François Fillon Partei stellt sich hinter Präsidentschaftskandidat

Angesichts der Hartnäckigkeit von François Fillon begräbt seine Partei die begonnene Revolte gegen ihren Präsidentschaftskandidaten. Doch dessen Kandidatur ist durch den Streit weiter geschwächt - und der Justiz-Ärger dürfte nicht vorbei sein.

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Francois Fillon: Partei stellt sich hinter Präsidentschaftskandidat Quelle: REUTERS

Nach tagelangem Streit hat sich Frankreichs konservative Republikaner-Partei hinter ihren angeschlagenen Präsidentschaftskandidaten François Fillon gestellt. Das politische Komitee, in dem die zentralen Lager der Partei vertreten sind, habe nach breiter Debatte einstimmig seine Unterstützung für Fillon erneuert, sagte Senatspräsident Gérard Larcher. „Die Republikaner stehen damit zusammen und entschlossen hinter François Fillon.“ Knapp sieben Wochen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl zwang Fillon seine Kritiker einzulenken - doch die Debatte der vergangenen Tage hat tiefe Gräben bei den Konservativen offenbart. Zahlreiche Politiker hatten Fillon zum Rücktritt gedrängt, um einen Ersatzkandidaten ins Rennen zu schicken. Auch Schlüsselpersonen aus seinem Wahlkampfteam traten zurück. Fillon blieb aber hart und verweigerte einen Rückzug, am Sonntag mobilisierte er Zehntausende Anhänger zu einer Demonstration in Paris.

Fillons Wahlkampf wird seit Wochen vom Verdacht einer Scheinbeschäftigung seiner Frau belastet. Die Affäre dürfte weiter für Schlagzeilen sorgen: Für den 15. März ist Fillon von Ermittlungsrichtern vorgeladen. Dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens - er selbst weist die Vorwürfe zurück. Nach Informationen der Zeitung „Le Monde“ forderte Fillon seine Parteikollegen bei dem Treffen nun auf: „Es ist jetzt Zeit, dass jeder sich fängt und zur Vernunft kommt.“ Der 63-Jährige habe vor dem „Gift der Spaltung“ gewarnt. „Wir haben zu viel Zeit mit sinnlosen Diskussionen verloren, haben der extremen Rechten und den Kandidaten der Linken freies Feld gelassen“, sagte er. Der frühere konservative Premierminister Alain Juppé, der von vielen als Ersatz-Kandidat ins Spiel gebracht worden war, hatte zuvor nach langem Zögern eine Bewerbung ausgeschlossen. Er sei nicht in der Lage, das Lager der bürgerlichen Rechten zu versammeln, räumte er in Bordeaux ein. Zugleich erhob der 71-Jährige schwere Vorwürfe gegen Fillon: Dessen Verteidigungslinie, die Ermittlungen als Komplott und versuchte „politische Ermordung“ anzuprangern, habe ihn in eine Sackgasse gebracht.

„Was für eine Verschwendung“, sagte Juppé mit Blick darauf, dass Fillon anfangs als Favorit der Präsidentenwahl im April und Mai gegolten hatte. Inzwischen liegt er in Umfragen abgeschlagen auf Platz drei, deutlich hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron. Fillon käme damit derzeit nicht in die entscheidende Stichwahl.

Fillon war im November bei einer Vorwahl des bürgerlichen Lagers zum Kandidaten bestimmt worden, bei der er haushoch gegen Juppé gewann. Am Sonntag hatte er auch auf diese Legitimierung verwiesen und betont, dass niemand ihn daran hindern könne, Kandidat zu sein. Die Franzosen wählen ihren neuen Staatschef in zwei Runden am 23. April und am 7. Mai.

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