EZB Die größte Bad Bank der Welt

Bei ihrem Aufkauf von Kreditverbriefungen geht es der EZB erneut nur um die Rettung von Pleitebanken. Mit Geldpolitik hat das nichts zu tun.

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EZB-Gebäude Quelle: dpa

Das ging ja schnell. Anfang September machte wiwo.de („Die EZB wird zum Inkassobüro“ ) auf die prekäre Lage des zyprischen Bankensystems aufmerksam. Wir vermuteten damals, dass der Schrott aus zyprischen Bankenbilanzen über ABS-Ankäufe irgendwann in der EZB-Bilanz landen wird. Das passiert nun schneller als gedacht. Die EZB startet von sofort an mit dem Kauf zyprischer Ramschpapiere.

Anlässlich der offiziellen Ankündigung des Programms hieß es zwar noch, die EZB werde nur qualitativ hochwertige Asset Backed Securities (ABS) ankaufen. Doch keine vier Wochen später will EZB-Präsident Mario Draghi auch Ramschanleihen im Tausch gegen frisch gedruckte Euro akzeptieren – ganz ohne Garantien.

Überraschend kommt das nicht. Schließlich geben die Märkte in der Eurozone nicht das benötigte Volumen qualitativ hochwertiger ABS her, zumindest nicht auf kurze Sicht. Das wusste auch die EZB. Die Ausweitung des ABS-Programms auf Ramschanleihen war deshalb ziemlich vorhersehbar. Dieser Markt dürfte dann wohl ausreichen, um die Bilanz der EZB in dem gewünschten Ausmaß um gut 1000 Milliarden Dollar auf über 3000 Milliarden Euro auszuweiten. Die Alternativwährung Gold in Euro wird wohl nicht mehr stark nachgeben.

Reaktionen auf EZB-Zinssenkung und Wertpapierkäufe

Im Kern geht es bei dem ABS-Programm erneut um die Rettung insolventer europäischer Banken und Staaten, weniger um die Stimulierung der Konjunktur durch eine Ankurbelung der Kreditnachfrage. Die Schuldenorgie von Staaten, Unternehmen und Privaten sowie die heillos zerstörten Bankenbilanzen haben den monetären Transmissionsmechanismus in der Eurozone längst und auf Dauer außer Kraft gesetzt. Auch das wissen die Frankfurter Währungshütchenspieler. Der einzige Zweck der unkonventionellen Maßnahmen der EZB war und ist es, ein mehrere Hundert Milliarden Euro schweres Sicherheitsnetz für zyprische, griechische und andere de facto unverkäufliche und wertlose Kreditforderungen in der Eurozone aufzuspannen und – wenn irgend möglich – in der eigenen Bilanz zu vergraben. Die EZB wird zur größten Bad Bank der Welt.

Systemrisiken dramatisch erhöht

Die Vorstellung, dass sich durch den Tausch von Geld gegen Ramsch die Kreditvergabe und -nachfrage in der Eurozone ankurbeln lässt, ist natürlich naiv. Das neue Programm wird ebenso wenig funktionieren wie alle nutzlosen und fehlgeschlagenen Programme zuvor – aus den gleichen strukturellen Gründen. Sollte die EZB einen Verbriefungsboom in der Eurozone auslösen, würden sich die Risiken bei einem Ankauf der Papiere durch Versicherungen und andere Kapitalsammelstellen von den Banken hin zu weniger informierten Marktteilnehmern verschieben. Das passierte in den USA vor dem Ausbruch der Finanzkrise. Schon mit ihren bisherigen Maßnahmen hat die EZB die Systemrisiken in der Eurozone dramatisch erhöht. Mit LTRO hat sie die größte Staatsanleihenblase der Welt aufgepumpt. TLTRO und das ABS-Programm werden ebenfalls unbeabsichtigte Konsequenzen nach sich ziehen.

Aktuelles Beispiel ist etwa der negative Zins von minus 0,2 Prozent auf die von den Geschäftsbanken bei der EZB gehaltenen Reserven. Kaum eingeführt, zeigt der Geldmarkt in der Eurozone schon Auflösungserscheinungen. Davor warnt auch Standard & Poor’s. Die Ratingagentur erwägt die Herabstufung von europäischen Geldmarktfonds, sollten die Mittelabflüsse zunehmen. Normalerweise können Anleger mit Geldmarktfonds kein Geld verlieren. Aber die EZB macht’s möglich. In europäischen Geldmarktfonds stecken rund 500 Milliarden Euro, überwiegend angelegt in qualitativ hochwertigen kurz laufenden Unternehmens- und Staatsschulden. Fällt diese Finanzierungsquelle aus, wird sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone noch weiter abschwächen.

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