Frankreich Die Führungsmacht ist außer Kontrolle

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Die EZB funktioniert wie die Banque de France

Immer ein bisschen widerspenstig, aber im Zweifel immer zu Diensten der Politik: Das Gebäude der Banque de France (Französische Nationalbank) in Paris. Quelle: dapd

Das laut „Spiegel“ für die Zeit nach der Bundestagswahl angekündigte Sparprogramm von Finanzminister Wolfgang Schäuble wird wohl der letzte Reflex der alten Bundesrepublik sein. Wer inzwischen das Sagen in Berlin hat, zeigt die umgehende Reaktion des Internationalen Währungsfonds (IWF) und seiner geschäftsführenden Direktorin Christine Lagarde, die das Sparprogramm sogleich heftig kritisierte. Maastrichter Vertrag und der neue Fiskalpakt bekommen in Berlin einen Staatsakt erster Klasse. Lagarde folgt dem französischen Denkmodell, wonach Ausgaben notfalls über die Notenpresse zu finanzieren sind. Das Modell wird bereits im Euro-Raum praktiziert. Die Europäische Zentralbank (EZB) funktioniert wie die Banque de France vor der Einführung des Euro: Manchmal ein bisschen widerspenstig, aber im Zweifel immer zu Diensten der Politik.

Der Deutschen Bundesbank und ihrem Präsidenten Jens Weidmann ist in diesem System die Rolle des Papstes zugedacht. Man darf von Zeit zu Zeit an die Geschichte von Sodom und Gomorra und die Folgen unzüchtigen geldpolitischen Verhaltens erinnern. Dem immer kleiner werdenden Kreis der Gläubigen jagt dann ein wohliger Angstschauer über den Rücken, während die monetäre Orgie unverdrossen weitergeht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte Hollande jetzt freundlich aber bestimmt an seine Verantwortung für das Große und Ganze erinnern und daran, dass Frankreich via einer gemeinsamen Währung und der noch vorhandenen deutschen Bonität den strategischen Schutz Deutschlands genießt. Berlin hat dafür erhebliche finanzielle Risiken auf sich genommen. Die Zeit für Nonchalance ist vorbei.

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