Wie ist es um die Sicherheit in den Stadien selbst bestellt? Beim letzten Spiel der deutschen Nationalelf in Frankreich konnte ein Anschlag ja nur knapp verhindert werden.
Vor dem Spiel werden die Stadien auf Sprengstoff abgesucht, während des Zuschauereinlasses erfolgen zum Teil drei Durchsuchungen und für den Notfall gibt es Pläne für eine geordnete Evakuierung, inklusive vorbereiteter Stadiondurchsagen in verschiedenen Sprachen.
Ob das eine Panik verhindert?
Bei Panik im Stadion kann es leicht mehr Tote geben als bei einem Anschlag selbst. Eine Maßnahme die Ausgänge bei Panik zu entlasten ist es, die Zuschauer auf das Spielfeld zu leiten. Über dem gesamten Land liegt eine Art Sicherheitsschirm. Frankreich scheint mir so gut wie möglich vorbereitet zu sein.
Der Mann, der beim Spiel der Nationalelf gegen die Niederlande in Hannover mutmaßlich für die Bombendrohung verantwortlich war, war selbst als Ordner tätig. Was bringt es, die Zuschauer bestmöglich zu kontrollieren, wenn es trotzdem Lücken in der Infrastruktur gibt?
Das private Sicherheitspersonal ist in der Tat ein Problem. Es bleibt zu hoffen, dass die französischen Behörden es genau durchleuchtet haben. Aber auch abgesehen davon lassen sich nicht alle Sicherheitslücken schließen.
Wo sehen Sie Lücken?
In der Logistikkette können immer Löcher sein, auch technische Ausrüstung kann fehlen. Die Zuschauer werden nicht so intensiv gecheckt wie am Flughafen, was bei diesen Menschenmassen auch gar nicht zu bewerkstelligen wäre. Es werden bewusst von vornherein Abstriche hingenommen. Das ist nicht ideal, aber gleichwohl ein vernünftiger Ansatz, Sicherheit und Spielvergnügen in Einklang zu bringen.
Islamistischer Terror gegen Europäer seit "Charlie Hebdo"
Die italienische Polizei deckt ein islamistisches Terrornetz auf. Unter anderem sollen die verhafteten 16 Kurden und ein Kosovare vorgehabt haben, mit Geiselnahmen den in Norwegen inhaftierten Terrorchef Mullah Krekar freizupressen.
Über der ägyptischen Halbinsel Sinai stürzt ein Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia mit 224 Passagieren - vor allem russischen Urlaubern - ab. Großbritannien und andere Länder meinen aufgrund von Geheimdienst-Informationen: wegen einer Bombenexplosion. Die Islamistengruppe Ansar Beit al-Makdis („Unterstützer Jerusalems“) behauptet, dafür verantwortlich zu sein.
Ein 25-jähriger marokkanischer Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel - Paris bei einem Anschlagsversuch mit einer Kalaschnikow von Fahrgästen überwältigt. Zwei Passagiere werden verletzt.
An einem Hotelstrand in der Nähe der tunesischen Touristenhochburg Sousse erschießt ein 24-jähriger Einheimischer mit Verbindungen zu radikalen Gruppen 38 ausländische Touristen, vor allem Briten.
Extremisten erschießen im Bardo-Museum der tunesischen Hauptstadt Tunis 21 Menschen, in der Mehrheit ausländische Touristen. Die Terrormiliz IS bekennt sich zur Tat.
In Kopenhagen feuert ein arabischstämmiger 22-Jähriger auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Der Anschlag gilt vermutlich einem Mohammed-Karikaturisten, der unverletzt bleibt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor er von Polizeikugeln tödlich getroffen wird.
Beim Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ werden in Paris zwölf Menschen getötet. Die beiden Täter kommen zwei Tage später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Ein mit ihnen bekannter dritter Täter erschießt in Paris parallel dazu eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er bekennt sich zuvor zur Terrormiliz IS.
Ein Teil des Sicherheitskonzepts sieht vor, zusätzliche Sicherheitskontrollen weit vor den Stadien durchzuführen. Verlagert man dadurch nicht lediglich eine Menschenansammlung?
Menschenansammlungen außerhalb der Stadien sind in der Tat mehr gefährdet. Aber auch hier leisten die Behörden einen erheblichen Aufwand, um Sicherheit zu gewähren. Sollte es Anschläge während der EM geben, dann dürften sie eher auf Ziele abseits der EM zielen, an irgendeinem Strand oder an einem Ort, wo es an Sicherheitskräften fehlt.
Nun bietet Fußball für Werbeträger aller Art eine gigantische Bühne dank der großen medialen Aufmerksamkeit. Macht ihn das auch als Terrorziel attraktiver?
Der Fußball ist ein Magnet für Massen und damit im Fokus des Terrorismus, dem es um möglichst viele Tote aus vielen Nationen geht und damit um die mediale Aufmerksamkeit. Es mag makaber klingen, aber nicht die Zahl der Toten hat Priorität für den Terrorismus, sondern die Schreckensbilder rund um die Welt. Trotzdem: Das Sicherheitskonzept wird wenig zulassen. Die Stadien sind quasi Festungen.