Im Falle allgemeiner Visabeschränkungen für russische Bürger wäre in diesen Ländern auch noch der Tourismussektor erheblich betroffen. Im Falle Griechenlands kommen beispielsweise bereits rund fünf Prozent der Besucher aus Russland.
Schon bislang haben die Kapitalmärkte sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa auf Hiobsbotschaften aus dem Dreieck Kreml – Kiew – Krim mit einer Flucht in die bekannten vermeintlichen „Sicheren Häfen“ reagiert. Vor allem US-Treasuries und Bonds sind gefragt gewesen. Gerade auf Meldungen über einen möglichen Gas-Boykott Russlands hat der Finanzmarkt zuletzt empfindlich reagiert. Ohne die Ukraine-Spannungen lägen die Zehnjahres-Renditen hierzulande und in Übersee wohl um 20 Basispunkte höher.
Eine weitere Zuspitzung der Krise dürfte die Risikoaversion rasant ansteigen lassen. Dies dürfte die Renditen weiter fallen lassen. Kurzfristig könnten hier sogar neue historische Renditetiefpunkte markiert werden. Die Aktienmärkte sollten ebenfalls sehr empfindlich reagieren, insbesondere vor dem Hintergrund des teilweisen sehr hohen Bewertungsniveaus. Der Dax könnte in einem solchen Szenario in Richtung 8500 Punkte fallen.
Um einen etwaigen Schock an den Finanzmärkten abzufedern und um durchaus mögliche Kettenreaktionen zu unterbinden, könnte die Europäische Zentralbank unterstützend tätig werden. Eine Leitzinssenkung auf null Prozent, ein erstmaliger negativer Einlagensatz und eine Ankündigung, die Vollzuteilungspolitik zu verlängern, scheinen in diesem Szenario wahrscheinlich. Diese Maßnahmen sollten dann einem allzu schnellen Wiederanstieg, gerade bei den Bundrenditen, entgegenwirken.
Eine weitere Zuspitzung der Krise in der Ukraine hätte also durchaus spürbare Folgen für die europäische Konjunktur, wie den Finanzmärkten. Deutschland käme wegen der sehr stabilen Konjunktur jedoch relativ gut durch diese Krise.
Falls jedoch in Folge sich wieder ein kalter Krieg zwischen Ost und West ausbilden sollte, würden alle verlieren. Vor diesem Hintergrund sollte man Gedanken über robuste föderale Strukturen in der Ukraine nicht sofort verwerfen. Vielmehr könnten diese den Raum bieten, die jetzigen Spannungen wieder in den Griff zu bekommen.