Noch liegt der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung nicht vor, aber es sickern schon Details der Pläne durch. Wie bisher auch will die Bundesregierung aus den Deutschen die ambitioniertesten Klimaretter machen. Demnach ist vorgesehen, das
- ab 2030 keine neuen Häuser mehr mit Gas- oder Ölheizungen ausgestattet sein sollen,
- ab 2030 keine Autos mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden sollen,
- der Fleischkonsum ab 2050 mindestens halbiert wird,
- mehr Fahrrad gefahren wird und
- mehr Ökostrom produziert wird.
Dass klimapolitisch etwas geschehen muss, steht außer Frage. Dies ist auf der Klimakonferenz im November 2015 in Paris von allen beteiligten Nationen anerkannt worden. Es ist auch richtig, dass dauerhaft fossile Brennstoffe keine Rolle in der Energieversorgung spielen sollten und dass der Fleischkonsum insgesamt zurückgefahren werden sollte. Insofern zielt der Klimaschutzplan in die richtige Richtung.
Es handelt sich beim Klimaschutz um ein sogenante Allmendegut oder neudeutsch um ein “Global common“, also um ein Gut, dessen Nutzung rivalisierend ist und von dessen Nutzung außerdem niemand ausgeschlossen werden kann. Diese Eigenschaften sind technisch bedingt. Die Tragik der Allmende besteht dann in der Übernutzung dieses Gutes. Im Fall des Klimas droht ganz konkret eine Überbeanspruchung der Erde mit der Folge eines Klimakollaps.
Damit ist aber auch schon der Weg zur Lösung skizziert. Ein globales Allmendegut kann nur dadurch bewahrt werden, dass es globale Zugangsregeln gibt. Es muss also einen globalen Allokationsmechanismus geben; alle müssen mitmachen. Obwohl wir davon weit entfernt sind, gibt es einen globalen Mechanismus, der im Kyoto-Protokoll festgeschrieben ist und der eine pretiale Lenkung über Emissionszertifikate vorsieht. Dieser Mechanismus hat sich grundsätzlich bewährt und ist anerkannt. Nun gilt es, dafür zu sorgen, dass diejenigen Länder, deren klimaschädlicher Schadstoffausstoß am stärksten wächst, nämlich Entwicklungs- und Schwellenländer, ebenfalls in dieses System einbezogen werden. Das sieht die Abmachung von Paris aus dem November 2015 explizit vor.
Aus diesen Gründen schwitzt die Erde
Die Anzahl der Menschen auf der Erde wächst jedes Jahr um etwa 70 bis 80 Millionen Personen. Das entspricht fast der Bevölkerungsgröße Deutschlands. Bis 2050 soll laut Schätzungen der Vereinten Nationen die Weltbevölkerung auf knapp 10 Milliarden Menschen angewachsen sein. Dass die Kinder nicht hierzulande oder bei unseren europäischen Nachbarn geboren werden, ist hinreichend bekannt. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika und Asien wächst die Bevölkerungszahl. Dadurch wächst auch der Bedarf an Rohstoffen, Energie, Wasser und Nahrung.
Trotz Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1992 hat sich der CO2-Ausstoß kaum verringert. Lediglich als 2009 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise viele Industriestätten weniger produzierten, sank der Wert der Kohlendioxidemission auf 784 Millionen Tonnen. Schon ein Jahr später lag der Wert wieder bei 819 Millionen Tonnen. Dabei entsteht ein Großteil der Emissionen in nur wenigen Ländern wie China, den USA und der EU.
Während Carsharing und der öffentliche Nahverkehr in Ländern wie Deutschland in Zeiten hoher Benzinkosten viele Anhänger findet, ist der weltweite Trend eindeutig ein anderer. Immer mehr PKW fahren über den Globus. 2010 wurde erstmals die Eine-Milliarde-Marke geknackt. Besonders viele Autos pro Einwohner werden in Monaco und den USA gefahren.
Der seit Mai 2012 stetig ansteigende Ölpreis hat dafür gesorgt, dass Kohle wieder an Attraktivität gewonnen hat. Die Wiederauferstehung der Kohle ist für die Umwelt eine Katstrophe. Laut BUND sind Kohlekraftwerke mehr als doppelt so klimaschädlich wie moderne Gaskraftwerke. Die großen Dampfwolken aus den Kühltürmen der Kraftwerke machen ein anderes Problem deutlich: Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie geht meist als ungenutzte Wärme verloren.
Das Handout der Umweltschutzorganisation WWF zeigt die illegale Abholzung eines Waldgebietes in Sumatra (Indonesien). Jährlich gehen knapp 5,6 Millionen Hektar Wald verloren. Die fortschreitende Abholzung von Regenwäldern trägt entsprechend mit zur globalen Erderwärmung bei. Denn die Wälder speichern Kohlendioxid.
Rinder sind wahre CO2-Schleudern. Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch in Brasilien erzeugt genauso viel klimaschädliches Kohlendioxid wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt. In diese Rechnung fließen mehrere Faktoren ein. Zum einen können auf dem für die Rinder genutzten Weideland keine Wälder mehr wachsen. Zum anderen scheiden Rinder das klimaschädliche Gas Methan aus. Laut WWF sind in Deutschland fast 70 Prozent der direkten Treibhausemissionen auf die Ernährung mit tierischen Produkten zurückzuführen.
Nicht nur Unmengen an Verpackungsmüll produzieren die Deutschen. Wir schmeißen auch jede Menge Lebensmittel weg, pro Kopf etwa 100 Kilogramm pro Jahr. Auch diese Verschwendung wirkt sich massiv negativ auf das Klima aus.
Flugzeuge stoßen CO2, Stickoide, Wasserdampf, Ruß, Sulfat und andere Partikel aus und verpesten so die Umwelt. Die größte Klimawirkung hat laut atmosfair.de das reine CO2, das immer beim Verbrennen von Benzin oder Kerosin entsteht. Außerdem die Bildung von Schleierwolken und Kondensstreifen, der Aufbau vom Treibhausgas Ozon in einem sensiblen atmosphärischen Stockwerk sowie der Abbau von Methan.
Man kann unmittelbar erkennen, dass es wenig nützt, wenn die Deutschen ihre Klimabeanspruchung weiter herunterfahren, zumindest nicht direkt. Denn unsere Einsparungen werden angesichts des hierzulande bereits erreichten technischen Standards eher wenig zusätzliche Emissionseinsparungen (und wenn dann nur sehr teuer) erbringen werden. Klimatechnisch wäre es viel besser, die neuen Emittenten (Indien und China) mit der vorhandenen modernen Technologie großflächig auszustatten, sodass sie zwar wirtschaftlich wachsen, aber das bei geringen Emissionen pro Einheit BIP.
Allerdings muss man das deutsche Engagement nicht in Bausch und Bogen verurteilen. Es zeigt, dass eine Gesellschaft klimapolitischer Vorreiter sein kann, ohne sozial und wirtschaftlich nennenswert zu verlieren. Für das Mikroklima in den deutschen Städten ist eine Reduzierung des CO²-Ausstoßes ohnehin positiv.