Wie entsteht Inflation - und warum ist sie schädlich?
Inflation entsteht, wenn zu viel Geld im Umlauf ist. Schon der Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman wusste, dass „Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen ist“. Ein Übermaß an Geld erhöht zunächst die Kaufkraft und die Nachfrage der Konsumenten. Die Unternehmen weiten daraufhin ihre Produktion aus. Sobald ihre Kapazitäten ausgelastet sind, erhöhen sie ihre Preise. Wegen der gestiegenen Nachfrage können sie die teureren Güter absetzen.
Die Verbraucher erkennen, dass sie für ihr Geld auf ihrem Gehaltszettel immer weniger kaufen können. Ihr Vertrauen in die Stabilität der Währung bröckelt, ihre Inflationserwartungen steigen. Die Gewerkschaften setzen kräftige Lohnerhöhungen durch, denn den Unternehmen geht es ja prächtig. Die gestiegenen Lohnkosten geben die Betriebe weiter, indem sie erneut die Preise erhöhen. Da nicht alle Preise gleichzeitig und gleich stark steigen, verzerrt die Inflation das Preisgefüge. Das erschwert das Investitionskalkül der Unternehmen. Es kommt zu Fehlinvestitionen, die das langfristige Wachstum bremsen.
Weil die Unternehmer wegen der Geldentwertung den realen Ertrag von Investitionsprojekten über längere Zeiträume kaum noch kalkulieren können, stecken sie ihr Geld lieber in Immobilien und Gold. Die Preise für Vermögensgüter beginnen ebenfalls zu steigen.
Woher rührt die Angst vor Inflation?
Die EZB druckt zu viel Geld. Seit Beginn der Währungsunion ist die Geldmenge M3, zu der unter anderem täglich verfügbare Bankeinlagen und Bankforderungen mit Laufzeiten bis zu zwei Jahren zählen, deutlich stärker gestiegen als die Wertschöpfung: Das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone wuchs im Schnitt jährlich um 1,4 Prozent, dagegen legte M3 um 6,2 Prozent zu. Solch ein Auseinanderklaffen von Geld und Gütermenge hat historisch fast immer zu Geldentwertung geführt.
Noch bedrohlicher ist die Entwicklung des Basisgelds, also der Summe aus Bargeld und Bankeinlagen bei der EZB: Es hat sich seit 2008 auf 1,8 Billionen Euro verdoppelt. Seit Beginn der Schuldenkrise pumpt die Zentralbank unvorstellbar viel Geld ins System: Sie vergibt unbegrenzt Kredite an Geschäftsbanken und hat so Forderungen von 1,5 Billionen Euro angehäuft. Zusätzlich haben die Währungshüter Anleihen im Wert von mehr als 280 Milliarden Euro aufgekauft.
Und das könnte nach den jüngsten Beschlüssen der EZB zur Euro-Rettung erst der Anfang sein. Michael Schubert, Analyst bei der Commerzbank, rechnet damit, dass die EZB noch mal mindestens so viele Anleihen kauft wie bisher. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa-Goldhandel, erwartet sogar, dass sie an die Billionengrenze stößt. Die Zentralbanken würden dann auch Anleihen von Privatleuten kaufen. „Die Anleger werden das Geld vor allem für Immobilien ausgeben – und die Vermögenspreisinflation anheizen.“