EZB-Vermögensbericht Sind die Zyprer wirklich reicher als die Deutschen?

Die Daten sind brisant. Laut einer Vermögensstudie der EZB sind die Haushalte der südeuropäischen Krisenländer deutlich reicher als die Deutschen. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen.

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Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Ist ein Land fast pleite, sagt das wenig über den Reichtum seiner Bewohner aus. Das zeigt die am Dienstag veröffentlichte Vermögensstudie der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn die Menschen in europäischen Krisenländern wie Zypern oder Spanien sind demnach deutlich reicher als Bürger in Deutschland. Während deutsche Haushalte im Schnitt auf ein Vermögen von rund 51.400 Euro netto kommen, haben Zypern und Co. stattliche Summen aufzuweisen. Die Bürger des bankrotten Inselstaates haben es sogar auf Platz 2 in Europa geschafft - reicher sind nur die Einwohner Luxemburgs. Das mediale Nettovermögen eines Zyprioten liegt immerhin bei rund 266.900 Euro.

Zusammen mit den nationalen Notenbanken wollte die EZB herausfinden, wie die Haushalte in der Euro-Zone leben und welche finanziellen Möglichkeiten sie haben. Da Vermögen sehr ungleich verteilt sind, geben die Werte nicht den Durchschnitt an, sondern den Median. Dafür wird das Vermögen der einzelnen Haushalte der Höhe nach sortiert, der Median liegt dann genau in der Mitte. Bei Berechnung des Durchschnittsvermögens wären die wenigen Haushalte mit hohen Vermögen überproportional gewichtet worden, auch besonders niedrige Vermögen wären stärker berücksichtigt worden. Für die Studie wurden Daten von mehr als 62.000 Haushalten in 15 Euroländern untersucht. Bereits im März hatte die Bundesbank den deutschen Teil der Studie vorab veröffentlicht.

Doch warum sind die Bewohner der Peripheriestaaten im Süden so viel vermögender als die Deutschen? Ein Blick in die Statistiken der EZB gibt ein paar Hinweise.

Demnach liegt das mediale Nettovermögen in der Euro-Zone insgesamt bei 109.200 Euro. Deutschlands Haushalte liegen weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, nur die Bevölkerung der Slowakei verfügt mit 61.200 Euro über ein ähnlich niedriges Nettovermögen. Gleichzeitig verdeutlichen die Zahlen, dass die Höhe des Vermögens in Deutschland stark von der Haushaltsgröße abhängt. Während sowohl Zwei- als auch Vier-Personen-Haushalte auf ein mediales Nettovermögen von knapp über 100.000 Euro kommen, sind es bei fünf oder mehr Personen nur 79.300 Euro, bei drei Personen gar nur 56.100 Euro. In Zypern dagegen steigt das Nettovermögen der Haushalte mit zunehmender Personenzahl an.

Experten kritisieren, dass die unterschiedliche Haushaltsgröße in den Ländern der Euro-Zone verzerre. Nirgendwo in Europa leben so wenige Menschen in einem Haushalt wie in Deutschland. Hierzulande teilen sich im Schnitt zwei Menschen ein Haushaltseinkommen. In Spanien (2,7), Zypern (2,8) und Malta (2,9) sind es deutlich mehr: In Deutschland verteilt sich das Haushaltsvermögen daher auf weniger Menschen als in Malta. Auffällig ist auch, dass in Deutschland das durchschnittliche Nettovermögen mit rund 195.200 Euro deutlich über dem medialen liegt. Das deutet auf eine ungleiche Verteilung der Vermögen hin.

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