Ausländische Einlagensicherung Banken mit Geschäftssitz außerhalb Deutschlands verfügen über jeweilige nationale Sicherungsregeln. Der Mindestschutz beträgt jedoch die von der EU vorgegebenen 100.000 Euro.Kombination aus deutscher und ausländischer Einlagensicherung Bei einer Kombination der Sicherungsregeln greift im Pleitefall zunächst die ausländische Einlagensicherung, bei Summen über 100.000 Euro träte die Einlagensicherung des BdB in Kraft.Ermitteln Sie hier individuell, wo es die besten Zinsen gibt und welche Banken sicher sind.Auf den folgenden Seiten zeigen wir die besten Tagesgeld-Angebote; Anlagesumme: 10.000 Euro, ohne Neukunden-Aktionen; Quelle: FMH-Finanzberatung, Angaben der Banken, Stand: 8. Juli 2012. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bank11Mindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 100.000 Euro + 30 Prozent des für die Einlagensicherung maßgeblich haftenden Eigenkapitals der Bank Quelle: Screenshot
BarclaysMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherungstyp: Kombination aus britischer und deutscher EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 240.000.000 Euro Quelle: Screenshot
abcbankMindestanlage: 2.500 Euro Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 7.500.000 Euro
Ziraat BankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 42.780.000 Euro Quelle: Screenshot
VTB DirektbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,20 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische Einlagensicherung Abgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot
AkbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,25 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot

Gehen Banken pleite?

Mario Draghi hat versprochen alles zu tun um den Euro zu retten. Die Ankündigung von Ende Juli hat die größten Sorgen um die Stabilität der europäischen Banken erst einmal vertrieben. Schon Anfang des Jahres hatte die EZB die Banken mit insgesamt 1000 Milliarden Euro Liquidität unterstützt, durch den vermutlich unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen  ist auch das baldige Auseinanderbrechen des Euro deutlich unwahrscheinlicher geworden. So rechnet der Vorstandsvorsitzende einer Großbank damit, dass in den kommenden drei Jahren relative Ruhe einkehren wird.  

Dass Kunden, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite 2008, Geld von ihren Konten abziehen, ist derzeit kein Thema. Im Gegenteil: So berichten Banken, dass ihnen reiche Kunden aus Schuldenstaaten Milliarden zuschaufeln. Für den unwahrscheinlichen Fall einer Eskalation der Krise steht der Rettungsfonds Soffin bis Ende 2012 bereit, um Banken schnell zu stützen. Für eine kontrollierte Abwicklung, die die Sparer schont, sollen danach die hoch umstrittenen Pläne zur Europäischen Bankenunion sorgen.

Dennoch herrscht bei den deutschen Banken keine Feierstimmung, im Gegenteil: Die Krise im Euroraum und die Rezession in vielen Ländern hat sie im ersten Halbjahr 2012 deutlich getroffen. Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young gingen die Vorsteuerergebnisse um 42 Prozent zurück, die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg um mehr als 50 Prozent. Immerhin konnten die 13 größten deutschen Banken in diesem Zeitraum ihre Kernkapitalquote von 11,5 auf 12,6 Prozent steigern – ein eindeutiges Zeichen für gewachsene Stabilität.

Mögliche Risiken liegen für die Banken bei der Finanzierung von Schiffen, besonders stark sind hier HSH Nordbank, Nord LB und Commerzbank engagiert. In den Euro-Krisenländern Spanien, Italien, Irland, Portugal und Griechenland haben die Institute Kredite von insgesamt 143 Milliarden Euro vergeben, die meisten mit knapp 57 Milliarden in Spanien. Das Engagement hatten sie zuletzt deutlich reduziert. „Wir müssen es nun nicht notwendigerweise weiter zurückfahren“, sagt ein Bankchef. „Aber die Lage hat sich auch nicht so entspannt, dass wir es wieder aufbauen.“ (Cornelius Welp)  

Aussichtsreiche Aktien ohne Regulierungsdruck

Wie sicher ist mein Geld bei der Bank? Soll ich mehr Bargeld halten?

Konten werden durch verschiedene Entschädigungseinrichtungen geschützt.  Vorsichtige verteilen Geld auf die Bankentypen - Privatbank, Sparkasse, Volksbank. Spargelder und Girokonten sind abgesichert, Zertifikate und Bankanleihen nicht. 

Für Privatbanken und Tochtergesellschaften ausländischer Banken haftet die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB, Mitglieder unter www.edb-banken.de), für Zweigniederlassungen ausländischer Banken der Sicherungsfonds des Heimatlandes der Mutterbank. Geschützt sind 100 000 Euro pro Sparer und Bank. Das ist der EU-weit gesetzlich vorgeschriebene Schutz.  Ist durch gezahlte Beiträge von Banken nicht genug Geld im jeweiligen Sicherungstopf, muss der zuständige Staat zahlen. Wer sich bei einer Bank mit EU-Sicherung hohe Tagesgeldzinsen holt, muss sich im Ausland sein Geld erstreiten. Dass die Entschädigung deutscher Sparer bei einem Crash dort nicht erste Priorität hat, liegt nahe. Bei vielen privaten Banken und ausländischen Tochtergesellschaften greift für Spareinlagen, die über 100 000 Euro hinausgehen, der freiwillige Schutz durch den Einlagensicherungsfonds (Mitglieder unter www.bankenverband.de). Er soll für jede Einlage in Höhe von bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank aufkommen Die Sicherungssummen sind utopisch hoch, aber - anders als das gesetzliche Versprechen der EdB - kaum einklagbar und bei Großpleiten kaum aufzubringen. In Zukunft sollen sie gesenkt werden. 

Kreditausfallversicherungen (CDS)

Die Finanzaufsicht BaFin drang zuletzt darauf, dass Töchter südeuropäischer Banken ihren Müttern nicht zu viel deutsche Spargelder überweisen. Auch der Einlagensicherungsfonds verlangt, dass eine Bank "ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell" haben muss. Sie soll nicht nur Spargelder einsammeln und dann in Länder mit höheren Zinsen überweisen. Der Einlagensicherungsfonds kann Banken ausschließen, wenn sie Pflichten verletzen. 

Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen auf Hilfe untereinander. Über ihren jeweiligen Verbund garantieren sie Spareinlagen unbegrenzt und haben bisher Pleiten immer im Vorfeld verhindert. 

Über allem schwebt noch das Wort der Kanzlerin, die 2008 garantierte, Spargelder zu retten. Die Garantie wurde später noch bestätigt. Ob Merkel damit zu viel versprochen hat, steht auf einem anderen Blatt. 

Mehr Bargeld zu halten ist in Krisenzeiten sinnvoll. Mitunter werden EC-Karten zur Bezahlung nicht akzeptiert, auch kann es problematisch werden, wenn eine Bank kaum Filialen hat. Sehr Vorsichtige horten das für vier Wochen nötige Bargeld, möglichst in einem Safe. Nach einer Bankpleite müssen die gesetzlichen Sicherungssysteme Guthaben bis 100 000 Euro nach maximal 20 Arbeitstagen bereitstellen. Diese Zeit ist im Ernstfall zu überbrücken. (Heike Schwerdtfeger)

Gold, Platin und Kupfer: Alles, was glänzt

Taugt Gold als Krisenwährung?
1980Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran sorgen weltweit für Verunsicherung.Goldpreis am Ende des Jahres: 589,8 US-Dollar 392,4 Euro 119.823,1 Yen 246,7 Pfund 1.047,8 Schweizer Franken Quelle: ap
1997Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten von 1997-1998 (Asienkrise) ließ einen Großteil Asiens in eine Rezession verfallen. Gründe für die Krise waren exzessive Kreditaufnahme und maßlose Investitionen der Tigerstaaten. Die asiatischen Banken nahmen Kredite in US-Dollar auf und vergaben Kredite in inländischen Währungen. Das ging aber nur so lange gut, so lange der Dollar gegenüber dem Yen und anderen asiatischen Währungen schwach war. Als der Dollar ab 1995 anfing aufzuwerten, hatten die asiatischen Institute Probleme ihre Schulden zurückzuzahlen. Als die Gläubiger dies witterten zogen, sie ihr Kapital im großen Stil aus Asien ab, was wiederum die asiatischen Währungen schwächte. Eine sich selbst verstärkende Kapitalflucht ließ die Wirtschaft der Tigerstaaten einknicken.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,2 US-Dollar 266,1 Euro 37.733Yen 176,4 Pfund 423,3 Schweizer Franken Quelle: ap
1998Wirtschaftliche Probleme kamen in Russland bereits nach der Asienkrise 1997 auf. Doch als dann 1998 massiv Kapital, unter anderem auch von asiatischen Investoren, abgezogen wurde, brach die Wirtschaft Russlands endgültig ein. Der Rubel geriet massiv unter Druck und Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, weil sie für die Waren kein Geld mehr bekamen. Der Großteil der Bürger konnte keine Steuern mehr zahlen. Folge: Russland wurde zahlungsunfähig. In den USA erholt sich dagegen die Wirtschaft und die Inflation des US-Dollars lässt nach. Dies drückte in den vorangegangenen Jahren den Goldpreis deutlich nach unten.Goldpreis am Ende des Jahres: 287,8 US-Dollar 245,1 Euro 32.463,8 Yen 173,0 Pfund 395,3 Schweizer Franken Quelle: Reuters
1999Gordon Brown verkaufte von 1999 bis 2002 systematisch einen Großteil der Goldbestände Großbritanniens - und das obwohl der Goldpreis bei einem 20-Jahres-Tief lag. Zu der Zeit war er noch Schatzkanzler. Als er später Premierminister wurde, holte ihn die Vergangenheit ein: er erntete viel Kritik wegen der Goldverkäufe. Doch eine Schädigungsabsicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Großbritannien sind durch die Auktionen, verglichen mit dem heutigen Goldpreis, mehr als sieben Milliarden Dollar entgangen -der Goldpreis hat sich seit dem vervierfacht Brown wird deshalb vorgeworfen Großbritannien bewusst geschädigt zu haben. Zumal er die Verkäufe im Vorfeld ankündigte, was den Preis bereits vor der Auktion fallen ließ und ihm eine schlechte Verhandlungsposition einräumte. Es gibt Gerüchte, dass Brown vor der Einführung des Euro mithelfen wollte den Goldpreis zu drücken. Diese These konnte aber bisher niemand beweisen. Insgesamt verkaufte Gordon Brown 395 von 715 Tonnen. Die Zeit wird in England als „Gordon Bottom“ bezeichnet. Bis heute ist dieses Kapitel nicht endgültig durchleuchtet - die Motivation Browns bleibt damit ein Rätsel.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,3 US-Dollar 289,6 Euro 29.708 Yen 180,1 Pfund 464,6 Schweizer Franken Quelle: dapd
2000Im März des neuen Jahrtausends platzte die Dotcom-Blase. Anleger waren die Jahre zuvor nahezu versessen in Aktien von Internetunternehmen. Firmen mit nur einem PC und einem Büro hatten plötzlich einen höheren Börsenwert, als Firmen mit ganzen Lagerhallen, die materielle Güter produzierten. Grund war die Annahme, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei: die New Economy. Man dachte, dass Produktion und Material weniger wert würden und Ideen das Gut der Zukunft seien. Aktien von Internet-Start-Ups waren deshalb teurer, als die von Traditionsunternehmen. Doch der Irrtum flog auf, als die ersten Internetfirmen Insolvenz anmeldeten und Anleger scharenweise aus Internetaktien flüchteten und die Blase zum platzen brachten. Der Goldpreis fiel in den Neunzigerjahren stetig. Vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung (auch dank der New Economy) der USA von 1994 bis 2001. Anleger misstrauten Aktien nach der Dotcom-Blase und begannen in ein altbewährtes Gut zu investieren: Gold. Der Goldpreis wird seitdem rapide steigen.Goldpreis am Ende des Jahres: 274,5 US-Dollar 292,3 Euro 31.342 Yen 183,7 Pfund 444,7 Schweizer Franken Quelle: ap
2001Am 11. September 2001 stürzten wegen eines Terroranschlags die Zwillingstürme des World-Trade-Centers ein. Die westliche Welt wurde grundlegend erschüttert und das Sicherheitsgefühl vieler Menschen zerstört. Die wachsende Unsicherheit schlug sich auch im Goldpreis nieder, der seit 2001 nur noch eine Richtung kannte: aufwärts. Für den ständig ansteigenden Goldpreis ist auch die Geldpolitik der USA verantwortlich, die mit ihrer Politik des billigen Geldes seit 2000 die Finanzmärkte mit Geld überflutete. Grund war der Versuch das Leistungsbilanzdefizit durch eine Entwertung des Dollars zu reduzieren. Folge des billigen Geldes war, dass Finanzinstitute exzessiv (Immobilien-)Kredite vergaben und diese Privatschulden schließlich an Investoren weiterverkauften - die perfekte Blase wuchs und wuchs, bis sie schließlich 2007 platzte.Goldpreis am Ende des Jahres: 276,5 US-Dollar 310,5 Euro 36.238 Yen 190 Pfund 459,1 Schweizer Franken Quelle: dpa
2008Am 15.September 2008 beantragte die US-Bank Lehman Brothers das Insolvenzverfahren. Da die US-Regierung vorher bereits drei großen Banken geholfen hatte, tat sie dies bei Lehman nicht mehr. Die Pleite blieb nicht ohne Folgen: Banken fingen an sich gegenseitig kein Geld mehr zu leihen, Anleger zogen ihr Geld von Banken ab. Die Finanzkrise, die 2007 als Immobilienkrise begann, spitzte sich daraufhin weiter zu.Goldpreis am Ende des Jahres: 869,8 US-Dollar 625,7 Euro 78.842 Yen 604,9 Pfund 925,7 Schweizer Franken Quelle: dapd

Ist Gold schon viel zu teuer?

Zu Panik vor Inflation und Flucht ins Gold bestehe trotz der von den Notenbanken verursachten Geldflut kein Anlass, sagen Ökonomen. Es sei ja nicht ausgemacht, dass das Geld in den wirtschaftlichen Kreislauf komme und so die Güterpreise anschiebt. Tatsache ist aber, dass mehr und mehr Papiergeld geschaffen wird. Weltweit haben Notenbanken neue geldpolitische Lockerungsübungen angekündigt. Gold lässt sich dagegen nicht im gleichen Tempo aus dem Boden holen. Der Produktion von Papiergeld aber sind keine Grenzen gesetzt - und der Goldpreis wird in Papierwährungen ausgedrückt. Sollte die Papiergeldmenge also bald mit noch höherer Geschwindigkeit erhöht werden, dann wird wohl auch der in Papierwährungen ausgedrückte Preis für Gold weiter steigen.

Und wenn die Schuldenlast trotzdem zu erdrückend wird, der deflationäre Trend hin zu sinkenden Preisen, steigenden Pleiten und einbrechender Wirtschaft nicht zu stoppen ist - oder das Pulver der Notenbanken nicht reicht? 

Dann bricht alles ein, vermutlich auch der Goldpreis. Der aber weniger als alles andere. Denn ein Barren verschwindet nicht einfach und sagt: "Ich zahle nicht" - so wie ein pleitegegangener Anleiheschuldner. Für jeden Anleger ist Gold, auf das er direkten Zugriff hat, eine Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems, auf die er zurückgreifen könnte, wenn etwa bei einem Zusammenbruch seiner Bank Konten, Depots und Geldautomaten versperrt sein sollten. Regierungen und Notenbanken werden weiter versuchen, die Zinsen unter die Inflationsrate zu drücken. Das bringt negative Realzinsen und eine reale Entwertung der Staatsschulden auf Kosten der Sparer. Goldanleger, die keine Zinsen bekommen, verzichten also nicht auf besonders viel. 

Um eine breite Flucht ins Gold zu verhindern, könnten die Daumenschrauben aber angezogen werden. Denkbar wären etwa eine europaweite Mehrwertsteuer und Abgeltungsteuer für physisches Gold. Goldhändler könnten, offiziell begründet mit dem Kampf gegen Geldwäsche, verpflichtet werden, über Kunden Buch zu führen.  Die schärfste Repression wäre ein Goldbesitzverbot. Wer in Gold anlegen will, sollte es deshalb physisch besitzen und dort aufbewahren, wo es ihm möglichst nicht weggenommen werden kann. Die Bedeutung von Gold liegt in seinem Besitz, weniger in seinem Preis. (Frank Doll)

Die bekanntesten Goldmünzen
Beliebte Geldanlage Quelle: fotolia.com
Lunar Serie 1
Lunar Serie 1 - Hund
Lunar Serie 1 - Hahn
Panda Quelle: fotolia.com
Krügerrand
Maple Leaf Quelle: fotolia.com

Wäre der Kauf von Platin oder Kupfer nicht eine tolle Idee? Diese Metalle sind doch knapp und werden stark verbraucht. 

Es gibt wenige Rohstoffe, deren globales Angebot so abhängig ist von der Produktion in nur einem einzigen Land wie Platin und Palladium. So kommen gut drei Viertel des weltweit geförderten Platins aus südafrikanischen Minen. Das Wachstum der südafrikanischen Platinförderung stockt seit Jahren wegen steigender Förderkosten, immer wiederkehrender Engpässe bei der Stromversorgung und hoher Lohninflation. Temporäre Förderunterbrechungen einzelner Minen durch Streiks von Minenarbeitern sind in Südafrika an der Tagesordnung. Gut die Hälfte des Weltangebots von Palladium stammt aus Russland, ein Teil aus staatlichen Lagerbeständen. Deren Höhe hält Moskau geheim.

Diese starken Abhängigkeiten bergen Risiken für die weltweite Versorgung mit den beiden Metallen, die stark von der Autoindustrie für den Katalysatorenbau benötigt werden.

Münzen aus den Platinmetallen wären als Beimischung also durchaus interessant. Allerdings werden beim Kauf 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig.  Immerhin lassen sich Platin und Palladium wie Gold recht problemlos und kostengünstig zu Anlagezwecken aufbewahren. Das gelingt bei anderen Industrierohstoffen nicht. So lassen sich mit einer Tonne Kupfer, dem Industriemetall mit dem langfristig besten Steigerungspotential, gerade einmal gut 8000 Dollar einlagern, mit einer Tonne Gold aber über 50 Millionen Dollar. Die hohen Lagerkosten machen auch die neuen Fonds, die Kupfer physisch kaufen und einlagern , nicht besonders attraktiv für Privatanleger. (Frank Doll)

Immobilien - sanieren oder kaufen?

Lohnt es sich, jetzt ein Haus zu kaufen?

Im Prinzip ist nichts gegen eine selbst genutzte Immobilie einzuwenden - solange sie vernünftig finanziert ist. Für den Kauf sprechen derzeit die niedrigen Bauzinsen: Wer eine Hypothek von 200.000 Euro über 25 Jahre abträgt, zahlt rund 5000 Euro weniger pro Jahr als vor fünf Jahren. Das Problem: Im Gegenzug steigen auch die Preise, denn niedrige Bauzinsen spiegeln sich immer auch in höheren Kaufpreisen wider. Hinzu kommt die Sorge um den Euro und vor Inflation, die viele Interessenten in ihrer Kaufentscheidung antreibt und bestärkt - und manchen irrationale Preise zahlen lässt. So stiegen die Preise für Wohnungen in den letzten zwölf Monaten neusten Daten des Internetportals Immoscout24 zufolge in Hamburg und München im Schnitt um jeweils 18, die für Häuser um knapp zehn Prozent. 

Wohin sich die Immobilienpreise in den nächsten 30 Jahren entwickeln, kann heute aber niemand seriös sagen. Auf keinen Fall sollte man sich vom derzeit vor allem in Großstädten grassierenden Immobilienfieber verrückt machen lassen. Weil sich (zumindest in den Metropolen) dank des Booms nun auch Schrott vermarkten lässt, ist erst recht Vorsicht geboten. Beim Kauf ohne Gutachter gilt "gekauft wie gesehen" - auch, wenn Sie eine Million auf den Tisch legen. Nur für arglistig verschwiegene Schäden haftet der Verkäufer. Nicht von schönen Makler-Exposés blenden lassen: Bei Eigentumswohnungen ist das Studium der Versammlungsprotokolle Pflicht; bei Häusern sollten Gutachter zu Rate gezogen werden. Vor-Ort-Recherchen lohnen: den Weg zur Arbeit Probe fahren; was sagen Nachbarn über Haus und Viertel? Bei einem Neubau Referenzprojekte des Bauträgers zeigen lassen. Die monatliche Hypothekenrate sollte ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigen. Zu Beginn der Darlehenslaufzeit sollte möglichst viel von der Hypothek getilgt werden; am besten Verträge mit flexiblen Tilgungsmöglichkeiten abschließen.

Abgesehen vom Ärger, den Sie sich mit Mietern einhandeln könnten, ist die Antwort auf die Frage für Kapitalanleger komplizierter als bei einem Kauf zur Selbstbenutzung. Das Problem: In Metropolen wie München und Hamburg sind die Kaufpreise oft zu hoch, um eine vernünftige Mietrendite zu erzielen; in vielen anderen Städten ist nicht jede Immobilie eine sichere Wertanlage. Denn als Vermieter müssen Sie neben Lage und Substanz auch den aktuellen und am besten den künftigen Wohnraumbedarf einschätzen; Leerstand würde eine kreditfinanzierte Immobilie schnell zum Verlustgeschäft machen. Leider sieht es mit der Nachfrage nach Wohnraum in weiten Teilen Deutschlands nicht so gut aus. Eine heute noch voll vermietete Immobilie in Gegenden mit Einwohnerschwund könnte sich in 15 oder 20 Jahren als unverkäuflich erweisen. In Städten mit gesunder Wirtschaft und Sozialstruktur wie München oder Hamburg ist dieses Risiko gering. Dafür kauft man dort inzwischen teuer: Wer in Hamburg 25 Jahres-Nettokaltmieten bezahlt, muss in den kommenden zehn Jahren Mieterhöhungen von 15, besser 20 Prozent durchsetzen, damit sich das noch rechnet. Selbst Immobilienkäufer, die mit sehr hoher Inflation rechnen und davon ausgehen, dass die meisten nominalen Geldanlagen stark an Wert verlieren, dürfen nicht blind kaufen. In einem solchen Szenario würde der Staat Wege finden, das immobile (!) Sachwertvermögen seiner Bürger abzuschöpfen. Im Falle sehr hoher Inflation würden Mieten zudem vermutlich gedeckelt, um Unruhen zu vermeiden.

Wer als Deutscher vom Haus am Meer im Süden träumt, schaut meist nach Spanien und dort vor allem nach Mallorca. Dort ist nicht absehbar, ob der Preis-Boden bereits erreicht ist. In Spanien insgesamt geht der Preissturz der Immobilien seit Ausbruch der Finanzkrise ungebremst weiter. Auch auf Mallorca erwarten Marktbeobachter, dass die Preise nachgeben, vor allem in günstigeren Gegenden. Schon jetzt seien dort 30 Prozent Preisnachlass verhandelbar. Im vom Massentourismus geplagten Osten der Insel etwa sind Wohnungen inzwischen für 80 000 bis 200 000 Euro zu finden.

Nur in Luxuslagen sind die Preise noch relativ stabil. Für Selbstnutzer, die ihren Zweitwohnsitz ohnehin auf der Balearen-Insel ansiedeln wollen, ergeben sich vielleicht derzeit gute Kaufgelegenheiten. Kapital-Anleger sollten hingegen noch warten. "Die Preise sind bei einzelnen Projekten immer noch aufgeblasen," sagt der deutsche Architekt Robert Wagner.  Auch in den anderen bei Deutschen traditionell beliebten Ferienhaus-Regionen wie Italien und Südfrankreich sind die Preise noch nicht nennenswert. Auch in den anderen, bei Deutschen traditionell als Standort für Ferien-Immobilien beliebten Ländern, wie Italien und Frankreich gibt es trotz anhaltender Krise keine Schnäppchenpreise. Dafür sorgen finanzkräftige Käufer aus den Ländern selbst, die ihre Euros aus Angst vor dessen Weichheit in Immobilien anlegen wollen, sowie aus Russland und dem Nahen Osten. 

Wer echte Schnäppchen sucht, muss sich schon nach Griechenland trauen. Hier drücken Notverkäufe einheimischer Zweithaus-Besitzer die Preise. Wer Geld braucht, trennt sich eher von seinem Ferienhaus als von seinem Hauptwohnsitz. Auch der Fiskus treibt Immobilieneigentümer zum Verkauf. "Besitzer größerer Immobilienbestände müssen seit Kurzem eine Sondersteuer zahlen", sagt Dimitrios Kouros, Vorstand der Deutschen und Hellenischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz in Düsseldorf. Reiche Griechen verkaufen ihre Zweitimmobilie, um der Steuer zu entgehen. Das Angebot drückt die Preise. "Ferienimmobilien sind zu Preisen wie vor zehn Jahren zu haben", sagt Christian Seyrer von GIS Immobilien in Augsburg. (Stefan Hajek, Martin Gerth)

Wo Eigentumswohnungen am meisten kosten
Der Aufschwung beim Wohnungsneubau in Deutschland wird einer Studie zufolge mindestens noch die nächsten drei Jahre anhalten. Bis 2016 würden jedes Jahr durchschnittlich knapp sieben Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt, heißt es in einer Studie des Münchener Ifo-Instituts im Auftrag der Bausparkasse Wüstenrot, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Im Jahre 2016 sei in Deutschland mit rund 246.000 fertiggestellten Wohnungen in neuen Wohngebäuden zu rechnen, kalkulieren die Bauexperten des Wirtschaftsforschungsinstituts. Die Kredite sind günstig, für das Geld auf dem Sparbuch gibt es kaum noch Zinsen. Viele Deutsche überlegen daher, sich eine Immobilie, häufig eine Eigentumswohnung, zuzulegen. Die Preise dafür sind aber kräftig gestiegen. Wo am meisten für Eigentumswohnungen bezahlt wird. Quelle: dpa
Platz 20: MünsterIn Münster sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den letzten Jahren nur leicht gestiegen. Im Jahr 2007 lag der Preis pro Quadratmeter bei 2.374 Euro, 2012 waren es 2.664 Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 2,35 Prozent pro Jahr. Im nationalen Preisranking ist die westfälische Stadt damit nach unten gerutscht. 2007 war sie noch auf Platz 12 der teuersten Städte - heute schafft sie es gerade noch auf Platz 20. Quelle: dpa
Grundig-Villa in Baden- Baden Quelle: AP
Platz 18: RosenheimDie Preise steigen, vor allem in den Großstädten. Doch auch Käufer von Wohnimmobilien in Kleinstädten mussten in den vergangenen Jahren immer tiefer in die Tasche greifen. In der kleinen oberbayrischen Stadt Rosenheim stiegen die Preise von 2.448 Euro im Jahr 2007 auf 2.710 Euro im Jahr 2012. Dies entspricht einem jährlichen Anstieg von 2,05% in den letzten fünf Jahren. Quelle: Pressebild
Die lebensgrosse Figur des Literaturnobelpreistraegers Thomas Mann steht am 24. Jan. 2005 vor dem Buddenbrookhaus in Luebeck Quelle: AP
Illuminated boats are reflected in the river Spree after sunset in Berlin Quelle: dapd
Besucher nutzen am 03.06.2010 die Sonnenstrahlen für einen Spaziergang im Park Sanssouci in Potsdam. Quelle: dpa

Ich habe ein paar Tausend Euro übrig; soll ich mein Haus sanieren?

Für Eigennutzer - kurzum: Ja. Immobilienbesitzer dürfen davon ausgehen, dass Baumaterial und Handwerker eher teurer werden und sie wegen der weltweiten Niedrigzinsen nichts verdienen werden, wenn zu viel Geld weiter auf der hohen Kante liegt. Renovierungen und Verschönerungen am Häuschen hingegen sind nie sinnlos, denn sie verbessern in nachfrageschwachen Gegenden die Vermarktbarkeit, und auch in den Metropolen steigern sie den Wert. Wer nicht vorhat, zu verkaufen, der erfreut sich eben an niedrigeren Heizkosten oder dem schicken Bad. Für energetische Sanierungen gibt es außerdem noch günstige Kredite vom Staat. Wenn sich Gas, Öl und Strom auch weiterhin so rasant verteuern wie in den vergangenen Jahren, amortisiert sich auch Dämmen schneller - 10 bis 20 Jahre gehen aber je nach Maßnahme ins Land. Übertreiben lohnt nicht: Aus einem Altbau macht man kein Passivhaus, es sei denn, man sieht das als Selbstzweck an.  Rentieren wird es sich in der Regel aber nicht. Sinnvoll sind: Dach dämmen, neue Heizung, bessere Fenster, trockene Kellerwände. Für Kapitalanleger/Vermieter ist die Sache nicht so einfach. Es lohnt nicht, über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus Geld in die Sanierung eines Hauses zu stecken: Vermieter dürfen maximal elf Prozent der Kosten jedes Jahr auf die Mieten umlegen. De jure. De facto weigern sich viele Mieter schon gegen wesentlich moderatere Mieterhöhungen. Ob das den ganzen Ärger wert ist? (Stefan Hajek)

Lebensversicherungen abschließen oder kündigen?

Auf welche Argumente Kunden hereinfallen
Nur eine Minderheit der Altersvorsorge-Berater ist auch neutral und unabhängig. Ausschließlich die so genannten „Versicherungsberater“ beraten ihre Kunden individuell und in deren Interesse. Um ihre Neutralität und Unabhängigkeit zu gewährleisten, beziehen sie keine Provisionen von Versicherungen, sondern beraten Kunden auf Honorarbasis. Meistens wird dabei eine Stundensatzvergütung vereinbart. Deutschlandweit gibt es nur rund 200 Versicherungsberater. Die knapp 45.000 Versicherungsmakler sind zwar nicht vertraglich an eine oder mehrere Gesellschaften gebunden und können grundsätzlich frei zwischen den Versicherern und deren Tarifen wählen. Insoweit sind sie zwar unabhängig bei der Auswahl ihrer Angebote, erhalten aber Provisionen bei Vertragsabschluss von den Versicherern. Versicherungsvermittler sind Handelsvertreter, die von einem oder mehreren Versicherungsunternehmen beauftragt sind, deren Versicherungen zu vermitteln. Sie erhalten Provision, wenn der Kunde einen Vertrag abschließt. Mehr als 210.000 Vermittler gibt es in Deutschland.
Zahlreiche Zeitschriften, Institute, Anlegerbriefe und auch Internetseiten vergeben Siegel für angeblich empfehlenswerte Versicherer. In der Regel bilden solche Tests aber nicht den individuellen Fall ab. Welcher Versicherer und welcher Tarif für die Bedürfnisse des Kunden taugen, lässt sich nur für den Einzelfall ermitteln. Auch einige Vergleichsportale im Internet genießen einen schlechten Ruf, da manche Betreiber als Makler fungieren und von den Provisionen der Gesellschaften leben. Zudem ist eine Auswahl anhand von Bedingungskriterien oft nur höchst eingeschränkt oder dar nicht möglich.
Aktuell liegt der Garantiezins auf 1,75 Prozent. Das ist ein Rekordtief. Zum Vergleich: Zwischen Juli 1994 und Juni 2000 lag der Satz noch bei vier Prozent.Trotzdem sollten Kunden gut überlegen, ob sie tatsächlich eine Police brauchen und keinesfalls den erstbesten Tarif wählen. Der Garantiezins wird nicht für die Beiträge, sondern nur für den Sparanteil gewährt. Real liegt der Garantiezins ab dem nächsten Jahr je nach Kostenquote der Versicherer laut Bund der Versicherten zwischen etwas unter Null Prozent und 1,0 Prozent, wenn die Lebensversicherer ihre derzeitige Kostenstruktur so beibehalten. Damit dürfte die garantierte Summe in Zukunft sehr oft unterhalb der Inflationsrate liegen. Die Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil der Beiträge. Was letztlich übrig bleibt hängt daher auch an den Kosten für Abschluss und Verwaltung. Wegen der niedrigen Garantieverzinsung müssen Versicherte daher auf die Gewinnbeteiligung der Gesellschaften hoffen. Neben dem Garantiezins bestimmt vor allem die Überschussbeteiligung die Rendite. Da kann es je nach Gesellschaft große Unterschiede geben. Wenn der Vertrag endet, kommen noch ein Schlussbonus und eine Beteiligung an den stillen Reserven hinzu. Aus diesen Werten ergibt sich die Gesamtverzinsung. Die Renditen variieren je nach Laufzeit, unter dem Strich können Kunden durchschnittlich mit vier Prozent per Anno rechnen, zum Teil werden allerdings wohl nur etwa drei Prozent herauskommen.Noch wichtiger als der Blick auf die Zinsen ist die Konstanz des Sparers. Nur wenn der Versicherte bis zum Ende einzahlt, kann eine Lebenpolice sinnvoll sein. Wer das für sich nicht sicher garantieren kann, sollte nicht abschließen.
Vor allem die Kosten für Versicherer mit starkem Vermittlernetzwerk sind enorm. Bei vertriebsstarken Gesellschaften können sie bei der Vermittlung von privaten Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht etwa 12 bis 15 Prozent der Beiträge betragen. Die teuersten Gesellschaften verlangen sogar bis zu rund 22 Prozent. Bei Direktversicherern gehen gut sieben bis acht Prozent der Beiträge dafür drauf. Bei der Vermittlung von Kapitallebensversicherungen fallen die Kosten dagegen weit höher aus. Sie liegen laut BdV bei vertriebsstarken Versicherungsunternehmen bei etwa 20 bis 25 Prozent, zum Teil betragen sie sogar bis zu 30 Prozent. Die Kosten bei Direktversicherern hingegen betragen 16 bis 17 Prozent. "Die Höhe der Kosten ist ein wichtiger Faktor für die Höhe der Rendite“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Entsprechende Vergleiche von Analysehäusern wie etwa von Morgen & Morgen geben Auskunft über die Sätze. „Überdurchschnittlich teure Gesellschaften sollten Versicherte konsequent meiden“ sagt Rudnik.
Vor allem für kinderreiche Familien lohnt der Abschluss zumeist wegen der Zulagen, für Gutverdienende dagegen oftmals aufgrund der Steuervorteile. Trotzdem ist ein übereilter Abschluss nicht zu empfehlen. Über die Jahre kann ein schlechter Tarif mehr kosten als ein Jahr Förderung ausmacht. Und: Die persönliche Risikoneigung muss berücksichtigt werden, damit es bei Rentenbeginn keine negative Überraschung gibt. Aufgrund der hohen Kosten von Versicherungsangeboten ist dabei meistens ein Riester-Fonds- oder Banksparplan empfehlenswerter als eine Riester-Rentenversicherung, die nur gelegentlich bei günstigen Anbietern für Sparer bis etwa 40 Jahre in Frage kommen kann. Riester-Fondspolicen scheiden dagegen fast immer aus. Wichtig: Viele Personen erhalten keine unmittelbare Förderung, darunter Selbstständige, die freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung oder einer berufsständischen Versorgungseinrichtung versichert sind, Sozialhilfeempfänger und geringfügig Beschäftigte, die den Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung nicht durch eigene Beiträge aufstocken. Allerdings können auch nicht Förderberechtigte zumindest die Zulage bekommen, wenn ihr Ehepartner unmittelbar förderberechtigt ist und sie selber einen eigenen Riester-Vertrag abschließen.
Die Lebensversicherer sind gut durch die Krise gekommen. Trotzdem gibt es Risiken, wenn die Finanzkrise eskaliert und wichtige Staaten oder Banken Pleite gehen. Vergangenes Jahr hatten die deutschen Versicherer laut Standard & Poor`s rund 89 Prozent ihrer Investments in Bonds, Krediten und Bankeinlagen. Bei einem weltweiten Crash der Banken, Staaten und Finanzmärkte dürften weder Staatsgarantien noch die brancheneigene Rettungsorganisation Protektor  ausreichen, alle Gesellschaften und Einlagen zu retten. In einem solchen Fall wären aber auch alternative Anlagen betroffen.
Das Gesetz war bislang eindeutig: Seit den dreißiger Jahren ist eine Weitergabe der Provision an den Kunden untersagt. Laut Konkretisierung im  Versicherungsaufsichtsgesetz (§144a Absatz 1 Nr. 3 und Absatz 2VAG). sei ein Verstoß eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu hunderttausend Euro geahndet werden können. Ob das Gesetz weiterhin Bestand hat, wird sich aber noch klären. Ein aktuelles Urteil erlaubt Versicherungsvertretern, mittels Rabatt einen Teil ihrer Provision weiterzureichen (Verwaltungsgericht Frankfurt/Main Az. 9 K 105/11.F). Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Die Finanzaufsicht Bafin kann dagegen noch Rechtsmittel einlegen. In der Praxis geben Vermittler mit dem Hinweis auf Vertrauen und Verschwiegenheit immer wieder einen Teil ihrer Provision zurück – und riskieren damit eine Strafe.

Soll ich noch eine neue Lebensversicherung abschließen?

Den Euro-Crashtest bestehen Lebensversicherer nicht. Kehrten Euro-Staaten zu nationalen Währungen zurück, hätten Versicherer Währungsrisiken. Anlagen, die heute auf Euro lauten, würden morgen auf Lire oder Peseten umgestellt. Die D-Mark könnte um bis zu 40 Prozent auf- und Anlagen im Ausland entsprechend abwerten. 

Die Rechnung ginge so: Lebensversicherer haben gut 38 Prozent der 743 Milliarden Euro, die die Branche anlegt, im Ausland investiert. Macht 282 Milliarden. Werten ausländische Währungen nach einem Crash um 40 Prozent ab, müssen Versicherer rund 113 Milliarden Euro abschreiben. 

Obwohl Allianz-Chef Michael Diekmann an den Euro glaubt, legt er Kundengelder wieder national an: Französische Bonds für Franzosen, italienische für Italiener. "Kapitalanlagen und künftige Verpflichtungen sollen regional übereinstimmen", sagt er. Nur wer so anlegt, vermeidet nach dem Euro-Crash Wechselkursrisiken. 

Die Düsseldorfer Ergo simuliert in Modellrechnungen, wie sich Zinsen und Börsen im Crash entwickeln könnten. Ergebnis: Deutsche Anleihen gleichen Verluste aus Auslandsanlagen anfangs aus, da deutsche Papiere als Fluchtburg gelten. "Ergo könnte ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone aushalten, wenn das jeweilige Finanzsystem überlebt und etwa spanische Banken in Peseten nicht pleitegehen", sagt Daniel von Borries, der bei Ergo für die Kapitalanlage von 112 Milliarden Euro verantwortlich ist. 

Eine gute Nachricht wäre der Crash dennoch nicht. Versicherer halten Anleihen, bis sie fällig werden, am Ende gibt es 100 Prozent zurück, egal, wie hoch das Papier mal notierte. Weil die Hälfte der Anlagen in Bankpapieren steckt, potenzierten deren Probleme Verluste. Konsequenz: Die Finanzaufsicht BaFin könnte die Garantiezinsen kippen und Auszahlungen kürzen. Garantiert werden bei neuen Verträgen ohnehin nur 1,75 Prozent - auf den Sparanteil, den der Versicherer nach Kosten anlegt. Solange es keinen klaren Kurs für die Lösung der Schuldenkrise gibt, sollten Anleger von Neuanlagen Abstand nehmen. (Annina Reimann)

WirtschaftsWoche Online Euro Spezial

Soll ich meine alte Lebensversicherung kündigen, weil die immer weniger Zins bringt ?

Wer panikartig kündigt, hat schon verloren. Der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Lebenspolice lag zwischen Sommer 1994 und 2000. Da gab es vier Prozent Zinsen im Jahr, garantiert. Wer vor 2005 in eine Lebensversicherung investierte, nimmt ab einer Laufzeit von zwölf Jahren die Erträge immer noch steuerfrei mit. Wer später einstieg, muss die Hälfte mit dem persönlichen Satz versteuern. Auch sind bei alten Policen die Vermittler-Provisionen längst bezahlt. Entspannt zurücklehnen können sich Versicherte dennoch nicht: Die versprochenen Zinsen zu erzielen wird immer schwerer. 

Die Finanzaufsicht BaFin meint, dass Lebensversicherer den Garantiezins trotz niedriger Zinsen noch 15 Jahre zahlen können. Reich wird man so nicht. Da Alternativen fehlen, sollten Kunden Policen mit alten Vorteilen nicht kündigen.  Eher ist es ratsam, gerade bei in absehbarer Zeit fällig werdenden Policen Beiträge zu senken oder den Vertrag beitragsfrei zu stellen. (Annina Reimann)

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%