EZB Draghi-Aussagen treiben Euro und drücken Aktien

Der Konjunkturaufschwung im Währungsraum gewinnt aus Sicht von EZB-Präsident Mario Draghi immer mehr an Kraft. Seine Aussagen trieben damit den Euro und Aktien an.

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EZB-Chef Mario Draghi  blickt zuversichtlich auf die Euro-Konjunktur. Quelle: dpa

Spekulationen auf eine straffere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben den Euro am Dienstag angeschoben. Er verteuerte sich mehr als einen US-Cent und war mit 1,1304 Dollar zeitweise so teuer wie zuletzt vor etwa zehn Monaten. Weil dadurch Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig werden, büßten Dax und EuroStoxx50 jeweils ein knappes Prozent auf 12.671,02 und 3538,10 Punkte ein. An der Wall Street drückten erneute Gewinnmitnahmen bei Index-Schwergewichten wie Apple oder Microsoft Nasdaq und S&P 500 bis zu 0,3 Prozent ins Minus.

Zudem lastete eine Prognosesenkung von Schaeffler auf der Stimmung der Europa-Anleger. Die Aktien des Autozulieferers brachen um bis zu 13,7 Prozent ein - so viel wie noch nie. Wegen gestiegenen Preisdrucks senkte das Unternehmen sein Ziel für die operative Umsatzrendite. "Schaefflers Gewinnwarnung feuert die Debatte über die Widerstandskraft der Autozulieferer-Margen wieder an, während wir auf den Höhepunkt des Konjunkturzyklus zusteuern", schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies. Schaeffler-Titel schlossen 12,8 Prozent im Minus bei 12,51 Euro. In ihrem Sog verloren Konkurrenten wie GKN, Contintental, ElringKlinger, Valeo, oder Faurecia bis zu 4,3 Prozent.

Ermutigende Konjunktur-Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi wurden am Markt als eine gewachsene Bereitschaft der Europäischen Zentralbank zur Straffung der Geldpolitik gedeutet. Bei einer Notenbank-Konferenz sagte Draghi, alle Zeichen deuteten auf eine Festigung und Verbreiterung der Erholung in der Euro-Zone hin. Faktoren, die die Inflation drückten, seien vor allem temporär. "Das ist ein klares Indiz, dass die EZB bereit ist, ihre geldpolitischen Konjunkturhilfen früher herunterzuschrauben als erwartet", sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Online-Broker Forex.com.

Derzeit pumpt die Notenbank durch Anleihekäufe monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte. Spekulationen auf eine baldige Drosselung des sogenannten Quantitative Easing (QE) trieb die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,31 von 0,249 Prozent. "Es bleibt aber die Frage, ob die Euro-Zone ohne die Unterstützung durch QE überleben würde", sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital.

Mit Spannung warteten Börsianer zudem auf einen Auftritt von US-Notenbankchefin Janet Yellen, von der sie sich Hinweise auf den Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen erhoffen. "Sollte die Fed – entgegen der allgemeinen Erwartungen – ihren Zinserhöhungszyklus schon im September fortsetzen, könnte der Markt genau das als starkes Zeichen interpretieren, dass die US-Notenbank das aktuelle Tempo der Zinserhöhungen auch in Zukunft beibehält", sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Am Aktienmarkt rückte auch Stada ins Rampenlicht, nachdem die 5,3 Milliarden Euro schwere Übernahme des Arzneimittel-Herstellers durch zwei Finanzinvestoren gescheitert war. Bain und Cinven wollen den Deal Insidern zufolge aber noch retten. DZ Bank-Analyst Thomas Maul bezeichnete einen neuen Anlauf aber als wenig wahrscheinlich. Denkbar seien Angebote anderer Finanzinvestoren wie Advent oder Permira sowie von Shanghai Pharma. Stada-Papiere verloren 3,7 Prozent.

Unter Druck geriet auch die Deutsche Telekom, deren Titel sich um 2,3 Prozent verbilligten. Insidern zufolge liegen die Bemühungen zu einer Fusion der Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint in den Vereinigten Staaten auf Eis. Dieser verhandele stattdessen exklusiv mit den US-Kabelfirmen Charter und Comcast. Die Aktien von T-Mobile gaben daraufhin an der Wall Street 1,7 Prozent nach. Comcast und Charter fielen um jeweils 0,4 Prozent. Sprint-Papiere legten dagegen 5,4 Prozent zu.

Alphabet büßten 1,1 Prozent ein. Die EU brummt der Google-Mutter wegen Missbrauchs von Marktmacht eine Rekordstrafe von 2,42 Milliarden Euro auf und droht mit weiteren Verfahren. Google wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, rechtliche Schritte gegen den Beschluss aus Brüssel zu erwägen.

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