Feindlicher Angriff Berlusconi bangt um sein Medienimperium

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Die neue Regierung ist auf Berlusconi angewiesen

Vivendi und Mediaset liegen seit Monaten im Streit, nachdem die Franzosen die Details einer vereinbarten Allianz neu aushandeln wollten. Eigentlich wollten die Unternehmen eine gemeinsame Plattform zum weltweiten Vertrieb von TV-Inhalten schaffen - in französischen Medien war von einem „europäischen Netflix“ die Rede.

Jetzt können italienische Kommentatoren nicht genug Kriegsrhetorik auffahren, um das Manöver zu beschreiben: Von einem „Blitzkrieg“, einer „Offensive“ und „Annektierung“ ist die Rede. Es wird befürchtet, dass sich Frankreich weiter in großem Stil in Italien einkauft. Unternehmen wie die Luxushäuser Bulgari und Fendi oder der Molkereiriese Parmalat gehören bereits zu französischen Konzernen. Vivendi ist bereits bei der Telecom Italia Großanteilseigner.

„Unser Land hat nicht nur die Pflicht, die strategischen öffentlichen Güter zu schützen, sondern auch die großen Unternehmen vor der Finanz-Kolonialisierung“, erklärte die Generalsekretärin des Gewerkschaftsbundes Cisl, Annamaria Furlan, zum Fall Mediaset.

Es sind politisch und wirtschaftlich heikle Zeiten in Italien. Die Wirtschaft lahmt seit Jahren. Die Regierung von Ex-Premier Matteo Renzi ist gerade erst über das Verfassungsreferendum gestürzt. Die Mannschaft von Renzis Nachfolger Paolo Gentiloni muss sich vorrangig um die Bankenrettung kümmern und ist für viele nur eine Übergangsregierung bis zu den nächsten Wahlen, die im Sommer stattfinden könnten. Und genau da kommt wieder Berlusconi ins Spiel.

Denn die neue Regierung könnte auch auf Berlusconis Unterstützung angewiesen sein. Vor allem beim Aushandeln eines neuen Wahlgesetzes, das eine Prämisse für Neuwahlen ist.

Offiziell heißt es zwar, man müsse sich für Unternehmen „strategisch entscheidender Sektoren“ einsetzen, und dazu gehöre der Medienkonzern. Die Opposition wittert aber politische Spielchen hinter dem Einsatz. „Warum hat die Regierung nichts gemacht, als Vivendi eine feindliche Übernahme bei Telecom Italia versucht hat? Und jetzt greift sie ein, um Mediaset zu unterstützen?“, fragte der Abgeordnete der Fünf-Sterne-Partei, Danilo Toninelli. „Die Regierung sollte immer eingreifen, um die italienischen Unternehmen zu schützen, nicht nur wenn Interessen verschiedener Art im Spiel sind.“

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