Flüchtlingskrise Österreich und Balkan-Länder wollen Zustrom drosseln

Auf einer Konferenz in Wien haben Österreich und die Balkan-Länder ein Maßnahmenpaket beschlossen, das den Flüchtlingszustrom reduzieren soll. Kritik gab es für die deutsche Position in der Flüchtlingskrise.

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Werden die Asylbewerber von heute die Armen von morgen? Wenn die Politik versagt, wird das so kommen, warnt Harald Löhlein vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.
von Max Haerder

Österreich und die Balkan-Länder ziehen in der Flüchtlingsfrage künftig an einem Strang. Die Innen- und Außenminister von insgesamt zehn Ländern, durch die die sogenannte Balkan-Route läuft, einigten sich am Mittwoch auf einer Konferenz in Wien auf ein gemeinsames Vorgehen zur Reduzierung des Zustroms von Migranten. Dies sei nötig, "denn die Flüchtlingsfrage kann zu einer Überlebensfrage der EU werden", sagte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nach dem Treffen mit ihren Amtskollegen. Europa stehe vor der "größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg".

Die Konferenz-Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass es nationale Maßnahmen brauche, um eine Überforderung der einzelnen Länder zu vermeiden, sagte Österreichs Außenminister Sebastian Kurz. Daher sei ein Maßnahmenpaket beschlossen worden, das beim Treffen der EU-Innenminister am Donnerstag präsentiert werden soll.

Reaktionen zu möglichen Grenzschließungen

Demnach wollen die Länder nur noch schutzbedürftige Personen aufnehmen. Menschen mit gefälschten Dokumenten sollen strikt abgewiesen werden. Zudem sollen Mindeststandards zur Registrierung der Flüchtlinge eingeführt werden, damit die Personendaten nicht in jedem Land einzeln aufgenommen werden müssen. Zudem sei beschlossen worden, Mazedonien künftig mit der Entsendung von Polizisten an die Grenze zu unterstützen, sagte Mikl-Leitner.

Neben dem Gastgeber nahmen an der Konferenz Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien teil. Griechenland war nicht eingeladen, was im Vorfeld für Kritik sorgte. Österreichs Außenminister verteidigte die jährlich stattfindende Konferenz als "bestehendes und erprobtes Format". "Zum andern ist es so, dass es nicht gerade an gemeinsamen Sitzungen mangelt, sondern es mangelt uns am gemeinsamen Willen der EU den Zustrom zu reduzieren", sagte Kurz.

Die Kritik Deutschlands am Vorgehen Österreichs, wies Mikl-Leitner erneut zurück. "Deutschland muss sich entscheiden, welche Signale es senden will", sagte sie. Es könne nicht sein, dass einerseits Griechenland die Politik der offenen Türen zugestanden werde und andererseits von Österreich gefordert werde, alle, die nach Deutschland wollten, zu stoppen. Deutschland müsse sich für eine Strategie entscheiden.

Österreich hatte in der Vorwoche eine tägliche Obergrenze zur Aufnahme von Asylbewerbern eingeführt. Das Land akzeptiert an seiner Südgrenze nur noch 80 Asylanträge pro Tag und will täglich höchstens 3200 Flüchtlinge durchreisen lassen. Der Beschluss, den die EU-Kommission als illegal bezeichnet hat, löste eine Reihe weiterer Maßnahmen von Staaten entlang der Balkanroute aus. Am österreichisch-slowenischen Grenzübergang in Spielfeld kamen laut Polizeiangaben seit Dienstag keine Flüchtlinge mehr an. Am Montag wurden dort noch insgesamt 600 Migranten gezählt.

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