Frankreich Macron gewinnt, Mélenchon überrascht

In der ersten TV-Debatte geben sich die Kandidaten als Einzelkämpfer. In der Stichwahl werden einige zusammenarbeiten müssen, um Marine Le Pen zu verhindern. Erste Annäherungen deuten sich an.

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Der "ewige Zweite" auf dem Weg nach oben
François Fillon Quelle: AP
Francois Fillon Quelle: REUTERS
Francois FIllon und Vladimir Putin Quelle: AP
Fillon 2009 bei einer Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. Quelle: REUTERS
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Premierminister, Francois Fillon 2010 Quelle: dpa
Francois Fillon mit seiner Frau Penelope Quelle: REUTERS
Francois Fillon Quelle: dpa

Die Augen der Franzosen sind derzeit auf die Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen gerichtet. Sie dominieren die Umfragen und werden vermutlich in die Stichwahl im Mai gehen.

Allerdings sind viele der Wähler noch unentschieden, der Druck vor der ersten von drei Fernsehdebatte war groß. Am Montagabend traten Macron und Le Pen gegen Benoît Hamon, Jean-Luc Mélenchon und Francois Fillon an. Die Zuschauer erlebten dabei einen angeschlagenen Fillon, der blass und über weite Strecken der Debatte verkrampft, beinahe abwesend, wirkte.

Frankreichs Präsident - das mächtigste Staatsoberhaupt

Trotz immer erdrückender werdenden Korruptionsvorwürfen nutzte er den Fernsehauftritt nicht, um sich zu entschuldigen. Er gab lediglich kleinlaut zu Bedenken, dass Menschen eben Fehler hätten - und er auch. Sein Ziel für die kommenden zwei Fernsehdebatten sollte es sein, kampflustiger und vor allem wieder selbstsicherer zu werden.

Dieses Mal war es vor allem der Europaabgeordnete Jean-Luc Mélenchon, der mit seiner eloquenten, zuweilen sehr engagierten und lauten Art, einen kleinen Aufmerksamkeitserfolg landen konnte. Er sorgte dafür, dass die Diskussion keine weitere Wahlkampfveranstaltung wurde, sondern eine echte Debatte. Beim Thema Bildung und in der in der Einwanderungsfrage bezog er klar Stellung gegen Marine Le Pen: „Menschen werden nicht freiwillig zu Migranten, sie werden dazu gemacht – und wir müssen sie so behandeln, wie wir behandelt werden möchten.“ In Frankreich dominierte er auf Twitter von Beginn an die Tweets.

Frankreichs Stärken

Mélenchon muss jede Öffentlichkeit nutzen, die ihm geboten wird. In den Wahlumfragen liegt er bislang nur auf Platz fünf, holt aber auf. Einige sehen ihn schon gleichauf mit Hamon.

Die beiden Linken könnten zwischen dem ersten Wahlgang und der Stichwahl zum Zünglein an der Waage werden. Dann wird es darum gehen, ihre Wähler noch einmal zu mobilisieren, um Marine Le Pen zu verhindern. Das dürfte auch erklären, warum sich Hamon und Mélenchon gegenseitig überhaupt nicht angriffen - und von Zeit zu Zeit sogar den Ausführungen von Emmanuel Macron zunickten. Auch deshalb war die TV-Debatte ein „Alle gegen Le Pen“.

Emmanuel Macron war der einzige Kandidat, der direkt zu den Zuschauern an den Bildschirmen sprach, sie mit einem „Bon Soir“ (Guten Abend) begrüßte und seine Konkurrenten ausblendete, so als wolle er sagen: Es gibt nur mich. In seinem Eingangsstatement präsentierte er sich weniger als etablierter Politiker, sondern als arbeitender Mensch, als Banker. „Darauf bin ich stolz.“

Er ist der einzige Kandidat, der noch nie für ein politisches Amt kandidiert hat, obwohl er unter Hollande bereits Wirtschaftsminister war. Ein etablierter Politiker werde die Probleme Frankreichs (unter anderem Klimawandel, islamistischer Terror) nicht lösen. „Das Projekt, das ich vorhabe, hat Vertrauen in das Land und seine Energie. Es ist ein Projekt der Hoffnung.“

Marine Le Pen brauchte mit drei Minuten für ihr Eingangsstatement fast doppelt so lange, wie ihre männlichen Konkurrenten. Sie formulierte den einprägsamsten Satz der Debatte: „Ich möchte nicht die Vizekanzlerin von Angela Merkel sein.“ Außerdem stehe sie auch nicht als „Chefin einer Region der EU“ zur Verfügung, sondern als „Präsidentin der französischen Republik.“ Für diese Unabhängigkeit Frankreichs seinen schließlich „Millionen von Franzosen gestorben.“

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