EZB-Zinsentscheid Warum Draghis Maßnahmenfeuerwerk so riskant ist

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Gefährliche Kreditblase

3. Banken-Finanzierung durch TLTROs

Was macht die EZB?

Die Notenbank bringt erneut Langfrist-Kredite für Banken zu Schnäppchenpreisen auf den Markt. Die gezielten langfristigen Refinanzierungsoperationen (TLTROs) können von Europas Banken ab Juni abgerufen werden. Sie sollen eine Laufzeit von vier Jahren haben und werden zu Mini-Zinsen erhältlich sein. Der Zins, welchen die Bank über die gesamte Laufzeit zahlt, richtet sich nach den jeweiligen Leitzinsen, liegt also gerade bei null. Hinzu kommt eine Art Bonusprogramm, welches Mario Draghi einführen will. Je mehr Kredite eine Bank laut ihrer Bilanz vergibt, desto günstiger soll sie die TLTROs bekommen. Der niedrigste mögliche Zins, so Draghi, sei der Einlagezins.

Was war vorher?

Die EZB hat bereits einmal beschlossen, solche Tender-Kredite an Banken ausgegeben, zuletzt im Sommer 2014. Diese können von den Banken noch bis März dieses Jahres abgerufen werden. Die neuen TLTROs II werden ab Juni verfügbar sein.

Was will die EZB damit erreichen?

Die Notenbank will Banken in der Euro-Zone eine langfristige Finanzierungssicherheit geben. Mit der Bonusregelung will sie zudem dafür sorgen, dass die Geldpolitik in der Realwirtschaft ankommt. Banken sollen also das billige Geld nicht einfach in ihren Bilanzen lagern, sondern es in Form von Krediten an die Verbraucher und die Unternehmen in der Euro-Zone weitergeben.

Was bringt das?
Die Wirkung dieses Instruments dürfte zumindest fraglich sein. Schon die vergangenen TLTROs wurden von den Geldinstituten deutlich weniger nachgefragt, als es noch bei den ersten Tendern der Fall war, welche Draghi während der Finanzkrise verteilte. Draghis Ziel, die Kreditvergabe anzukurbeln, ist zwar ehrenwert, muss aber hinterfragt werden.

Der Instrumentenkasten der EZB

Zum einen sind die Unternehmen der Euro-Zone weiterhin damit beschäftigt, Schulden und vor allem Überkapazitäten abzubauen. Mit seinem Maßnahmenstrauß hat Draghi zudem nicht unbedingt dafür gesorgt, dass das Vertrauen der Unternehmen in die wirtschaftliche Erholung steigt. Angesichts der Unsicherheit dürften viele eher abwarten, als zu investieren. Selbst wenn die Banken Kredite anbieten, werden diese im Zweifel also gar nicht nachgefragt.

Und das ist auch gut so, finden zumindest einige Ökonomen. Der Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe, Alexander Krüger, befürchtet, dass die Weltkonjunktur ihre besten Tage hinter sich hat. Gründe für eine deutliche Wachstumsbelebung sieht er nicht. „In so einem Umfeld ist es für den Euro-Raum gut, dass die Kreditnachfrage nicht kräftig steigt“, sagt Krüger. Käme es zu einem Kreditboom, drohten reihenweise Darlehen auszufallen, erklärt der Ökonom. Schon jetzt warnen sogar Bankchefs davor, die Institute würden zu riskante Kredite vergeben. Im schlechten Fall riskiert Draghi mit seiner Maßnahme also eine gefährliche Kreditblase.

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