Frankreich Deutsche bei Angriff auf Champs-Élysées verletzt

Kurz vor der Präsidentenwahl erschüttert ein mutmaßlicher Terroranschlag Frankreich. Bei der tödlichen Attacke auf Polizisten wird auch eine Deutsche verletzt. Die Terrormiliz IS reklamiert die Bluttat für sich.

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Paris am Tag nach dem Angriff. Quelle: AP

Bei dem Anschlag auf den Champs-Élysées in Paris ist nach Angaben der Bundesregierung auch eine deutsche Staatsangehörige verletzt worden. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin mit. Die Frau habe sich zufällig am Tatort aufgehalten. Ihr Zustand sei stabil. Sie sei nicht lebensbedrohlich verletzt worden, habe aber ernste Verletzungen davongetragen.

Kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl an diesem Sonntag hatte ein nach Medienberichten 39 Jahre alter Mann am Donnerstagabend auf dem Prachtboulevard mitten in Frankreichs Hauptstadt mit einer automatischen Waffe auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei geschossen. Ein Polizist starb dabei. Neben der Deutschen wurden nach Angaben der französischen Behörden zwei weitere Beamte verletzt. Die Polizei erschoss den Angreifer. Die Terrormiliz IS reklamiert die Bluttat für sich.

Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, fanden die Ermittler im Auto des Täters ein Gewehr und mehrere Messer. Gleichzeitig lief die Suche nach möglichen Komplizen. Drei Familienangehörige des mutmaßlichen Täters wurden für polizeiliche Befragungen festgesetzt. Dies sei Routine, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Ein Belgier, der als Komplize mit dem Angriff in Verbindung gebracht worden war, wurde von den Behörden entlastet. „Dieser Mann ist gestern zur Polizei gekommen, nachdem er sich selbst als Terrorverdächtiger Nummer eins in Verbindung mit den gestrigen Umständen auf den sozialen Medien gesehen hat“, teilte ein Staatsanwalt im belgischen Antwerpen mit. Er habe aber nichts mit der Attacke zu tun. Der belgische Justizminister Koen Geens sagte der flämischen Rundfunkanstalt VRT, dass es zurzeit keine Informationen zu Verbindungen des Täters nach Belgien gebe.

Eine der zentralen Fragen vor der Präsidentschaftswahl war, ob und wie der Angriff die Wählerschaft beeinflussen wird. Premierminister Bernard Cazeneuve sagte, die Bevölkerung dürfe sich nicht der Angst beugen. „Nichts darf diesen demokratischen Moment beeinträchtigen, der wesentlich ist für unser Land“, sagte er.

Mehr als 50.000 Polizisten würden am Sonntag im Einsatz sein, um die erste Runde der zweistufigen Wahl zu sichern. Zusätzlich werden demnach 7000 Soldaten patrouillieren. Die Geheimdienste arbeiteten „im Schatten“, Eliteeinheiten der Polizei seien in Alarmbereitschaft.

Die Hauptkandidaten bemühten sich darum, Fehler zu vermeiden, die ihre Chancen bei der Wahl schmälern könnten. Der unabhängige Emmanuel Macron sagte zwei Wahlkampfauftritte ab und rief die Wähler auf, kühlen Kopf zu bewahren. „Was unsere Angreifer wollen, ist Tod, Symbolismus, Panik säen, einen demokratischen Prozess, die Präsidentschaftswahl, stören“, sagte er im Radiosender RTL.

Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National forderte „einen kühlen Kopf und einen festen Griff“. „Es ist an der Zeit, aufzuhören, naiv zu sein“, sagte sie im Radiosender RFI.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP war der Angreifer als Extremist bekannt gewesen. Er war im Februar festgenommen und später wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen worden, nachdem er gedroht haben soll, Polizisten anzugreifen. 2003 wurde er demnach nach einer Schießerei wegen versuchten Totschlags an zwei Polizeibeamten verurteilt.

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