Euro-Krise So bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit

Die Euro-Krise lässt Banken wackeln und die Immobilienpreise in die Höhe schießen. An den Börsen herrscht ein hektisches Auf und Ab. Was Sie als Anleger, Hausbesitzer oder Sparer jetzt wissen müssen.

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Wie kann ich mein Erspartes retten?

Die Verschnaufpause war nur kurz. Nach dem verbalen Einsatz von EZB-Präsident Mario Draghi („Der Euro ist unumkehrbar“) kletterten Europas Börsen nach oben. Der Dax erreichte gar ein 13-Monats-Hoch und stieg zeitweise auf über 7470 Punkte. Auch die Renditen der Euro-Sorgenkinder bewegten sich in die gewünschte Richtung – nach unten. Doch die Jubelstimmung ist vorbei: Spanien muss inzwischen für zehnjährige Anleihen wieder über sechs Prozent Rendite bezahlen. Auch auf dem Börsenparkett in Frankfurt hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Schuldenkrise in Europa mit allen ihren bedrohlichen Folgen noch längst nicht vorbei ist.

Im Gegenteil: Spanien und Italien kommen nicht aus der Krise. Gut möglich, dass beide Länder in einer koordinierten Aktion zeitgleich unter den Rettungsschirm schlüpfen. Dessen Hilfe wird Griechenland noch Jahre brauchen. Dass das Land 2017 an die Kapitalmärkte zurückkehren kann, glaubt – außer der hellenischen Regierung – niemand.

Die Verunsicherung ist groß: bei Anlegern, Steuerzahlern und Sparern. Wo ist das Geld jetzt noch sicher? Müssen Anleger jetzt Gold kaufen, ihre Lebensversicherung kündigen, Euro horten? Wir beantworten die drängendsten Fragen rund um Ihr Kapital.

WirtschaftsWoche Online Euro Spezial

Bieten Aktien jetzt Chancen?

Die Optimisten an der deutschen Börse wähnen sich noch auf einer Insel der Glückseligen. Doch die vage Hoffnung, die deutsche Konjunktur und damit die deutschen Unternehmen und deren Aktien könnten sich vom Rest der Welt abkoppeln, könnte sich als trügerisch erweisen. Der ifo-Index als wichtiges Konjunkturvorlaufbarometer legte gerade den fünften Negativ-Monat in Serie hin. Von erwarteten zweistelligen Gewinnsteigerungen für dieses Jahr sind die Dax-Unternehmen schon nach der Vorlage der Zahlen zum Halbjahr im Durchschnitt weit entfernt. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass auch noch die globale Konjunktur kippt.

Der größten Volkswirtschaft USA war bereits im ersten Quartal die Puste ausgegangen. Sie wuchs nur noch mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im letzten Quartal 2011 Die USA sind der zweitwichtigste Exportpartner deutscher Unternehmen, nach Frankreich. 40 Prozent aller Ausfuhren Deutschlands gehen in der Euro-Zone. Und dort sieht es düster aus. Die Arbeitslosigkeit ist hoch wie nie, wichtige Konjunkturindizes sind auf dem niedrigsten Stand seit dem Katastrophenjahr 2009.

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Aussicht auf Besserung: Fehlanzeige. Bliebe noch China als vielfach erhoffter Rettungsanker. Doch die jetzt zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte 2012 mit der schwächsten Rate seit 1999 wachsen - und damit kaum in der Lage sein, mauere Geschäfte deutscher Unternehmen in der Euro-Zone und den USA aufzufangen. Auch die Hoffnungsländer Indien und Brasilien schwächeln deutlich; Russland steht wegen des Verfalls der Rohstoffpreise unter Druck. Kurstreiber sind einzig die massiven Geldspritzen der Notenbanken.

Wie lange die die Börse oben halten können, kann niemand ernsthaft beantworten. Getrieben werden sie aktuell fast ausschließlich von den Geldspritzen der Notenbanken. Anleger sollten ihre Aktienpositionen halten, für den Dax aber Stoppkurse bei rund 6700 Punkten legen - wenn die unterschritten werden, ist dies ein Ausstiegssignal. (Christof Schürmann)

Ist mein Geld in Anleihen sicher?

Anleger, die Zinspapiere kaufen, erwarten eine Rendite oberhalb der Inflation; sie erhoffen sich eine hohe Rückzahlungswahrscheinlichkeit und die Chance, während der Laufzeit auch verkaufen zu können. Nur wenn alle drei Kriterien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erfüllt sind, ist eine Anleiheinvestition lukrativ. 

Nahezu alle Papiere, die recht sicher zurückgezahlt werden dürften, bieten aber heute über eine Laufzeit von fünf, sechs Jahren keinen Inflationsausgleich.  Selbst Unternehmensbonds rentieren kümmerlich. Wer mehr als die derzeitige Preissteigerung von zwei Prozent erzielen will, muss schon zu sehr langen Laufzeiten greifen - mit dem Risiko, dass über 10 bis 15 Jahre die Inflation deutlich höher liegt als aktuell und der Inflationsausgleich doch nicht gelingt. Oder Anleger greifen zu Hochzinsbonds, bei denen jedoch ein Totalverlust mit einkalkuliert werden muss und damit wiederum eines der drei Grundkriterien verletzt ist.

Weiteres Problem: Sollte der Euro platzen, ist es fraglich, was eine Euro-Investition in einigen Jahren bei Rückzahlung noch wert ist. Das gilt insbesondere für Papiere von Unternehmen innerhalb der Euro-Zone, aber außerhalb Deutschlands. Eine kräftige Abwertung ihrer eigenen neuen Währung könnte große Probleme für die Rückzahlung in härteren Euro mit sich bringen. Auch wenn der Euro nicht mehr existierte, würde er als Währung bei alten Wertpapieren bis zu deren Fälligkeit fortgeführt. Bliebe noch der Ausweg über fremde Währungen.  Aber selbst wenn Anleger mit diesen höheren Zinsen erwirtschaften können, wie etwa dem Austral-Dollar, drohen Währungsverluste: Würde die D-Mark wieder eingeführt, dürfte diese aufwerten und der Verlust der Fremdwährung die Zinsgewinne übersteigen. Auch deshalb kaufen ausländische Großinvestoren Bundesanleihen. Bei null Prozent Zinsertrag für zwei- und 1,6 Prozent für zehnjährige Bundespapiere ist dies für heimische Anleger kein Geschäft. (Christof Schürmann)

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