EZB Mario Draghi darf sich nicht an die Inflationsrate klammern!

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Draghi warnt vor Abwärtsspirale

Mario Draghi dagegen warnt vor gefährlichen Zweitrundeneffekten des Preisverfalls am Ölmarkt. Dabei gehe es nicht mehr um ein kurzfristiges Phänomen, es bestehe also die Gefahr, dass so eine wirtschaftliche Abwärtsspirale in Bewegung gesetzt wird. Es wäre beunruhigend, so Draghi, dass der Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Ölpreis weiter zugenommen hätte.

Im März stellt die EZB ihre neue Inflationsprognose vor. Aktuell sieht es so aus, als müsste sie diese nach unten korrigieren. Bisher erwarten die Zentralbank-Volkswirte eine Teuerung von 1,0 Prozent für das laufende Jahr. Revidieren sie ihre Prognose nach unten, erleichtert das für Draghi die Rechtfertigung einer noch expansiveren Geldpolitik.

Der Kampf der EZB gegen die Krise

„Die EZB läuft Gefahr, Hoffnungen zu wecken, die sie nicht erfüllen kann“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Notenbank solle sich lieber in Demut üben und den Finanzmärkten zeigen, dass sie nicht allmächtig ist.

Ein zu starker Fokus der EZB auf die reine Inflationsrate wäre in jedem Fall falsch. Vielmehr sollte sie positive Entwicklungen wie die gestiegene Kreditvergabe in der Euro-Zone stärker bewerten. Diese zeigt, dass Maßnahmen greifen. „Schub für die Wirtschaft kommt eher vom tiefen Ölpreis, nicht so sehr von der Geldpolitik“, sagt Holger Sandte, Europa-Chefvolkswirt bei Nordea.

Schon jetzt ist der Konsum einer der Treiber des Aufschwungs. Die Verbraucher sparen bei den Benzinpreisen und können so mehr konsumieren, energieabhängige Unternehmen produzieren günstiger und könnten investieren. So ein Kreislauf braucht keine expansivere Geldpolitik, bei zuletzt steigenden Löhnen ist die Deflationsgefahr nicht akut.

Leider ist es für eine abwartende Haltung seitens der EZB wohl schon zu spät. Mario Draghi hat mit seinen mehrfachen Satz-Wiederholungen mal wieder eine Erwartungshaltung der Märkte erzeugt. Liefert die Notenbank im März nicht und lockert ihre Geldpolitik erneut, in dem sie möglicherweise auch ihr Anleihekaufprogramm ausbaut, dann werden die Märkte erneut bitter enttäuscht sein. Schon im Dezember machte sich Ernüchterung breit, als Mario Draghi „nur“ den Einlagenzins auf minus 0,3 Prozent senkte und das Anleihekaufprogramm nur verlängerte, anstatt es auszuweiten.

Insgesamt wäre es wohl besser gewesen, Mario Draghi hätte auf seinen Kommunikationskurs verzichtet.

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